Gastautor / 14.10.2013 / 11:43 / 4 / Seite ausdrucken

Greenpeace handelt unmenschlich

Heute im FOCUS (nur im Magazin, nicht auf FOCUS-Online).

Patrick Moore

Vor 43 Jahren ging ich für die erste Greenpeace-Aktion in Vancouver an Bord eines alten Fischkutters, um die Beendigung von Atomtests in Alaska zu fordern. Damals schien es mir unvorstellbar, dass meine Organisation einmal mit einem 32 Millionen US-Dollar teuren Schiff vor Vancouver ankert – und dass ich gegen sie demonstrieren wür-de.

Ich habe Greenpeace den Rücken gekehrt, weil sich die Ziele der Organisation ge-wandelt haben: Der Einsatz für Menschen steht nicht mehr im Vordergrund.

Zwei Wissenschaftler, Ingo Potrykus und Peter Beyer, haben den Goldenen Reis mit Hilfe der Gentechnik entwickelt. Es ist eine Reissorte, die Betacarotin enthält, einen le-benswichtigen Nährstoff, den unser Körper in Vitamin A verwandelt. Die Forscher dach-ten dabei an die Millionen Menschen, die an Vitamin-A-Mangel leiden – die meisten von ihnen kleine Kinder. Die Mehrheit der Betroffenen lebt in den Slums von Großstädten und isst täglich kaum mehr als eine Schale Reis. Herkömmlicher Reis enthält kein Be-tacarotin, was dazu führt, dass 250 Millionen Vorschulkinder an chronischem Mangel leiden. Vitamin A ist für das Sehen und ein funktionierendes Immunsystem unverzicht-bar. Nicht weniger als 500 000 Kinder erblinden jährlich, die Hälfte von ihnen stirbt in-nerhalb eines Jahres nach der Erblindung, so die Weltgesundheitsorganisation.

Seit der Goldene Reis im Jahr 2000 zum ersten Mal vorgestellt wurde, hat Green-peace unermüdlich versucht, seine Zulassung zu verhindern. Die Organisation verbrei-tet gezielt Fehlinformationen, zieht über die Wissenschaftler her und hat die mutwillige Zerstörung von Versuchsfeldern unterstützt.

Greenpeace ist nicht in der Lage, ein einziges spezifisches Gesundheitsrisiko zu nen-nen, das von dem Verzehr von Goldenem Reis ausgeht. Was die Umweltrisiken angeht, behauptet Greenpeace, es bestünde die Gefahr von Kreuzungen des Goldenen Reises mit anderen Reissorten. Es ist einfach absurd zu behaupten, dass es dadurch zu Um-weltschäden kommen könnte – herkömmliche Reissorten würden dadurch lediglich wertvoller. Und es ist erbärmlich, der Vermeidung einer unbewiesenen Gefahr mehr Wichtig-keit einzuräumen als der Rettung von zwei Millionen Menschenleben.

Greenpeace sagt, dass Kinder stattdessen Blattgemüse und Vitamin-A-Tabletten zu sich nehmen sollten. Aber der Grund für ihre Mangelernährung ist doch gerade die Tat-sache, dass sie sich keine Tabletten leisten können und dass es in den Slums, in denen sie leben, keinen Raum für den Anbau von Gemüse gibt. Goldener Reis aber ist eine in einem Reiskorn verpackte Vitamin- A-Tablette.

Obendrein behauptet Greenpeace, dass Goldener Reis kein wirksamer Vitamin- A-Lieferant für Kinder sei, obwohl die Wirksamkeit in Versuchen eindeutig belegt wurde. Alle bedeutenden Wissenschafts- und Gesundheitsorganisationen befürworten den Goldenen Reis. Doch für Greenpeace geht Ideologie vor Humanität.

Die „Allow Golden Rice Now!“-Kampagne fordert von Greenpeace nicht, die generelle Ablehnung gentechnisch veränderter Lebensmittel aufzugeben. Wir fordern lediglich, dass Greenpeace aus humanitären Gründen für Goldenen Reis eine Ausnahme von diesem Grundsatz macht.

Per Smartphone können Leser durch eine Augmented–Reality-Markierung im FOCUS-Heft an einer Umfrage teilnehmen: Soll Greenpeace den Vitamin-A-Reis tolerieren? 

Patrick Moore gehörte zu der kleinen Gruppe junger Idealisten, die 1971 Greenpeace erfanden, und war 15 Jahre an der Führung der Organisation beteiligt. Heute arbeitet er als unabhängiger Umweltschutz-Experte in Vancouver, Kanada.

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Leserpost

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Philipp Richardt / 14.10.2013

Blattgemuese und Vitamintabletten - das erinnert mich irgendwie an Marie Antoinette “Wenn sie kein Brot haben sollen sie halt Kuchen essen.” Nur wurde die Dame für diesen blöden Spruch einen Kopf kürzer gemacht.

Dieter Dohmen / 14.10.2013

Eine genauso ehrenwerte Organisation ist PETA, die durch ihre leckeren Plakate “Lieber nackt als im Pelz” weltweite Berühmtheit erlangt hat. Was hierzulande kaum jemand weiß, ist, daß PETA in den USA Tierheime betreibt - und über 90% der eingefangenen Tiere nach nur 24 Stunden tötet. Angeblich habe man kein Geld für die Tierchen, die man doch so abgöttisch liebt. Ich kann das vollkommen verstehen. Von einem mickrigen durchschnittlichen Jahresgewinn von rund 35 Mio. Dollar bleibt am Ende kaum mehr was übrig, denn die Büros in Manhattan & Co., die vielen Businessclasstickets - das drückt doch alles arg auf’s Portemonnaie… Da sage ich: I’d rather go naked than support PETA! Danke, liebe Achse des Guten! TheHuffingtonPost - Shocking Photos: PETA’s Secret Slaughter of Kittens, Puppies TheHuffingtonPost - How Many Pets Did PETA Kill in 2012? Süddeutsche Zeitung Online - Peta tötete Zehntausende Tiere PS: Nur kritisieren ist blöd und billig! Deshalb schlage ich vor, daß der Vatikan unseren Limburger Bischof schicken möge, der, ausgestattet mit seiner Erfahrung, rasch einen sparsamen Haushalt etablieren könnte. Oder, wie wär’s mit unserem Bürokratieabbaubeauftragten Dr. Edmund Stoiber?

Eberhard Schulz / 14.10.2013

Greenpeace unsere Weltlebenspolizei! Unglaublich, was sich solch eine NGO-Veranstaltung herausnimmt. Dieser Fall kann nicht genug verbreitet werden. Reißt Greenpeace die Gutmenschenmaske herunter. Die Mainstreammedien tun es jedenfalls nicht. Es sollte auch ein wenig auf unsere Grünen abfärben!

Alexander Bertram / 14.10.2013

... und/oder die, die Kinder in die Welt setzen, ohne zu wissen, wie sie jemals ernährt werden können ;-) und auf Goldenen, Blauen, Grünen Reis hoffen ?  Nein, erwarten.

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