Manfred Haferburg / 09.04.2016 / 06:29 / Foto: J.S. Henrardi / 5 / Seite ausdrucken

Hier Erde - hallo Herr Bundespräsident - hier Erde, bitte kommen

Es gibt Leben in Paralleluniversen. Den Beweis hat unser Bundespräsident Joachim Gauck erbracht. Er versteht nämlich die Welt, in der seine Untertanen wohnen, nicht mehr. „Ich kann den ungeheuren Verdruss gegenüber der politischen Klasse nicht verstehen“, sagte er. Die Debatte in sozialen Netzen im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise sei „zum Teil unerträglich“.

Wie jetzt? Wie können die Bürger verdrossen über die politische Klasse sein, die sich stets volksnah für das Allgemeinwohl aufopfert? Herr Gauck erfährt es doch täglich am eigenen Leibe. Für ein klägliches Bundespräsidenten-Salär von 217.000 Euro plus 78.000 Euro Aufwandsgeld unter den schwierigen Arbeitsbedingungen im Schloss Bellevue rackert sich der Landesvater viele Stunden tagaus tagein für das undankbare Volk ab. Dafür kann er vom Volke neben der gebührenden Dankbarkeit schon etwas mehr erwarten: „Ich will eine abwehrbereite und kämpferische Bürgergesellschaft haben“. Jawoll!

Das Volk soll kämpferisch sein. Aber nur so lange, als es seine erlauchten Ansichten vertritt und gefälligst an die Hofberichterstattung glaubt. Für diejenigen Defätisten, die anders denken, hat er eine hochherrschaftliche Bundespräsidentenmeinung: Er übt scharfe Kritik an pauschalen Vorwürfen von „ausländerfeindlichen Gruppen“ gegen die Medien. Sein vernichtendes Urteil über jene Landeskinder, die „Lügenpresse“ auf den Straßen skandieren: „Da herrscht Dummheit und da herrscht auch eine Freude an Dummheit“, sagte Herr Gauck, sichtlich aufgewühlt.  „Ich habe 50 Jahre als Person erlebt, was Lügenpresse ist.“

Ich habe nur 40 Jahre als Unperson erlebt, was Lügenpresse ist. Daher bin ich froh, dass heutzutage die deutschen Medien mich wahrheitsgemäß und umfassend auf allen Gebieten informieren, außer auf dem Gebiet, von dem ich etwas verstehe. Wer als Untertan die Medien kritisiert ist nach Ansicht des Bundespräsidenten Gauck ausländerfeindlich. Schlimmer noch, beim undankbaren Pöbel herrscht Dummheit und der hat auch noch Freude daran.

„Wir haben genug Menschen, die total entscheidungsfähig sind, wenn es um das Konsumieren geht“, sagte Gauck. Doch wenn es darum ginge, „konstruktiv das Miteinander in Deutschland zu gestalten“, sei das bei manchen weniger ausgeprägt. Diese präsidialen Worte unseres gütigen Landesvaters erinnern mich an ein OPK-Protokoll aus meiner Stasiakte, wo mir vorgeworfen wurde, „dass ich mich als feindlich negatives Element einer konstruktiven Mitgestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft verweigere“.

Die grüne Europaabgeordnete Rebecca Harms ist schon einen ganzen Schritt weiter als der Präsident. Sie ist dagegen, dass in einzelnen Staaten der Plebs einfach so über Fragen abstimmen kann, die ihren einträglichen Job in Gefahr bringen könnten. Da ist sie sich ganz einig mit ihrem ebenso selbstlosen Kollegen, dem EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz. Der muss nun um das "Zivilisationsprojekt" Europa kämpfen. Bei dem Referendum hätten die Argumente des Nein-Lagers mit vielem zu tun gehabt, "nur nicht mit dem Inhalt der eigentlichen Frage, nämlich dem Assoziierungsabkommen EU-Ukraine".

Hier Erde - hallo Herr Bundespräsident Gauck – hier Erde, bitte kommen – im dunkeldeutschen Paralleluniversum gibt es eine abwehrbereite und kämpferische Bürgergesellschaft.

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Reiner Hoefer / 11.04.2016

Dieser Text hat meine volle Zustimmung. Aus den zitierten Worten des Bundespräsidenten ergibt sich der nachfolgende Satz: „Wir haben genug Menschen, die total entscheidungsfähig sind” .... “konstruktiv das Miteinander in Deutschland zu gestalten” Diese Aussage stimmt. Aber warum ignoriert der Herr Bundespräsident diese Kompetenz und übt sich in Hetze gegen diese Menschen? Dunkeldeutschland in Schloß Bellevue. Die Gemeinsamkeiten mit den DDR-Funktionären vor der friedlichen Revolution sind unverkennbar.

Wolfgang Richter / 11.04.2016

Wie dämlich, Vorurteils beladen und einfältig das gewöhnliche Pack ist, läßt sich derzeit gerade an einem wunderbaren Beispiel aufzeigen. Wer es wagte, zu Zeiten der unkontrollierten Masseneinwanderung von sog. Schutzsuchenden darauf hin zu weisen, daß  diese Art der Einwanderung die Gefahr in sich berge, daß in dem zuwandernden Menschenstrom auch Terroristen abtauchen und gen Westen ziehen, wurde als Ausländerfeind und Rassist gebrannt markt, als jemand der den unsere Gesellschaft menschlich Bereichernden aus dumpfer, auf Unkenntnis beruhender Angst Böses unterstellt. Und aktuell stellt sich der Superexperte und oberste Verfassungsschützer hin und erklärt lapidar, daß er und die Spezialisten seiner Behörde -von einer sach- und fachkundlichen Ausbildung gehe ich doch einfach mal aus- nicht damit gerechnet haben, daß der IS die Wanderungsbewegungen ausnutzte, um Kämpfer darunter zu mischen. Man müsse halt zu lernen und suche derzeit 76 dieser Islamisten per Haftbefehl. Und nebenher wird eingeräumt, daß man keinen Überblick dazu habe, wer sich überhaupt in unserem Lande aufhält, weil ca. 70 % der sich zur Registrierung einfindenden keine gültigen Ausweispapiere vorlegen können. Zu den 10-Tausenden der abgetauchten nicht registrierten, “rechtzeitig” vorher aus den Unterkünften verschwundenen Personen verliert dieser eine aus der Spitzengruppe der beamteten Garanten für die Innere Sicherheit vorsichtshalber mal kein Wort u. wurde journalistisch human offenbar auch nicht danach gefragt. Aber dank des Optimismus’ derjenigen, die wissen, was gut für uns ist, werden wir das schaffen, wenn es uns nicht vorher schafft oder dahin rafft, wie zuletzt in Brüssel an U-Bahn und Flughafen. Dann dürfen sich die Angehörigen an den Beileidsritualen der derart mit profundem Wissen gestählten Experten trösten und hoffen, daß sie daraus doch noch etwas lernen mögen.  Und wer meckert ist halt Dumpfbacke und Pack und wird nach Dunkeldeutschland ausgebürgert.

Carina Lachermund / 10.04.2016

Der Herr Bundespräsident sagte bereits im Januar 2014 in einem Interview mit der FAZ, dass er Volksabstimmungen für keine gute Idee hält. Er glaube nicht, dass das Volk in der Lage sei, komplexe Entscheidungen so kompetent zu beurteilen wie die Parteien. Da ist er also mit der grünen Europaabgeordneten Rebecca Harms ganz einig. Die ganze Arroganz der Politikerriege erkennt man auch sehr gut an der Haltung der für die geheimen TTIP-Verhandlungen verantwortliche EU- Kommissarin Cecilia Malmström, die als sie auf die Frage, wie man denn mit den massiven Widerständen aus der Bevölkerung umginge, mit: ” „I do not take my mandate from the European people.“ reagierte. Sie hat ihr Mandat also nicht von der europäischen Bevölkerung, was im Kern natürlich richtig ist, aber in der Aussage mit Demokratie-Verständnis so überhaupt gar nichts zu tun hat. Die Verbindung zur Bevölkerung ist bei vielen schon lange verloren gegangen, um dies wieder zu verbessern, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder man tauscht das Volk oder man tauscht die Politiker aus!

Peter Schaller / 09.04.2016

Besonders bemerkenswert ist auch der Passus in des Bundespräsidenten Rede, wonach er die Ursachen für die Straffälligkeit mancher Immigranten in Langerweile und Untätigkeit sieht und darin, dass man sich zu wenig um sie gekümmert habe. Auch hier gilt wieder, wie auch oft oft in unserer Rechtsprechung eine Abwandlung des Werfelschen Themas: Nicht der Täter ist der Schuldige sondern das Opfer.

Günter Fuchs / 09.04.2016

Mir geht das pastorale- und besserwisserische Geschwafel dieses Herrn schon lange auf den Senkel! Hoffentlich bleibt uns eine weitere Amtsperiode von Gauck erspart!

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