Benny Peiser / 27.05.2007 / 15:11 / 0 / Seite ausdrucken

Ist der G8 Klimagipfel noch zu retten?

Eine Leserin schreibt:

Der Gipfel ist noch weit, und sie wissen schon, wie er laufen wird, was schief gehen kann, wer wem ein Bein stellt oder es zumindest versucht. Seit Tagen, Wochen sogar, häufeln Sie hier die schlechten Nachrichten vom prospektiven Misslingen desselben, um am Ende sagen zu können: Ich habe es doch gewusst! Ist es nicht so? Nehmen Sie es mir bitte nicht übel: Ich mag diese intrigante Art vorauseilenden und profilorientierten Investigativ-Journalismus nicht, und das ist schliesslich nur eine Geschmackssache. Mag ja sein, dass es am Ende so kommt, wie Sie es prognostizieren, ich möchte aber dennoch behaupten, dass Ihre Tante uns besser unterhalten hat.

Ich schreibe zurück:

Vielen Dank für Ihre Bemerkungen. Es liegt mir fern, das endgültige Ergebnis der G8 Klimaverhandlungen vorherzusagen. Bisher habe ich mich mehr mit den diplomatischen Fehltritten beim Klimapoker beschäftigt als mit spezifischen Prognosen.

Es besteht ja durchaus die Möglichkeit einer politischen Verständigung. Immerhin hat Japan einen solchen Kompromissvorschlag vorgelegt. Mehr noch: Nach Angabe des japanischen Ministerpräsidenten sind die USA nicht abgeneigt, einem solchen Kompromiss womöglich zuzustimmen.

Lassen Sie mich deshalb wiederholen, was ich vor zwei Tagen gesagt habe: Die Frage die sich jetzt stellt ist ziemlich einfach: wird sich der G8 Gipfel auf einen Kompromiss einigen können oder nicht?
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/g8_klimapoker_japan_setzt_merkel_unter_zugzwang/

Nachtrag: Ich bitte um Entschuldigung, wenn Sie meinen zugegeben etwas kalten Realismus als pessimistischen Alarmismus empfinden. Meine Absicht war es von anfang an, die viel zu hoch gesteckten Erwartungen an den G8 Klimagipfel auf den Boden der Realität herunterzuholen. Daß es dabei auch zu einer gewissen Ernüchterung kommen würde, war mir wohl bewußt.

Dennoch stellt sich doch die Frage, ob die internationale Gemeinschaft einen realistischen Weg finden kann, beim Thema Klimawandel voranzugehen. Dass die Vorstellungen Deutschlands und der EU einfach nicht konsensfähig sind, sollte m.E. jetzt deutlich geworden sein. Der USA die alleinige Schuld für die Krise zuzustecken, entspricht einfach nicht den wirklichen Interessenskonflikten auf internationaler Ebene.

Ich hoffe, die politische Ernüchterung, die der G8 Gipfel vermutlich auslösen dürfte, wird dazu beitragen, eine bessere und realistischere Klimapolitik auf internationaler Ebene zu entwickeln.

———
Das letzte Wort hat meine Kritikerin die mir schreibt:

Wenn das so ist, dass Ihr ‘kalter Realismus’ dazu verhelfen kann, über politische Ernüchterung zu einer realistischeren Klimapolitik zu finden, dann haben Sie mich überzeugt, dass die volle Breite notwendig gewesen ist. Das ist schliesslich auch mein Wunsch.

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