Wer gegen die angeblich so demokratische EU ist, der ist für den ewiggestrigen Nationalismus. So raunten deutsche Demagogen mittels des Stilmittels des falschen Dilemmas zur Europa-Wahl. Demokratische und tatsächlich historisch reflektierte EU-Kritik soll somit diffamiert werden. Dabei sind es vor allem die Deutschen, die meinen, ihr gegenwärtiger Anti-Nationalismus sei eine „Lehre“ aus der Vergangenheit. EU-Kritik fürs persönliche Archiv in der NZZ:
"In keinem anderen Mitgliedsland der Europäischen Gemeinschaft war der Wunsch, den eigenen Staat in einem europäischen Bundesstaat aufgehen zu lassen, so stark wie in der alten Bundesrepublik. 1976 nannte der Bonner Zeithistoriker Karl Dietrich Bracher die Bundesrepublik erstmals eine ‚postnationale Demokratie unter Nationalstaaten‘: ein Begriff, der in den 1980er Jahren Karriere zu machen begann. Auf das wiedervereinigte Deutschland trifft dieser Begriff nicht (mehr) zu. Das postnationale Denken aber ist nirgendwo so lebendig wie im Westen des Landes, das vor einem Dreivierteljahrhundert seinen ersten Nationalstaat auf katastrophale Weise zugrunde gerichtet hat. Der deutsche Europa-Diskurs vom Sommer 2019 ist auch vor diesem Hintergrund zu sehen.“
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