Mein Vater (weißer Jahrgang 1931) war strikt gegen Spielzeugpistolen und -gewehre beim Karneval (kann man verstehen). Aber als Cowboy oder Indianer mit billigem Plastikschwert, das ging. Das war aber nicht der Bringer! Also haben wirs auf der Straße eingetauscht. Man findet immer einen Weg. Nach solch gefährlichen Tendenzen in meiner Kindheit ist doch noch was geworden aus mir. Niemanden umgebracht, niemanden angestochen, nicht mal geritzt. Brauchte dazu nicht mal psychologische Betreuung, mein Vater war auch nicht traumatisiert, meiner Mutter wars damals egal. War wohl Glück!
Wenn man das liest, sieht man die furchtbaren Angriffe auf Frauen in der Silvesternacht 2015 mit ganz anderen Augen. Wenn so ein alberner Fatzke für die Sicherheit einer Millionen-Stadt zuständig ist, kann es einem schon eiskalt den Rücken runter laufen. In meiner Kindheit hatten fast alle Mitschüler von mir Taschenmesser und haben sich tatsächlich aus Weiden und Ästen auch funktionsfähige Bögen gebastelt. Sie wären nie auf die Idee gekommen diese Waffen gegen Menschen zu richten. Jedem ist doch klar, dass die menschenverachtende Einstellung für diese Taten verantwortlich ist. Dass es zur Zeit wirklich einen Messer-Boom gibt sagte mir eine Verkäuferin in meinem Lieblingsdiscounter. Das Klappmesser für 3,99 Euro ist dort der meistverkaufte Artikel. Auf meine Frage, wer denn die Messer kauft, sagte sie nur: “Die üblichen Verdächtigen”.
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