Kölner Polizeipräsident warnt vor Micky-Maus-Messer

Lesen macht bekanntlich dumm und gewalttätig, das gilt auch für die Lektüre von Donald-Duck-Heften, vulgo Micky Maus. Und nicht nur die Lektüre, sondern schon deren Erwerb droht junge Seelen auf den Pfad der Gewalt zu führen, denn was liegt nicht alles an Waffen den bunten Druckwerken bei: Lichtschwerter, Pistolen, biologisch-chemische Kampfstoffe und neuerdings sogar Messer im Ninja-Stil. Gut, die Einsatzbereitschaft und der Wirkungsgrad dieser Dinge hielten und halten sich in Grenzen: Die Lichtschwerter sind aufblasbar, die Pistolen verspritzen Wasser, und die biologisch-chemische Abteilung besteht aus Juckpulver. All das gehört neben Furzkissen und Stinkbomben zum Sehnsuchtshorizont vorwiegend männlicher ABC-Schützen, und wiewohl hochkultivierte Eltern sich darob in moralischen Schmerzkrämpfen winden mögen, es nützt nichts: Das Zeug kommt ins Haus.

So sammelt sich in jeder Kinderstube schon nach kurzer Zeit ein beachtlicher Haufen Plastikmüll an, denn die ideelle Strahlkraft dieser Billigteile steht in keinem Verhältnis zu ihrer materiellen Halbwertszeit. Hat nicht der Bundesvorsitzende der Grünen, Robert Habeck, gerade eine Steuer auf Einwegprodukte aus Kunststoff gefordert? Ein Micky-Maus-Messer würde allemal darunter fallen.

Doch der Ninja-Dolch im aktuellen Heft beschäftigt sogar den Kölner Polizeipräsidenten. Er habe überhaupt kein Verständnis für dieses Spielzeug und diesen Kommerz – erst recht nicht angesichts der steigenden Zahl der Messerangriffe, ließ er den „Express“ wissen, der auch noch andere Bedenkenträger befragte, zum Beispiel beim Elternverein NRW. Dort findet man: „Ein Dolch symbolisiert Gewalt, weil er ein Mordwerkzeug ist. Kinder müssen lernen, Konflikte gewaltlos zu lösen, statt noch zu Gewaltphantasien angeregt zu werden.“

Ein Polizeipräsident als Oberpädagoge

Wer solche Statements abgibt, glaubt vermutlich auch, dass Menschen, die in ihrer Kindheit Räuber und Gendarm gespielt haben, deswegen zu Räubern und Gendarmen werden mussten, von Cowboys und Indianern mal ganz abgesehen. Es ist schon hanebüchen, daß ein Polizeipräsident sich als Oberpädagoge aufspielt und die harmlose Ninja-Mode, die viele einheimische Knaben und sogar manche Mädchen gepackt hat, mit den mörderischen Messer-Metzeleien der Zugewanderten zusammenrührt.

Das eine ist Phantasie, das andere blutige Realität. Aber diese gedankliche Engführung hat vermutlich Methode, denn so verschwimmen Märchenwelt und Straßengewalt zu irgendeinem mickymausamerikanischen Gesellschaftsphänomen. Die Zeitung „Express“ führt diese verschwommene Sicht exemplarisch vor, indem der Verfasser zu Beginn seines Artikels über den Plastik-Spielzeugdolch, mit dem man nicht mal Pudding schneiden kann, auf einen Mörder hinweist, der dem Lebensgefährten seiner Mutter mit einer Axt den Schädel spaltete. So etwas ist für ein Journalistenhirn also die nächstliegende Parallele.

Und wie wäre es nun, auch kleine Spielzeugmodelle von Kleintransportern nicht mehr in Kinderhand zu geben?

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Leserpost

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Marcel Börger / 29.04.2018

Soweit ich dies für mich erinnern kann, begann es wohl irgendwie in den 70/80ern, mit der Wahrnehmbarkeit der neuen, jungen Grünen, die bekanntlich ihre Wurzeln zu beachtlichem Teil im westlichen, Sozialisten/Kommunistenmilieu besitzen; Stichwort: Reformpädagogik Heute ist kaum eine öffentliche Meinung zu hören, die nicht irgendwie pädagogisiert oder psychologisiert. Dies beziehe ich primär auf politische Äußerungen und ihre mediale Begleitung, also auf Politiker und Journalisten, die sich für „korrekt“ halten. Deren Analysen und Rezepte sind mittlerweile vollständig vorhersehbar. Geschieht ein Unglück, ein Anschlag, ein „falscher Wahlausgang“ what ever, regnet es politisch und medial krude Pädagogik und Küchenpsychologie in Monsunstärke nieder, um dem Ereignis mit orwellschen Neusprech, doch noch den richtigen Spin, also Dreh, zu geben. Feindliche, also unerwünschte, Realitäten sollen offensichtlich geframet oder gehedget werden, sollen relativiert oder entschärft werden, dürfen nicht als Bedrohung der exklusiven Deutungsmacht im Raume hängen bleiben. Als ob diese öffentlichen Stimmen alle den gleichen AgitProp-Lehrgang sowjetischer Provenienz besucht und verinnerlicht hätten. Das beachtliche Teile der Medienlandschaft von „links“(egal ob rot oder grün lackiert)tickenden Redakteueren und Journalisten dominiert werden, ist klar und entspricht auch dem politischen Mainstream der „etablierten Demokraten“. Die Borniertheit und Bigotterie dieser herrschenden Meinungsklasse ist bei jeder Abweichung von ihren Standardannahmen oder Wünschen oder Hoffnungen offensichtlich. „Wir haben für alle Ewigkeit die richtige Denke, nur leider die falsche Realität.“ Der stetige Verlust von Wählern und Lesern ist mehr als verdient. Diese „Reformpädagogik“ ist (hirn)tot.

Hjalmar Kreutzer / 29.04.2018

Selbstanzeige: Ich besitze mehrere Bände des „Asterix‘“. In den Geschichten steht auf der einen Seite die globalisierende Zivilisation mit Straßen, Wasserleitungen, Kanalisation, Fußbodenheizung, Welthandel und internationalem Rechtssystem der militärisch geschützten Pax romana. Auf der anderen Seite provinzielle Dumpfbacken eines gallischen Dorfes, die sich allem globalen Fortschritt verschließen, toxische pflanzliche Aufgüsse konsumieren, um anschließend im Drogenrausch die Ordnungsmacht zu verprügeln! Die Geschichten sind perfiderweise so angelegt, dass die Sympathie des Lesers immer dem ordnungswidrigen Verhalten der Gallier, gilt. Gehört solche Lektüre nicht wie Micky-Maus eingezogen und verboten? Nun ist es von der Mark Brandenburg bis Köln für eine Tagesfahrt am Werktag ein wenig weit. Genügt es, wenn ich diese gefährliche rechte Literatur ( auch noch in braunem Lederimitat! ) der örtlichen Polizeidienststelle übergebe?

Joachim Lucas / 29.04.2018

Mein Vater (weißer Jahrgang 1931) war strikt gegen Spielzeugpistolen und -gewehre beim Karneval (kann man verstehen). Aber als Cowboy oder Indianer mit billigem Plastikschwert, das ging. Das war aber nicht der Bringer! Also haben wirs auf der Straße eingetauscht. Man findet immer einen Weg. Nach solch gefährlichen Tendenzen in meiner Kindheit ist doch noch was geworden aus mir. Niemanden umgebracht, niemanden angestochen, nicht mal geritzt. Brauchte dazu nicht mal psychologische Betreuung, mein Vater war auch nicht traumatisiert, meiner Mutter wars damals egal.  War wohl Glück!

Viola Heyer / 29.04.2018

Wenn man das liest, sieht man die furchtbaren Angriffe auf Frauen in der Silvesternacht 2015 mit ganz anderen Augen. Wenn so ein alberner Fatzke für die Sicherheit einer Millionen-Stadt zuständig ist, kann es einem schon eiskalt den Rücken runter laufen. In meiner Kindheit hatten fast alle Mitschüler von mir Taschenmesser und haben sich tatsächlich aus Weiden und Ästen auch funktionsfähige Bögen gebastelt. Sie wären nie auf die Idee gekommen diese Waffen gegen Menschen zu richten. Jedem ist doch klar, dass die menschenverachtende Einstellung für diese Taten verantwortlich ist. Dass es zur Zeit wirklich einen Messer-Boom gibt sagte mir eine Verkäuferin in meinem Lieblingsdiscounter. Das Klappmesser für 3,99 Euro ist dort der meistverkaufte Artikel. Auf meine Frage, wer denn die Messer kauft, sagte sie nur: “Die üblichen Verdächtigen”.

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