Henryk M. Broder / 05.06.2023 / 12:00 / Foto: Stefan Müller / 39 / Seite ausdrucken

Vom Saulus zum Raulus

Die Straßenkleber der Letzten Generation wollen das Klima vor dem Kollaps und die Welt vor dem Untergang retten. Gut so! Irgendjemand muss es ja tun. Ganz vorne mit dabei: ein Schauspieler, der vor einigen Jahren noch Werbung für Autos und andere klimaschädliche Produkte gemacht hat. Rolle ist Rolle. Und das ganze Leben ist ein Spiel. 

Klimakleber Raul Semmler saß drei Tage im Gefängnis und hatte dabei einen Traum, den er gleich nach seiner Entlassung der Welt mitteilte. Wie es in Deutschland besser sein könnte, mit weniger Autobahnen, mit günstigeren und mehr Bahnstrecken, mit bezahlbaren Mieten, mit Parteien, die echten Umweltschutz machen, mit veganer Landwirtschaft, kostenlosem Nahverkehr und autofreien Innenstädten. Ja, das Leben könnte so schön sein, wären da nur nicht die gemeinen Konzerne, die die Welt auspressen wie eine Zitrone, und Richter, die sich ihrer sozialen Verantwortung entziehen. Und einen Kanzler, der den Supereichen nach dem Mund redet, statt auf die Wissenschaft zu hören. 

Ginge es nach Raul Semmler, wäre die Welt ein Paradies. So wie er reden alte Betschwestern, die als junge Nutten angefangen haben. Es ist noch nicht lange her, da hat er auf seiner Facebook-Seite für Autos der Marke SEAT geworben. Das ist nicht ehrenrührig, und SEAT ist eine gute Automarke. Nur gab es damals weder Fridays for Future noch die Letzte Generation, und das Ende der Welt stand nicht unmittelbar bevor. Aber es gab einen neuen SEAT Ateca, den man freihändig öffnen konnte, eine echte Revolution im Autobau, wie die Erfindung des automatischen Getriebes.   

Und so machte Raul Semmler eine Serie von Werbefilmen für SEAT, ohne die Option „autofreier Innenstädte“ auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Hier, hier, hier und hier zu sehen.

Was er alles kann

Das war noch vor seiner Transition vom Saulus zum Raulus. Danach präsentierte er sich, ebenfalls auf Instagram, als Actor, Voice Actor, Screenwriter und gab als Heimatadresse Civil resistance @letztegeneration an. Naja, und so landete er irgendwann für drei Tage im Knast, nur weil er für vegane Landwirtschaft, kostenlosen Nahverkehr und autofreie Innenstädte demonstriert hatte.

Im Netz findet man noch immer eine Seite, auf der Raul Semmler erklärt, was er alles kann. Sein Unique Selling Point (USP) (oder auf gut deutsch: Alleinstellungsmerkmal) ist eine Stimme, „die Direktheit UND Emotionen vereint“, genauer: „Ich habe eine junge Stimme zwischen Tenor und Bariton. Sowohl für OFF, jugendliche Rollen und junge Erwachsene einsetzbar. Die Stimme ist geschult (4 Jahre staatl. Schauspielausbildung, viel Erfahrung in Werbung, Hörspiel, Theater und Film) und flexibel, egal ob z.b. sanft und sensibel wie in Duschbad-Werbungen oder rauh und kräftig wie manches mal auf der Bühne.“

Auf derselben Seite listet er auch eine Anzahl von Firmen und Unternehmen auf, denen er bereits seine Stimme gegeben hat, u.a. Suzuki, AXA, Garnier, SEAT, Puma, Rewe – und das Fraunhofer Institut. Keine Frage, der Mann ist begabt, ein Multitalent. Das zeichnet einen guten Schauspieler aus. Im Theater könnte er sowohl Albert Schweitzer als auch Dorian Gray spielen. Und jetzt hat er eben bei der Letzten Generation unterschrieben. Kein Job wie jeder andere, aber immer eine tolle Herausforderung.

Foto: Stefan Müller CC BY 2.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 05.06.2023

“Und so machte Raul Semmler eine Serie von Werbefilmen für SEAT, ohne die Option „autofreier Innenstädte“ auch nur mit einem Wort zu erwähnen.” Ich hoffe doch, er ist wenigstens so konsequent, daß er diese vermutlich üppigen Einnahmen inzwischen irgend einer Stiftung der “Heiligen Greta” gespendet hat, wenigstens doch einer Dorfschule, alt. Bärbock-Toiletten-Anlage, in irgend einem bedürftigen Dorf Afrikas.

W. Renner / 05.06.2023

Möge es ein Seat sein, der den Semmelkleber erlöst, sollte er mal nicht rechtzeitig von der Fahrbahn getrennt werden.

Lutz Liebezeit / 05.06.2023

Politisch wird auf eine unglaublich dümmliche Art argumentiert und das traditionell. Wenn’s um Waffenlieferungen ging, dann hieß es: wenn wir nicht liefern, liefern andere. Da kam man nicht gegen an. Dann sollte auch gelten, wenn wir Benzin einsparen, wird es billiger, dann verbrennen es andere. Wo Lücken enstehen, da drängen andere rein. Das ist Marktwirtschaft. Was wir Russland nicht abkaufen, nimmt Indien. Wir bereinigen den Markt sozusagen freiwillig. Dann bleibt nur die Frage, was wir mit 3 Milliarden Facharbeitern wollen?  

K.Schönfeld / 05.06.2023

Einfach kleben lassen. Wer befreit werden will, soll zum Smartphone greifen und den medizinischen Notdienst anrufen.

D. Schmidt / 05.06.2023

Bei der nächsten tektonischen Platten Verschiebung werden die Kleber ohne Rülpser der Erde, verschwinden. Oder allen fällt ein Stein auf den Kopf, oder die Sonne macht Grillwürstchen aus allen. Aber vorher bitte kräftig Pumpen mit Habecks teurer Klimapumpe. Pump up the jam. Kann mal jemand manche Hirne aufpumpen? Am Besten mit CO2. Dann wachsen evtl. paar Hirnzellen nach. Lol

Marc Greiner / 05.06.2023

Ja, man muss halt das Berufliche und Private trennen können. Ungefährer O-Ton der Kleber, die dann nach Thailand geflogen sind. Schizzo. Oder eben Sozialisten wie eh und je.

Jürgen Fischer / 05.06.2023

Gottogott, schon wieder so einer. Würde er seinen Fusselbart abrasieren, könnte er glatt als Georgine Kellermanns Tochter durchgehen. Aber ich will mal nicht zu gemein sein. Als er zu Seat-Werbungszeiten noch eine very hippe Frisur hatte, hätte man ihn Semmelschnösel nennen können. Aber man sah es ihm schon damals an, er fühlte sich nicht ganz wohl in der Rolle. Jetzt scheint er endlich seine (Klebe-)Identität gefunden zu haben.

H. Nietzsche / 05.06.2023

Man soll diese Leute ernst nehmen. Sie sagen, dass es um Milliarden Menschen gehe, die es zu retten gilt.  Also wären Millionen Opfer, die ihr Glauben fordern könnte, ein Kollateralschaden. Und sie werden tun, was sie ankündigen. Schauen wir in die Geschichte. Volle Kante gegen diese gar nicht lustigen Wahnsinnigen!

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