Grüne Gentechnik ist ökologisch vorteilhaft und sichert die Ernährung der Menschheit, erklärt die Biologin Nina Fedoroff in einem Interview im neuen FOCUS. Biolandbau dagegen schadet der Um-welt. Fedoroff ist die Präsidentin der AAAS, der größten und wichtigsten amerikanischen Wissen-schaftsgesellschaft.
Die deutschen Ängste vor Grüner Gentechnik hält die Agrarexpertin für vollkommen irrational und fehlgeleitet. „Mit Ausnahme von Seefischen und wild wachsenden Beeren haben wir alles, was wir essen, durch Zucht genetisch verändert,“ sagt sie im FOCUS-Interview. „Ich halte den gezielten Ein-griff in das Erbgut der Pflanzen, mit dem wir transgene Sorten herstellen, für weniger drastisch. Bei den traditionellen Züchtungsmethoden werden Mutationen willkürlich mit Chemikalien und Bestrah-lung ausgelöst.“
„Wir müssen die Fortschritte in der Landwirtschaft weiter ausbauen,“ so Fedoroff weiter. „In den ver-gangenen 100 Jahren haben sich die Erträge, die wir pro Hektar erzielen, in vielen Fällen verzehn-facht. Diese Zuwächse müssen wir bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Transgene Sorten könnten einen erheblichen Beitrag leisten.“
An der Vorliebe für Bio-Produkte lässt sie kein gutes Haar: „Biologische Produkte sind weder ge-sünder als konventionelle Produkte, noch ist ihr Anbau besser für die Umwelt. Global gesehen, ist dieser Trend sogar schädlich. Für die gleiche Menge an Lebensmitteln ist die doppelte Anbaufläche nötig. Offensichtlich lässt sich die Weltbevölkerung auf diese Weise nicht ernähren.“
Den Deutschen wirft Fedoroff vor, dass sie sich den Luxus Biolandbau (auf 6,1 Prozent der Agrar-fläche) nur leisten können, weil sie Tierfutter und menschliche Lebensmittel im großen Stil impor-tiert. „Deutschland“, sagte sie im FOCUS, „benötigt für seine Versorgung mit Lebens- und Futter-mitteln eine ähnlich große Nutzfläche im Ausland wie im Inland. Die Deutschen können sich die ineffiziente Anbauweise leisten, weil sie genug Geld haben und nur einen kleinen Teil ihres Ein-kommens für die Ernährung aufbringen müssen. Aber wir haben heute eine globalisierte Lebens-mittelversorgung. Eine Landwirtschaft, die nicht alle ernähren kann, benachteiligt vor allem die Ärmsten der Welt.“
Morgen (Montag, 5.8.12) im FOCUS. Nur am Kiosk nicht im Internet.