Ein Lehrstück für Unkenntnis im Amt war das Verbot von Castortransporten durch eine grüne Umweltministerin wegen eines Hotspots von 30 kBq. Das ist eine Strahlung, die weit unter der genehmigungs- und anzeigefreien täglichen Anwendung von z.B. des Isotops J-125 in radiochemischen Laboren liegt. Wahrscheinlich hatte jemand bei der Reinigung des Behälters gefuscht und einfaches Abwischen hätte das Problem gelöst. Ohnehin wäre die Strahlung in geringem Abstand nicht mehr messbar gewesen. Für die Unschädlichkeit einer Jahresdosis von 250 mSv würde ich jedoch anstelle des Autors des Beitrages nicht meinen Namen hergeben. Solche Angaben bieten den Strahlenhysterikern nur Angriffsfläche.
Herr Haferburg, Sie hätten auch die Hochhäuser in Taiwan erwähnen sollen, in deren Stahlbetonkonstruktion radioaktive Stähle verbaut waren und deren Bewohner nach jahrzehntelanger Exposition geringere (!) Krebsraten aufwiesen als die restliche Bevölkerung.
Guten Tag! Ich bin Nuklearmedizinerin und möchte einiges klar stellen: Die besagte Untersuchzung (eine Skelettszintigraphie) fand nicht mit Tc 99 statt (auch nicht als Markierung, hierfür wird Tc99 m, die metastabile Variante) verwendet. Es kommt aber noch ein knochengängiges Mittel wie HDP oder MDP hinzu, sonst sieht man nichts, vor allem keine Knochen. Da Tc99m strahlz lediglich, damit die Kamera die Aufteilung “sieht”. Die vorgeschriebene Dosis beträgt 500, max. 550 MBq und mehr dürfen nicht gespritzt werden, sonst wäre es strafbar. Spritzende Ärzte besitzen eine sog. Fachkunde und wissen das alles. In so einer sensiblen Diskussion sollten die Fakten korrekt wiedergegeben werden. Gruß Eine Nuklearmedizinerin
@Wolfgang Salzmann - apropos “defiziente” Bildung: es heißt im Deutschen rein bildungsmäßig “defizitär” - aber das nur am Rande. Um allerdings den schädlichen Einfluss des Menschen auf die Natur noch konsequenter zurückzudrängen, sollten wir es vielleicht nicht bei ein paar Atomunfällen belassen. Man könnte zum Beispiel auch auf die pragmatische Lösung meines indischen Yoga-Lehrers zurückgreifen und mit ein paar A-Bomben schädliche Einflüsse begrenzen. Mal sehen, wie sich’s ergibt - wir müssen’s nur laufen lassen - gelle?
@ Herr Runge Es lohnt sich nicht wirklich auf Ihre Äußerungen einzugehen, aber wenn Sie es so mit Versicherungen haben: Vielleicht können mir mit der Info weiterhelfen, was die Versicherung eines durchschnittlichen Windrades kostet? Danke!
Herr Haferburg Ihre Fleißarbeit in Ehren aber sie geht mir, genauso wie die Hysterie, die um dieses Thema verbreitet wird, an der eigentlichen Frage bzw. Problem vorbei. Strahlenbelastungen in Millisievert pro Jahr mathematisch auf das gesamte Jahr für einen “normalen Bundesbürger” umzurechnen ist irreführend. Diese Angaben sagen nichts über die Folgen aus, nämlich die Erbgutschädigung (DNA Schädigung) und das ist der Kern des Problems. Ob überhaupt und in welchem Ausmaß diese Schädigungen nach einer Strahlenexposition auftreten und insbesondere welche Folgen sie haben, hängen u.a. von der Dauer, Häufigkeit und Höhe der Strahlenbelastung ab, ob der gesamte Körper oder lediglich Körperteile betroffen sind, ob die Belastung intern oder extern erfolgte, von der genetischen Disposition des Betroffenen und seines Alters etc. Insofern kann eine einmalige starke Strahlenbelastung nicht dadurch verharmlost werden, dass man sie mathematisch auf das gesamte Jahr umrechnet. Anders herum können kleinere Strahlendosen über das Jahr verteilt völlig harmlos sein, auch wenn sie “Grenzwerte” überschreiten. Ausschlaggebend ist, ob und wie weit die DNA geschädigt wurde und ob die Zellreparaturmechanismen diese Schädigung beseitigen können. Vor diesem Hintergrund dürfte auch klar sein, dass die Höhe einer Strahlenbelastung einer Schwangeren oder eines Säuglings/Kleinkinds anders zu bewerten ist, als die eines z.B. 90 Jährigen. Geschädigte Zellen, deren DNA nicht repariert werden kann, geben diese Schädigung durch Zellteilung weiter. Es gibt umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten zu dieser Thematik, eine Zusamenfassung dazu hätte ich persönlich für deutlich hilfreicher erachtet, um der Hysterie eine aufgeklärte Sichtweise entgegen zu halten. Oder um es anders auszudrücken: während ich kein Problem darin sehe, Ihre Kerala Kartoffeln zu essen und jede Woche von Berlin nach Los Angeles und zurück zu jetten, würde ich genau das bei einem Säugling unterlassen.
Das Becquerel ist die Zahl der radioaktiven Ereignisse (Zerfälle) pro Sekunde. Knackt der Geigerzähler, der diese Ereignisse erfasst, zehn mal je Sekunde, so hat er zehn Bequerel erfasst. Das Sievert ist ein Maß für die Strahlenbelastung von Organismen. Hier gehen die Energie der Strahlung ein -verschiedene Strahlungsarten, Alpha, Beta, Gammastrahlung, und darin verschiedene Nuklide, geben je Zerfallsereignis unterschiedliche Energiemengen ab)- sowie biologische Gewichtungsfaktoren. Eine Zeiteinheit fehlt, weswegen man diese für die tatsächliche Belastung des Menschen mit hinzunehmen muss. Deshalb gibt man z.B. Millisievert pro Jahr an. Der Geigerzähler dient zur groben Abschätzung, ob ein Gegenstand oder ein Arbeitsbereich “verstrahlt” sind. Knackt es nur gelegentlich, ist man sicher. Rattert er los, sollte man sich entfernen. Für genaueren Aufschluss braucht man ein Gammaspektrometer. Dieses liefert nicht nur Aufschluss über die Intensität der Strahlung, sondern auch über die Energie pro Ereignis. Also auch darüber, welches Nuklid da strahlt. Ohne Gammaspektrometer tappt man im Dunkeln. Ich erinnere mich an die Zeit kurz nach Tschernobyl, als Hausfrauen im Supermarkt mit dem Geigerzähler vor der Salattheke standen und die Strahlung des Kalium 40 aus der Betonwand dahinter maßen, weshalb das Hanze sinnlos war. Es gab vereinzelt aber auch “Elternvereine für unverstrahlte Nahrung”, die mehrere zehntausend D-Mark für ein Gammaspektrometer aufbrachten und eine Laborkraft beschäftigten, die ihre Einkäufe durchmass, bevor die Sachen verzehrt wurden. Ich weiß das aus eigener Erfahrung, arbeitete ich doch von 1986 bis 1990 bei einem Unternehmen, das solche Gammaspektrometer herstellte. Nach Tschernobyl, es war eine aufregende Zeit. Gleichzeitig der Anfang vom Ende der friedlichen Nutzung der Kernenergie in Deutschland.
Das ist doch genau der Grund, warum das Bildungssystem parallel zur Atomhysterie an die Wand gefahren wurde: damit die aufwachsende Generation nicht erkennen kann, dass die selbsternannten Strahlentod-Kaiser sowas von nackt sind! Im “Focus” (also natürlich zu der Zeit, als noch Fakten, Fakten ... kamen!) wurde mal eine Tabelle aufgelistet, wieviel Tote und Erkrankte die jeweiligen Stromerzeugungsmethoden pro gleicher Strommenge verursachen, denn Bergwerksunglücke, Kohlestaublungen und Dammbrüche (allein im französischen Frejus in den 50igern 500 Tote, Norditalien in den 60igern 2000 Tote!) müssen auch gezählt werden. Nach dieser Tabelle ist die Energie, die am WENIGSTEN menschliches Leid verursacht, die Kernkraft! Und zwar Tschernobyl mitgerechnet.
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