Impfschäden oder Long-Covid?

Welt-Journalist Tim Röhn sprach mit zwei Ärzten über Long-Covid und schwere Impfnebenwirkungen. Einer von beiden leitet die Marburger Ambulanz für Impfgeschädigte und redete Tacheles

Ein von WELT-Journalist Tim Röhn moderiertes Gespräch mit der Ärztin Claudia Eller, die sich mit Long- bzw. Post-Covid befasst, und Prof. Bernhard Schieffer, dem Leiter der Marburger Ambulanz für Impfgeschädigte, verdient aus mehreren Gründen Beachtung: Zum einen ist es wichtig, dass von medizinisch-professioneller Seite aus Tacheles in Sachen Impfschäden geredet, das Thema politisch enttabuisiert und das Kleinreden dieses Problems, bei dem es nicht zuletzt um juristische Schuld und politische Verantwortlichkeit geht, beendet wird. Zum anderen lassen sich am Verhältnis von Impfschäden und Long-Covid ein paar Punkte machen, die über die Standpunkte der Diskutanten hinaustreiben, ohne diese im Detail anzuzweifeln.  

Claudia Eller schildert Long-Covid einerseits als ein ernst zu nehmendes Problem, das große Teile der Bevölkerung betreffe – zehn Prozent der an Covid-19 Erkrankten würden laut WHO anhaltende Beschwerden entwickeln –, während sie andererseits eingesteht, dass wirklich belastbare Daten gar nicht vorliegen. Für Deutschland gebe es keine, weil niemand meint, sie erheben zu müssen, alle redeten ständig von Evidenz, doch die müsse eben generiert werden – ein politisches Versagen, das auf das deutsche Corona-Datenchaos insgesamt verweist. Zudem merkt sie an, dass Long-Covid ein „Sammeltopf für alle Beschwerden ist, die nach Covid-19 auftreten“, nämlich solche nach einem schweren Verlauf (etwa mit Beatmung), ein sich über Monate hinwegziehender Verlust des Geruchssinns und das chronische, postvirale Fatique-Syndrom, bei dem neurokognitive Probleme (Störung der Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitung) im Vordergrund stehen. 

Dennoch hält sie an dem Begriff fest, anstatt ihn zu kritisieren: als keinerlei Mehrwert generierendes Konstrukt, mit dem Altbekanntes unter einen neuen Namen gefasst und der Eindruck erweckt wird, es handle sich beim derart Bezeichneten um ein neuartiges Problem, das die öffentliche Gesundheit herausfordert. Dass der Evaluationsbericht konstatierte, eine Auswertung von Studien deute darauf hin, dass sich Long Covid lediglich „möglicherweise“ auf die „öffentliche Gesundheit und auch das Familien- und Arbeitsleben“ auswirke, spricht dafür, dass mit Long-Covid alles ist wie vor Long-Covid, man also nur einen Beobachtungsgegenstand geschaffen hat, ohne dass sich rein materiell etwas grundlegend verschoben hätte. 

Eine Flut an Impfschäden

Um diese, wenn man so will, Corona-konstruktivistische Position am Gegenstand zu illustrieren, sei daran erinnert, dass laut Bundesgesundheitsministerium seit Covid-19 nicht deutlich mehr Lungenentzündungen zu verzeichnen sind: Wir bewegen uns diesbezüglich innerhalb der jahresüblichen Schwankungen. Addiert man die Anzahl von Lungenentzündungen mit und ohne positivem Testergebnis, so kommt man für 2020 auf 322.219 Pneumonien. Das sind im Vergleich zu 2019 nur 12.168 zusätzliche Fälle, wobei die Grippewelle in jenem Jahr als eher mild gilt. 

Damit zurück zu Long-Covid und zum „Post-Vac-Syndrom“. Während aus Ellers Einschätzungen keineswegs hervorgeht, dass es sich bei Long-Covid anders verhalte als bei den Lungenentzündungen, stehen dem wiederum die Impfschädigungen gegenüber, die logischerweise nicht Teil des Üblichen sein können, sondern politisch verantwortet werden und in der Krankheit und Tod betreffenden nationalen Gesamtrechnung „oben drauf“ kommen. Bernhard Schieffer äußert sich dahingehend besorgniserregend. Er spricht von einer „Welle, die sich vor uns aufbaut“ und spezifische und neue Versorgungsstrukturen erfordert. Er selbst hat 250 Patienten, die er betreut, wozu fünf ärztliche Stellen neu geschaffen wurden. 

Seine Patienten hätten eine monatelange Odyssee hinter sich, ohne dass ihnen dabei signifikant geholfen worden wäre. Konnte man auch früher schon von vergleichbaren Krankheitsbildern sprechen, so handelte es sich dabei noch um Einzelfälle, wohingegen wir es heute mit „Hunderten und Tausenden“ von Patienten an verschiedensten Institutionen zu tun haben. Einzelne Ambulanzen müssen ihren Zugang bereits reglementieren, weil sie überlaufen werden, was zu den Erfahrungen des Berliner Arztes Erich Freisleben passt, der sich auch mit schwerwiegenden Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe befasst und in seiner Praxis ebenfalls „überrannt“ werde. In der Politik habe sich zwar eine „Awareness“ gebildet, so Schieffer, aus der aber keine Konsequenzen gezogen würden, obwohl wir es mit einer „Flut“ zu tun hätten, die uns auch noch in den kommenden Jahren beschäftigen wird. 

„Off the record, oder nicht?“ 

Seinen spannungsgeladenen Höhepunkt erreicht das Gespräch, wenn Tim Röhn Schieffer auf den ärztlichen Opportunismus anspricht, der das Thema aus politischen Gründen („zu heiß“) nicht adressiert und damit der medizinischen Verantwortung nicht gerecht werde. Ohne es explizit zu sagen, wirft Schieffer der Ärzteschaft ein moralisches Versagen vor. Er nimmt kein Blatt vor den Mund: Weil man die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, nicht schwächen wollte, wurde das Problem „unter den Teppich gekehrt“. Wie er das bewerte, fragt ihn Röhn daraufhin, Schieffer fragt zunächst: „Off the record, oder nicht?“, um schließlich offen und ehrlich zu sagen, dass er es als seine Pflicht als Arzt betrachte, Symptomen, die in zeitlichem Zusammengang mit einer Impfung stehen, auch nachzugehen. „Warum sich mancher Kollege diesem Thema nicht widmet oder aus der Verantwortung zieht“, obliegt seiner Ansicht nach „nicht seiner Beurteilung.“ 

Die Dimension des Problems schätzt er auf um die 20.000 bis 30.000 Post-Vac-Fälle ein; von 0,1 bis 0,2 Prozent Nebenwirkungen vor allem im neurokognitiven Bereich müsse man ausgehen, wobei zahlenmäßige Angaben mit Vorsicht zu genießen seien. Das Paul-Ehrlich-Institut kritisiert er vehement; konfrontiert mit dem Problem, hätte man es als bloße Einzelfälle abgetan. Das passive Meldesystem betrachtet er als ungenügend. „Es gibt keine Erfassung.“ Das Unterfangen eines jetzt noch, also sehr spät einzurichtenden Impfregisters hält er für nicht sonderlich erfolgversprechend. 

Mich bestätigt die Diskussion in meiner inzwischen ausgeprägten Skepsis gegenüber dem medizinischen Betrieb, die keineswegs mit esoterisch angehauchten Zweifeln gegenüber der Schulmedizin zu tun hat. Es ist eine von Corpsgeist, Selbstüberschätzung und Herdentrieb geprägte Ärzteschaft, gegen die Carl Wiemer in seinem 2001 veröffentlichten Buch „Krankheit und Kriminalität – Die Ärzte- und Medizinkritik der kritischen Theorie“ angeschrieben und polemisiert hat. Darin schreibt er mit Bezug auf Behandlungsfehler, die auf Fahrlässigkeit und Vorsatz seitens der Ärzte zurückgehen:

„Es ist das Recht eines jeden dieser Versehrten, nicht länger als bedauerlicher Einzelfall rubriziert, sondern als Exempel einer systematischen Produktion von Opfern betrachtet zu werden. Erst dieser Status könnte seinen Fall zum Politikum machen. Er zeitigte daneben auch juridische Konsequenzen, indem er ihm eine Entschädigung für erlittene Versehrungen ebenso garantierte wie eine wirkungsvolle Bestrafung des Täters.“ Bei Lichte betrachtet, stellt sich die Massenimpfung als eine solche systematische Produktion von Opfern dar. 

Ein Unterschied ums Ganze

Wo ein selbst für Laien offensichtliches Problem zu Lasten von Menschen und entgegen der medizinischen Verantwortung in der Regel nicht angemessen angegangen wird, muss Systemversagen konstatiert werden. Der einzelne Arzt, der sich den mehr oder weniger unausgesprochenen Imperativen seiner Zunft nicht unterwirft, bildet darin die positive Ausnahme. 

Wenn Ellert behauptet, die Frage nach der Unterscheidung zwischen Post-Covid und Post-Vac sei eine vornehmlich akademische, wo es doch zuvorderst auf Hilfe für die Betroffenen ankäme, naturalisiert und entpolitisiert sie die Impfpolitik. Sie bringt damit den Unterschied zwischen natürlich-bedingten Atemwegsinfektionen und gesellschaftlich forcierten Impfungen zum Verschwinden, der einer ums Ganze ist. 

Tim Röhn beharrt dagegen zu Recht darauf, dass diese endlich debattiert werden müssen, da von ihnen abhängt, wie man zur jetzigen und künftigen Impfpolitik steht. Derzeit befinden wir uns in der Situation, dass die Impfschäden zunehmend öffentlich thematisiert werden, ohne dass daraus eine Kritik der gesamten Impfmobilisierung würde. Auch den fanatischsten Impfenthusiasten dürfte aber langsam dämmern, dass der von Lauterbach empfohlene vierte Shot vollendeter Wahnsinn wäre. 

Foto: wellcomecollection.org CC-BY 4.0 via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Paul Verlogen / 20.07.2022

Ich lese gerade, drei Bundesligaprofis mit Hodentumoren. Gabs das immer schon in der Häufigkeit? Und die mit Herzversagen Umgekippten im internationalen Sport habe ich aufgehört zu zählen. Bin gespannt, wie Spindoctors und Journaille das wohl umschreiben werden: Kommt das alles etwa vom Klimawandel oder dem Verzicht auf veganes Essen und recycelte Klamotten? Sarkasmus aus: Mir tun die betroffenen jungen Männer wirklich leid.

Jochen Terlitz / 20.07.2022

Gibt es keinen Link auf den Original-Artikel in der Welt. Ist ja schön, wenn mir jemand die Welt erklärt, aber ich würde es lieber selber tun.

Harald Hotz / 20.07.2022

“Wo ein selbst für Laien offensichtliches Problem zu Lasten von Menschen und entgegen der medizinischen Verantwortung in der Regel nicht angemessen angegangen wird, muss Systemversagen konstatiert werden.”- Das kommt darauf an, worin der Sinn des Systems besteht. Besteht er darin, Gewinn zu maximieren, dann ist die Krankheit das “Produkt”, das mit “Gesundheit” beworben wird. Der chronisch Kranke und der möglichst lange zu Tode Therapierte oder Gepflegte bringen den größten Reibach. “Gesundheit” ist einfach nur ein Marketinggag, und die Rentner beziehen ihre Inspiration in der Hoffnung auf ein ewiges Leben nicht mehr aus der Bibel, sondern aus der Apothekenumschau. Dieses System funktioniert inzwischen so perfekt, daß keiner es mehr ändern will. Man muß sich nur mal vorstellen, wenn nur ein Bruchteil des so generierten Profits in Gesundheitsvorsorge gesteckt würde…

Paul Verlogen / 20.07.2022

Geschichte reimt sich halt doch: man konnte es wissen, es gab hochkarätige Warner, mich hat der Videovortag von Trumps Leib-Arzt letztlich davon abgehalten, der Vertrauensseligkeit meines (z.T. fachlich gebildeten) Umfeldes zu folgen und stattdessen das zu tun, was ich selbst für richtig halte (thank you, doctor, God bless, mazzel tov). Den Druck auf Berufstätige halte ich für ein Verbrechen. Viele sahen für sich keine Wahl. Vielen wurden in Todesangst versetzt. Ich hoffe und bete, dass die entsprechenden Rädelsführer ihrer Strafe nicht entgehen werden. Für den Rest, der sich für zum Dazugehören hat spritzen lassen und immer noch denkt, er sei („Hell“-)Deutschland, für diese große Gruppe gilt: wieder einmal hat man‘s besser wissen können, stattdessen hat man sein Hirn ausgeschaltet, sich verblenden, verführen und womöglich noch einspannen lassen, um Nonkonformisten fertigzumachen. Und wieder einmal machten sie alle mit- Müller, Meier, Schmidt: Nachbarn, Lehrer, Zugschaffner, Postbeamte, weil sie sich halt ermuntert fühlen dürfen durch einschlägige Agitation seitens opportunistischer Journalisten, bezahlter Claqueure in manchen sogenannten NGOs, gewisser Leute in Verwaltung und Spezialdiensten, mancher Ministerpräsidenten, Kabinettsmitglieder bis rauf zu höchsten Amtsträgern. Geschichte reimt sich: der Anfänge nicht gewehrt, den falschen Führern hinterhergelaufen, selber nichts hören, nichts sehen, nichts sagen (und nicht selber denken) wollen! Geistige Affenpocken!!

Martin Schmitt / 20.07.2022

Aus dem Artikel, letzter Satz: ” Auch den fanatischsten Impfenthusiasten dürfte aber langsam dämmern, dass der von Lauterbach empfohlene vierte Shot vollendeter Wahnsinn wäre.” In der breiten Masse findet es doch kein Gehör, in den großen Medien habe ich noch nichts davon gehört, gesehen, gelesen. Ich sehe die Volldeppen doch schon wieder verstärkt mit Gesichtslappen rumlaufen und voller Panik vor der nächsten Welle, wie schön in der Tagesschau und heute-journal berichtet.

Rainer Irrwitz / 20.07.2022

der Artikel relativiert das vorsätzliche Verbrechen. Und warum lese ich hier von “Impfungen”? Es ist genetische Therapeutika mit einer Notfallzulassung die niemals hätte erteilt werden dürfen. Die angebliche Pandemie wurde geplant und eiskalt durchgezogen. Die Inszenierung verfolgte andere Ziele. Das Infektionsschutzgesetz kam in betrügerischer Absicht zur Anwendung. Jetzt ist nicht die Zeit über Massnahmenevaluation oder Long Covid vs. Impfschäden zu reden (und schreiben), die Coronisten müssen endlich vor ein Gericht gestellt und weggesperrt werden. Wie wäre es wenn die “Achse” täglich einen der (Haupt)Verschwörer herauspickt und aufzeigt welcher Verbrechen er sich mutmasslich im einzelnen schuldig gemacht hat und gleich das mögliche Strafmass benennt?

Reinmar von Bielau / 20.07.2022

Als von PostVac Betroffener kann ich nur sagen, dass ich ohne die Hilfe meiner Familie meine Erkrankung nicht ans Paul Ehrlich Institut gemeldet hätte, weil man bei der Covid Impfung zwar alle möglichen Papiere unterzeichnen muss, aber über eventuelle Nebenwirkungen nicht aufgeklärt wurde und wohin man diese melden muss wurde schon gar nicht kommuniziert. Den von Lauterbach fanatisierten Impfanhängern dämmert gar nichts mehr, die siond derartig gehringewaschen, dass sie nicht mehr links und rechts schauen können. Und im Zweifel will man ja auch kein rechter-Nazi-Querdenker sein!

Klaus Jürgen Bremm / 20.07.2022

Es bringt nichts mehr, sich darüber zu echauffieren. Das Kind ist in den Brunnen gefallen und die Gespritzten sind nicht mehr retten. R.I.P. ! Appelle an Restvernunft und Common Sense sind für den Allerwerstesten. Wer noch etwas tun will, kündigt seinen Job und alle Daueraufträge. Die deutsche Entität ist auf Kante genäht und dürfte die Verweigerung von 10- 15 Prozent der Buntlandinsassen deutlich spüren.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com