Richard Herzinger
Die Angst vor möglichen Folgen der UN-Intervention in Libyen scheint bei deutschen Moralisten weit höher zu sein, als es das Entsetzen über den Gedanken jemals war, der Westen könne dem blutigen Rachefeldzug eines verbrecherischen Despoten gegen sein eigenes Volk tatenlos zusehen.
Auch daran zeigt sich die Kluft, die Deutschlands intellektuelle Kultur von der seiner westlichen Partner, namentlich von der französischen, trennt. In Frankreich wird Bernard Henri Lévy, kurz BHL, der wegen seiner zur Schau gestellten, salonlöwenhaften Eitelkeit oft genug bespöttelt worden war, jetzt wie ein Nationalheld gefeiert. Ist es doch seinem persönlichen Einsatz für die dem Untergang geweihten libyschen Aufständischen im eingeschlossenen Bengasi, die er auf eigene Faust besuchte, wesentlich zu verdanken, dass Staatspräsident Nicolas Sarkozy sich in letzter Sekunde in den Kampf um eine UN-Sicherheitsratsresolution warf und sogar die zögerlichen USA mitriss.
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