Wenn ein grüner Senator namens Brown tief in den roten Zahlen steckt, dann ist das zunächst einmal ein Geschenk an alle Journalisten, die nicht farbenblind sind. Und so hatten Kolumnisten heute viel Freude an der Geschichte des Parteichefs der australischen Grünen: ‘Green Brown in Red’ konnte man da lesen oder auch ‘Brown lacks green stuff’ (grün sind die australischen 100-Dollar-Scheine).
Bob Brown gehört zu den populärsten Politikern Australiens. Seit Jahren steht er an der Spitze der kleinen grünen Fraktion im Senat. Auch außerhalb der Hauptstadt Canberra führt Brown einen unablässigen Kampf gegen Großindustrie, Klimawandel und ungehemmten Kapitalismus.
Als die Forstwirtschaft in Browns Heimatstaat Tasmanien neue Wälder erschließen wollte, erklärte der Senator sich zum Schutzpatron der in diesen Wäldern vermuteten Schwalbensittiche, Keilschwanzadler und Hirschkäfer. Brown behauptete, dass diese drei Tierarten durch die Holzfällarbeiten gefährdet seien, und zog vor Gericht, um das Projekt zu verhindern.
Ein Bundesrichter beschäftigte sich mehr als dreißig lange Verhandlungstage mit der Frage, ob und wieviele Tiere tatsächlich bedroht waren. Am Ende räumte er den sechs nachgewiesenen Adlerhorsten, ein paar kleinen Käferkolonien und den Sittichen den Vorrang vor den mehreren Tausend Arbeitsplätzen ein, die die Forstwirtschaft geschaffen hätte.
In der Berufungsinstanz wurde dieses Urteil allerdings einstimmig aufgehoben. Danach musste sich auch noch der High Court, das höchste australische Gericht, mit dem Fall befassen - und Brown verlor erneut.
Damit wäre die Angelegenheit eigentlich erledigt gewesen, aber nun holen Senator Brown die Prozesskosten ein. Denn Brown schuldet der tasmanischen Forstwirtschaftsbehörde insgesamt 239.000 Dollar, die diese jetzt von ihm einfordert. Nach eigenen Angaben hat Brown (Jahresgehalt: ca. 220.000 Dollar) aber derzeit weniger als 10.000 Dollar auf der hohen Kante. Mithin müsste er wohl einen Offenbarungseid leisten, wenn er die Forderung seines einstigen Prozessgegners nicht erfüllen könnte. Dies wiederum hätte zur Folge, dass Brown seinen Sitz im australischen Senat verlöre, denn eine Privatinsolvenz hat in Australien die automatische Disqualifikation für politische Ämter zur Folge.
So wandte sich Senator Brown gestern an die Öffentlichkeit. Gutes Timing, denn es war ein nachrichtenarmer Feiertag, den Australiens Obergrüner nun mit seiner Geschichte ganz alleine füllen durfte. Der Erfolg ließ dementsprechend nicht lange auf sich warten. Ausgerechnet Unternehmer Dick Smith, eine der schillerndsten Persönlichkeiten Australiens, bot sich spontan an, Browns Prozesskosten zu übernehmen.
Dick Smith hatte in der Vergangenheit oft Schlagzeilen mit seinen Aktionen gegen ausländische Investitionen in Australien gemacht, was irgendwie zu Browns Kampf gegen das Großkapital passt. Mit seiner Begeisterung für die Sportfliegerei dürfte er hingegen kaum zu den Kernwählern der Grünen gehören.
Allerdings hat Smith Erfahrung, was die Übernahme von Prozesskosten angeht: Dem “australischen Taliban” David Hicks überwies er 60.000 Dollar, als sich dieser wegen seiner Verbindungen zu Al Quaida vor Gericht verantworten musste. Wer dafür Geld übrig hat, kann auch für bedrohte Hirschkäfer in Tasmanien und bankrotte grüne Senatoren spenden.
Senator Brown dürfte seine Geldsorgen also bald los sein, und auch Premierminister Kevin Rudd darf aufatmen. Für die Einführung des CO2-Emissionshandels in Australien wird Brown nämlich dringend gebraucht.