Wolfgang Röhl / 17.01.2010 / 18:31 / 0 / Seite ausdrucken

Heiße Öfen und Spaßbremsen. Neues von der Blockwart-Front

Die Meldung klang gut. Die „Harley Days“, eine seit Jahren die Stadt Hamburg akustisch terrorisierende Großveranstaltung, werden 2010 nicht stattfinden. Vielleicht auch nicht im nächsten Jahr. Die Stadt hat untersagt - oder möchte es jedenfalls -, dass bis zu 60000 mehrheitlich übergewichtige Dröhnbüdel mit stahlhelmähnlichen Kopfbedeckungen auf polternden Potenzprothesen tagelang durch die Stadt brettern, Scheiben und Schränke erzittern lassen, den Jungfernstieg für die Route 66 halten und sich auf ihren Feuerstühlen wie Arsch auf Eimer fühlen. Ich selber verkrümele mich immer schon am Freitagnachmittag aufs Land. Seit es die Harley Days gibt, kann ich mich manchmal ein klitzekleines Stück weit in jene Rednecks einfühlen, die am Schluss von „Easy Rider“ Dennis Hopper und Peter Fonda von den Choppern schießen.

Aber dann berichteten die Gazetten, wer das Verbot angeleiert hat: die Grünen, unter der Bezeichnung GAL Juniorpartner der CDU im Hamburger Rathaus. Prompt kamen die Bedenken…

Wann hätten Grüne zuletzt irgendetwas Vernünftiges in Gang gebracht? Da muss man lange überlegen. Bei genauer Betrachtung stellte sich denn auch die Biker-Vergrämung als das heraus, was die grüne Partei seit nunmehr 30 Jahren repräsentiert: eine moralinsaure Spaßbremse, getreten von kleinen Ökodiktatoren, Klima-Blockwarten und Flora-Fauna-Habitat-Sheriffs. Zwangscharaktere, die ihren Mitbürgern immerfort vorschreiben müssen, wie sie gefälligst zu leben haben. Lauter Nachhaltigkeits-Nervensägen, grün angestrichene Ekel Alfred. Die Begründung für das Verbot lautete: Der Harley-Zirkus passe nicht zu Hamburg, da sich die Stadt auf Initiative der Grünen für einen Micky-Maus-Titel namens „Umwelthauptstadt 2011“ in Stellung gebracht hat. Daneben ist es natürlich auch so, dass die Grünen speziell die dicken Harley-Maschinen zum Kotzen finden. Die sind ja nun das Symbol fürs Amiland, noch vor Coca Cola und McDonald´s.

Dann sickerte durch, dass künftig wohl auch anderen Veranstaltungen Ungemach droht. Etwa dem Alstervergnügen und dem Airbus-Familientag. Demnächst ist vielleicht der beliebte Hafengeburtstag dran oder das Oldtimer-Rennen am Stadtpark. Oder das Treffen der Kreuzfahrtschiffe auf der Elbe und andere Festivitäten, zu denen Touristen nach Hamburg strömen. Bei diesen Feten, man stelle sich die Sauerei vor, kommen massenhaft Leute spaßeshalber zusammen! Und begehen allein dadurch schreckliche C02-Frevel! Da wir bekanntlich im Klimanotstand sind und speziell uns Nordlichtern das Elbwasser schon Unterkante Oberlippe steht, müssten da nicht endlich Notstandsgesetze her, damit Versammlungen von mehr als vier Personen von der Klimapolizei aufgelöst werden können? In Nordkorea geht das schon lange.

Noch traut sich die Ökopolizei nicht, allzu dreist aufzutreten. Aber die Leute ablasszetteln, das möchte sie schon mal. Wer künftig mit dem Auto zu Veranstaltungen anreist, soll „Umweltzertifikate“ kaufen, mit denen zum Beispiel „ein Klimaschutzprojekt in der Türkei“ finanziert werden soll. Wie so ein Projekt in der Praxis aussieht, kann man sich lebhaft vorstellen. Weniger gut vorstellbar ist, wie die Einnahmeverluste kompensiert werden sollen, die der Stadt durch den Verbotswahn entstehen. Allein zu den Harley Days kommen bis zu 500 000 Zuschauer, viele von außerhalb. Die Hotels der Stadt sind bei Events gut gefüllt, die Lokale brummen. Aber seit wann scheren sich Weltretter um Geld? Vater Staat wird sich schon drum kümmern. Der alimentiert schließlich auch einen Großteil der grünen Basis auf diese oder jene Weise.

Es heißt, die GAL-Politiker müssten sich mit derlei Aktionismus profilieren, um einer Meuterei ihrer grummelnden Basis vorzubeugen. In der Zeit ihrer Mit-Regierung, das ist wahr, konnten sie bisher weniger Schaden stiften, als ihre Unterstützer gehofft hatten. Unter anderem gelang es ihnen nicht, den Bau eines modernen Kohlekraftwerks im Stadtteil Moorburg zu verhindern. Ihrer geplanten „Schulreform“ – sprich: Zerschlagung der Gymnasien - erteilten die Hanseaten per Abstimmung eine Ohrfeige. Da müssen endlich mal Erfolge her. Irgendwas mit verbieten, bestrafen, reglementieren, Gouvernante spielen, Licht ausknipsen und die Kinderchen ins Bett schicken. Was die grüne Basis halt so liebt. Sogar das im Prinzip jedem Öko-Unfug aufgeschlossene „Hamburger Abendblatt“ wurde es da zu bunt. Das Blatt warnte, man dürfe „aus einer pulsierenden Millionenmetropole kein verschlafenes Ökodorf machen.“

Zugegeben, ich mag Harley-Fahrer nicht sonderlich. Aber ist man, wie die Dinge liegen, nicht förmlich zur Solidarität gezwungen? Wenn sie in diesem Jahr wieder durch Hamburg dröhnen (was garantiert der Fall sein wird, denn das Umland ist schon ganz gierig darauf, die Harley Days auszurichten) hole ich vielleicht meine alte Yamaha aus dem Schuppen, räume mal kurz den Schalldämpfer aus und bollere mit. Und zwar immer die Burchardstraße rauf und runter. In der Nummer 21 - Harley-Fahrer aufgepasst! - befindet sich die Landesgeschäftsstelle der GAL.

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