In den USA werden gelbe Bänder an Bäume gebunden, wenn angenommen wird, Bürger befänden sich in anderen Ländern ungerechtfertigt in Haft. In Frankreich sorgen Medien und Menschenrechtsorganisationen mit unzähligen Aktionen dafür, dass die in Afghanistan von den Taliban entführten Journalisten des Senders France 3 Hervé Ghesquière und Stéphane Taponier täglich Gesicht und Stimme erhalten. Professionelle Solidarität ist eine Selbstverständlichkeit. In Israel erfährt der vor drei Jahren gefangene Soldat Gilad Shalit beispiellose öffentliche Unterstützung; der Fall der kolumbianischen Politikerin Ingrid Betancourt hielt die Welt in Atem, Göldis Martyrium in Libyen brachte ein Land in Wallung. Selbstbewusster nationaler Protest wird oft zum internationalen; in den Pariser Metrostationen hingen Plakate zur Unterstützung Betancourts mit der Mahnung «L’oublie tue».
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/solidaritaet_als_halbherzige_pflichtuebung_1.8644514.html