Gastautor / 22.02.2009 / 17:53 / 0 / Seite ausdrucken

Die letzte Meile der Telekom

Liebe Achse,

Eure Serie über die Glanzleistungen der Telekom kann mir leider nur ein müdes Lächeln entlocken. Wir arbeiten mangels Alternativen mit dem Laden zusammen und bestellen dort für Geschäftskunden Kupferleitungen. Die Telekom kennt verschiedene SLAs (Service Level Agreements). Während ein normalsterbliches Telekomopfer auch mal zwei Wochen ohne Telefon leben muss (ohne Kompensation der Grundgebühr), haben wir eine Entstörzeit von sagenhaften sechs Stunden für unsere als Internetleitungen genutzte Kupferadern vertraglich vereinbart. Aber selbst bei diesem SLA wird mit schlechten Ausreden und ungenauen Zeitangaben (zwischen 8 und 14 Uhr u.ä.), angeblich unauffindbaren Adressen, angeblich nicht anwesenden Ansprechpartnern (die am Fenster stehen, dem T-Com-Mitarbeiter beim Einwerfen des “nicht angetroffen Zettels” zusehen und dann im Spurt vergeblich versuchen den Mann einzuholen) einem als Kunden das Leben zur Hölle gemacht.

Das ist aber nicht alles. Die Telekomiker (so heissen sie bei uns) schaffen noch ganz andere Dinge. Wir mussten schon erleben, dass zwei von diesen Menschen in einem Gebäude für verschiedene Kunden Leitungen entstört haben, die nur deshalb kaputt waren, weil sie sich gegenseitig wechselseitig die Kabel abgeklemmt haben.
Eine Neuinstallation einer Leitung birgt grundsätzlich das Risiko, dass dabei eine alte Leitung ausversehen abgeklemmt wird.

Wir empfehlen unseren Kunden bei einem Telekomtermin ein für Blinde sichtbares Schild mit einem Willkommensgruss für den Techniker aufzuhängen, damit er weiss wo er hin muss oder noch besser einen eigenen Mitarbeiter als Empfangskommittee für die sechs Stunden an die Strasse zu stellen. Bei einer Neuinstallation empfehlen wir ihnen, den Telekom-Menschen wenn nötig mit körperlicher Gewalt am Gehen zu hindern bis nicht alle Leitungen sich als funktionstüchtig erweisen, alte wie neue. Das hat in der Vergangenheit schon viele Probleme verhindert. Allerdings gehen immer noch über 50% unserer Neuinstallatinen beim ersten Termin schief.

Der Grund für diesen Misstand ist, dass die Telekom auf der einen Seite einen riesen Berg an ehemaligen Beamten mit sich rumschleppt, die ISDN für den neuesten Schrei halten und von DSL nur entfernt was gehört haben und dass die Installationen und Entstörungen vor Ort für Minimalpreise an Subunternehmen delegiert werden. Diese Unternehmen bekommen für jeden Termin, den sie annehmen einen einstelligen Eurobetrag, unabhängig davon ob er geklappt hat oder nicht. Damit diese Unternehmen wirtschaftlich arbeiten können, müssen sie also etwa die Hälfte ihrer Termine mit entsprechenden Ausreden platzen lassen. Die Telekom sollte diesen Subunternehmen mehr Geld geben und dafür aber nur erfolgreiche Installationen vergüten. Dann wären die meisten Probleme auf einen Schlag beseitigt.

Ich glaube aber nicht daran, dass sich an der Praxis etwas ändert, so lange die T-Com weiterhin ein Quasi-Monopol besitzt. Der Wechsel zu einem anderen Anbieter macht es selten besser, da auch die die Kupferleitungen (die sog. letzte Meile) in den meisten Fällen von der Telekom kaufen, ihre Entstörungen dort abliefern un die T-Com wiederum den Subunternehmer für den einstelligen Eurobetrag losschickt. Ohne Wechsel wird aber das Monopol nicht fallen. Ausserdem gibt es ja, wie schon auf der Achse berichtet, noch ganz andere Probleme (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/guten_morgen_mit_der_telekom/) (http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/gideon_boess_die_telekom_philosophen_vom_bahnhof_zoo/), die in der Unternehmensorganisation zu suchen sind, die man mit Glück bei anderen Anbietern nicht hat.

Wer auf sein Telefon angewiesen ist, sollte ein Handy nutzen oder einen Anschluss von einem Anbieter kaufen, die eigene Kabel verlegen, wie etwa COLT. Allerdings ist letzteres preislich nur für grössere Geschäftskunden interessant.

Aber es ist Licht am Ende des Tunnels. Mobiltelefone werden sehr bald in der Lage sein, einen Fesnetzanschluss für Privatkunden komplett obsolet zu machen. Damit fällt das Monopol und vor allem der Wert der alten Kupferleitungen und die T-Com wird sich starken Mitbewerbern gegenüber sehen.

Alles Gute
Felix Havemann

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