China verklappt riesige Mengen von Elektroautos nach Europa. Jetzt stapeln sie sich in den Häfen, weil der Verkauf schleppender erfolgt als erwartet. Auch Bremerhaven ist betroffen.
"Importierte Fahrzeuge stapeln sich an europäischen Häfen und verwandeln sie in Parkplätze, da Automobilhersteller und -händler mit einem Absatzrückgang und logistischen Engpässen wie dem Mangel an LKW-Fahrern zu kämpfen haben", berichtet die Financial Times.
Hauptursache für das Problem, so hieß es in Kreisen der Hafen- und Automobilindustrie-Manager, seien unverkaufte chinesische Elektroautos und die Praxis chinesischer Unternehmen, die Fahrzeuge zu verschiffen, ohne den Weitertransport sichergestellt zu haben. Außerdem gibt es aufgrund des Mangels an Fahrern und Ausrüstung für Lastwagen dafür inzwischen viel zu wenig Kapazitäten.
"Autohändler nutzen zunehmend die Parkplätze der Häfen als Depot. Anstatt die Autos bei den Händlern zu lagern, werden sie am Auto-Terminal gesammelt", heißt es seitens des Hafens Antwerpen-Brügge in Zeebrugge – dem verkehrsreichsten Hafen Europas für den Import von Autos. "Alle großen Autohäfen" kämpften mit Staus, heißt es dort. Dazu gehört auch Bremerhaven, der größte Umschlagplatz in Deutschland und einer der größten solchen Häfen weltweit. BLG Logistics, das das Autoumschlagterminal in Bremerhaven betreibt, berichtet von längeren Standzeiten an seinen Kais, seit die Bundesregierung im Dezember des letzten Jahres aufgehört habe, den Kauf von Elektroautos zu subventionieren.
„Die Standzeiten der E-Autos aller Hersteller auf dem ATB haben sich mit dem Wegfall der staatlichen Förderung der E-Mobilität verlängert“, teilte eine Sprecherin des Betreibers der Berliner Zeitung mit. Das liege an sinkenden Verkaufszahlen der Elektroautos in Deutschland. "Chinesische EV-Hersteller nutzen Häfen wie Parkplätze", sagte ein Manager der Autobranche zur Financial Times. Fahrzeuge chinesischer EV-Marken stünden bis zu 18 Monate lang in europäischen Häfen.
Der Druck wird bleiben: Inzwischen bauen die chinesischen Hersteller mit großem Tempo eine eigene Autofrachter-Flotte auf. Die Kapazität der geplanten Schiffe ist auf jeweils 7.000 Fahrzeuge ausgelegt. Inzwischen fordern einige Häfen die Importeure auf, Nachweise für den Weitertransport der angelieferten Fahrzeuge vorzulegen, so Branchen-Manager. Bislang bleiben viele der entladenen Fahrzeuge einfach in den Häfen, bis sie an Händler oder Endbenutzer verkauft werden, die Siituation wird als "chaotisch", beschrieben.
Cui Dongshu, Generalsekretär des China Passenger Car Association, gestand laut Financial Times zu, dass der "Binnenschiffsverkehr in europäischen Märkten schwierig sei". Und er fügte hinzu: "[Wir müssen den] guerillakriegsähnlichen Autoexport ändern, der uns in eine unvorteilhafte Situation bringt." Chinesische Automobilhersteller wie BYD, Great Wall, Chery und SAIC wollen mit ihrer Exportoffensive nach Europa nutzen, um ihre Fabriken in China am Laufen zu halten. Wang Wentao, Chinas Handelsminister, sagte bei einem Treffen mit chinesischen Automobilherstellern am Sonntag in Paris, dass Vorwürfe der "Überkapazität" "grundlos" seien. BYD, Great Wall, SAIC, Geely und Xpeng haben laut Financial Times nicht auf Anfragen nach Kommentaren reagiert.
Der deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöfer prognostiziert gegenüber der Rheinischen Post: „Der Markt für Elektroautos in Deutschland geht in den nächsten Monaten weiter in die Knie.... das E-Auto wird in Deutschland zum Nischenauto.“