Zählt man die Einnahmen aus den Zwangsgebühren, der Werbung, dem Sponsoring und die geldwerten Vorteile von Kooperationen (zum Beispiel zwischen dem ZDF und der Deilmann-Reederei bei „Das Traumschiff“) zusammen, so verfügen die öffentlich-rechtlichen Sender über mindestens acht Milliarden Euro im Jahr, der Etat manchen Kleinstaates. Was sie dafür abliefern - außer Billigformaten wie Quiz, Kochen, Talkshows, Volksmusik, Alpenschmonzetten; außer der handelsüblichen Krimidutzendware, den Verbraucherkummerkästen und dem allfälligen Randgruppengejammere -, das ist laut Selbstverständnis der Sender und ihrer Apologeten vor allem die Qualität aufwändig produzierter Dokumentationen. Mit welcher die Privaten ja nie und nimmer mithalten könnten! Ja, das wüssten wir Zuschauer aber…
Was der NDR seinen Zuschauern gestern, auf dem Höhepunkt der Reisewelle, unter dem Titel „Mallorca-Liebe“ andrehte, war exemplarisch für viele aufgeblasene TV-Mogelpackungen. Was da zu sehen war? Ein paar olle Kamellen aus der Tourismushistorie von Malle, in anderen Sendungen sowie von Zeitungen und Magazinen schon xmal durchgenudelt. Ein paar Aufnahmen von Planschenden an der Playa de Palma damals & heute. Ferner die üblichen Urlaubspioniere mit ihrem Wie-war-das-hier-früher-noch-alles-schön-Garn. Tausendmal gehört, alles déjà vue.
Der „aktuelle“ Teil der Sendung zeigte Autobahnen im Bau, die längst befahren werden; Interviewpartner, der nicht mehr unter den Lebenden weilen; Hotels, die umgebaut wurden. Zum Thema Bauwahn in Port d´Andratx kam der unvermeidliche Malle-Resident Dieter Wedel zum Einsatz. Doch über die in Andratx aufgeflogenen Skandale, die Verhaftungen von Lokalpolitikern und die nichtsdestotrotz weitergehende Küstenverschandelung – kein Wort. Was Wunder: die Sendung hatte volle vier Jahre auf dem Buckel. Auf deutsch: ein Sendersystem, das in Geld baden könnte wie Dagobert Duck, hält es nicht einmal für nötig, einem seiner 08/15-Features wenigstens einen Update zu verpassen, sondern spult stattdessen Material aus dem Jahre 2004 ab.
Und wenn ihr nachts mal raus müsst, liebe Staatsfunker: bitte ganz leise sein. Damit die anderen im Schlafsaal nicht aufwachen.