Henryk M. Broder / 12.07.2012 / 05:39 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Gesamtkunstwerk wird entsorgt

Ein wenig schade ist es schon, dass sich die große Remagener Lyrikerin von Facebook zurückgezogen hat. Nicht dass die Zahl der Irren auf Facebook dadurch wesentlich verkleinert würde, aber die Tochter von lagerüberlebenden Eltern, in deren Kindheit Auschwitz allgegenwärtig, deren Vater ein Zadek und deren Mutter in Auschwitz war, die an Schulen über Antisemitismus aufklärte, die Kindern und Jugendlichen erklärte, wie Neonazis “ticken”, die Geigen nach Gaza brachte, Vorurteile abbaute und den Juden vorwarf, dass sie leider gar nichts aus dem gelernt haben, was Juden angetan worden ist - sie war schon etwas Besonderes, ein Gesamtkunstwerk aus Wahnsinn, Größenwahn, Lüge, Heuchelei, Schamlosigkeit, Gerissenheit und Neid. Hier, zum Abschied, eine kleine Auswahl ihrer besten Sager:

Lieber Herr Blumentritt! Ihr Gedächtnis ist kurz! Als ich anfing hier zu schreiben, tat ich das, weil hier auf ihrer Seite Israels Vorgehen bejubelt wurde. Ich habe massiv dagegen gesprochen mit dem Argument, dies würde ein enormes Anwachsen von Antisemitismus zur Folge haben (siehe oben) und ALLE Juden, auch außerhalb Israels, gefährden!

Ihr Gedächtnis ist weiterhin sehr kurz, insofern Sie vergessen haben, dass ich tätig bin bei der Aufklärungsarbeit an Schulen über Antisemitismus und Neofaschismus. Mittlerweile habe ich aber erkannt, dass hier auf ihrer Seite gar nicht der Wille, wie bei mir, vorherrscht, Antisemitismus durch Befriedung und Aufklärung einzudämmen um endlich zu einer gewissen Normalität, die ich als dringend Notwendig empfinde, zu gelangen.

Nein, das Gegenteil ist der Fall. Sie schüren hier Hass und Angst um das beklemmende Gefühl, als Jude von Antisemiten umzingelt und bedroht zu sein. Sie geniessen den Antisemitismus, sie bejubeln jede neue Nachricht, die diese Angst untermauert. Sie brauchen den Antisemitismus, damit sie sich im Kampf fühlen können… Das ist ein psychologisches Problem, es ist nicht das meine! Ich leide unter Antisemitismus und baue deshalb Vorurteile ab, sie bauen sie wieder auf. Ich will Frieden, sie wollen Krieg… Dementsprechend paßt auch IHR aufgerichtete Daumen unter diesen grauenvollen Nachricht! 15. Juni 2010
 
Ich therapiere keine Völker, obwohl ich Psychologie studiert habe. Ich gehe zu Kindern und Jugendlichen in Schulen und spreche mit ihnen über Vorurteile, Judentum und Antsemitismus. Ich erkläre ihnen, wie Neonazis “ticken” , was sie wollen und wie man sie erkennt. Ich berichte von der Shoa…und ich spreche mit Neonazis, die aussteigen wollen.Ich habe damit viel Erfolg, sehr viel Erfolg…ich errichte keine Front und keine Barrikaden und suhle mich nicht in Angst. Ich bin viel mutiger als ihr alle zusammen! 15. Juni 2010
 
Habe ich bislang nicht getan und die Kommunikation mit Ihnen würde mich dazu auch nicht bringen…allerdings die Kommentare, die andere hier zu mir schrieben und die ich verfolgte, macht mich tief betroffen. Ich würde nach meinen Erfahrungen auf dieser Seite sagen: Einige Juden haben leider gar nichts aus dem gelernt, was Juden angetan worden ist… Echter Mut ist etwas anderes! Vergleiche mit etwas Unvergleichbaren ziehe ich nicht, dazu weiß ich von meinen Eltern zu viel! 15. Juni 2010
 
Ich bin bereit mit Ihnen zu kommunizieren unter der Voraussetzung, sie unterlassen jede höhnische Äusserung über meine Eltern, die mir aus ihren Qualen heraus sehr viel vermittelt und beigebracht haben. Sie schmähen damit Menschen, die um alles Entsetzliche wissen und erkannt haben, dass Hass die Wurzel ist. Ich baue deshalb Hass ab. Und käme ich dem Rat meiner Eltern nicht nach, ich wäre nicht hier! 15. Juni 2010 

Ich gehe davon aus, dass ich hier sehr alleine da stehe als Kind von lagerüberlebenden Eltern… aber deshalb ist meine Lebenserfahrung geprägt vom Finden der Ursachen des Antisemitismus. Und da setze ich an: Ursachenfindung und ihre Beseitigung. Blosses Draufschlagen wie es her verherrlicht wird ist kein positiver Lösungsansatz. 15. Juni 2010

Der Broder ist einfach nur ein Plappermaul… mal Provokateur, mal Clown, mal Zyniker, mal Schleimer… Alles nur, um aufzufallen und im Gespräch zu bleiben. Ich kann Menschen nichts abgewinnen, die ihr “Jüdischsein” als eine Art Transportmittel ihrer Sucht nach dem “Ich muss wichtig sein” benutzen. Dafür nehme ich es zumindest für zu ernst! 5. Juli 2010

Wer eine Kindheit hatte, in der Auschwitz allgegenwärtig war und die Frage, des großen” Warum hab ich überlebt und niemand sonst meiner Familie?”, die bestimmt war von Qual, Schmerz und Trauer ist leider nicht sehr sekundär…Mein Vater starb letztes Jahr mit 88, meine Mutter ist 82. Ich wuchs mit ihren Nummern im Arm auf..und meine Sicht der Dinge ist genau DADURCH so, wie ich heute mich einbringe…. 15. Juni 2010

Nun ist die Show vorbei. Irena hat ihre fifteen minutes of fame gehabt, jetzt sitzt allein zu Haus und trauert ihrer Karriere als “Jüdin” nach. Nicht einmal der Mann, der sie gefördert und beschützt hat, will noch etwas mit ihr zu tun haben. Er fühle sich von ihr “hintergangen”, so hat er es zumindest Parteifreunden gegenüber erklärt, die ihn auf den Fall angesprochen haben. Er konnte nicht wissen, dass Irena keine Jüdin, sondern nur eine verzweifelte Hausfrau ist. Woran hätte er es denn merken sollen?

Und woran merken wir, dass der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz, von Außenpolitik, speziell von der Situation im Nahen Osten, etwas versteht? An Statements wie diesem:

1. Die PA hat das Existenzrecht Israels anerkannt. 2. Die PA hat die Gewaltanwendung eingestellt. 3. Die PA setzt dies in den A-Gebieten auch durch (in den B und C-Gebieten hat die PA dazu nicht die Zuständigket). 4. Die Frage der Siedlungen ist eine Frage der Grenzen. Darüber will die PA auf der Basis der Grenzen von 1967 verhandeln. Die Palästinenser wollen einen säkularen Staat. Mit Juden als palästinensische Staatsbürger haben sie kein Problem.

Vorausgesetzt, sie sind so jüdisch wie seine Haus- und Hofjüdin Irena Warendorff.

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