Der strenge Winter ist ein gefundenes Fressen für die Klimaleugner. Immer mehr frierende Menschen kehren den Vertretern der Erderwärmung den Rücken und laufen ins Lager der Klimaleugner über. Wenn die Erderwärmer nicht bald ein überzeugendes Gegenmittel herbeizaubern, zum Beispiel einen Sommereinbruch noch im Februar, werden sie über kurz oder lang als Generäle ohne Truppen da stehen.
Das Klima ist sei eh und je ein umstrittenes und schwer berechenbares Phänomen. Es gibt das Kleinklima, das Großklima, das Langfristklima und das Kurzfristklima, das im Volksmund auch Wetter heißt. Es gibt das Nordklima und das Südklima, das europäische Klima, das asiatische Klima, das amerikanische Klima und das afrikanische Klima. Es gibt das pazifische Klima , das atlantische Klima und das Mittelmeerklima. Es gibt das Seeklima und das Kontinentalklima. Es gibt das Wüstenklima und das Regenwaldklima. Und es gibt die Klimakatastrophe. Oder etwa nicht?
Spätestens hier scheiden sich die Geister. Wie und warum sie sich scheiden, soll hier mit Hilfe einiger Begriffsklärungen erläutert werden.
Die Vertreter der Erderwärmung sind zugleich Gegner und Anhänger der Klimakatastrophe. Einerseits wollen sie uns vor der Katastrophe warnen und die Erderwärmung bekämpfen. Anderseits ist ihnen die Erderwärmung so sehr ans Herz gewachsen, dass sie sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen können.
Ihre Gegner, die Klimaleugner, leugnen nicht das Klima an sich, wollen sich aber nicht auf die drohende Katastrophe einlassen. Einige Hardcore-Leugner stellen den Klimawandel generell in Frage. Die gemäßigten Leugner kümmern sich weniger darum, ob die Erde wärmer wird oder nicht. Sie sagen lediglich: “Na und?” Dieses “Na und” begründen sie erstens mit dem Hinweis, dass sich das Klima schon immer verändert hat. Und zweitens mit der Feststellung, dass der Mensch nicht der Hauptverursacher der möglicherweise drohenden Erwärmung sei. Und schließlich sind da noch die relativen Klimaleugner. Typisch für ihre Haltung ist der Hinweis, dass sich die Bewohner nördlicher Breitengrade, zum Beispiel Isländer und Grönländer, mit einer gewissen Erderwärmung durchaus anfreunden könnten. Diese Leugner relativieren die Bedrohung, indem sie individuelle geografische Aspekte ins Spiel bringen, nach dem Motto: Wat dem einen sin Uhl, ist dem anderen sin Nachtigall.
Die Klimaleugner sind also kein monolithischer Block, sondern eine gemischte Gruppe von Leuten, die ihr Leugnen auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlicher Heftigkeit betreiben. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich unbeeindruckt von der heraufziehenden Katastrophe einfach in ihre Hängematte legen und der Dinge harren, die da kommen oder nicht kommen. Darum wäre es nicht falsch, die Klimaleugner auch Klima-Apathiker oder Klimabeschwichtiger zu nennen.
Für einen engagierten Vertreter der Erderwärmung ist dieses provokant leugnerische Liegen in der Hängematte ein unakzeptables Ärgernis. Sie empfinden es als einen Versuch, ihnen durch demonstrative Skepsis ihr Liebstes zu rauben, nämlich ihre Angst vor der Klimakatastrophe. Aus ihrer Sicht sind die Klimaleugner nichts anderes als brutale Klimaräuber.
Die schlimmste Sünde aber ist das Leugnen. Wer leugnet, glaubt nicht. Ein Klima-Agnostiker würde wenigstens die Möglichkeit einer Klimakatastrophe einräumen. Ein Klimaleugner ist im Grunde ein Klimaheide. Und zwar ein Heide bösen Willens. Befände er sich, abgeschnitten von der Welt in einem Urwalddorf am Äquator, so könnte man ihm sein Heidentum nicht vorwerfen. Er wüsste es nicht besser. Wer aber mitten in der Zivilisation, also mitten in der Klimakatastrophe, sein privilegiertes Leben lebt, und die Katastrophe trotzdem leugnet, dem geschieht es ganz recht, wenn sie dann kommt.
Noch schlimmer als die Leugner sind allerdings die aktiven Befürworter der Klimakatastrophe. Zu ihnen gehören jene Isländer, die sich rücksichtslos über die Erderwärmung freuen und jubeln: “Endlich mal kein Schnee im Sommer.” Dabei vergessen die Glücklichen ganz, was die Erderwärmungskatastrophe für den Urwalddorfbewohner am Äquator bedeutet: “Was? Es wird noch wärmer? Ja, spinnen die denn?”
Und was wäre, wenn die Leugner recht behielten und die Katastrophe nicht einträte? Der Isländer würde schimpfen: “Ja wo bleibt sie denn? Sie ist uns doch fest versprochen worden.” Während der Bewohner des Urwalddorfes am Äquator aufatmen und sagen würde: “Uff. Da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Wie stehen eigentlich die Chancen auf eine erfrischende kleine Eiszeit?”
Diese letzten Bemerkungen deuten an, dass die Klimarelativisten unter den Klimaleugnern wohl den Finger am Puls der Menschen haben. Offenbar ist jedem sein Klima am nächsten. Das gilt übrigens auch für die Erderwärmer. Sie wollen ja, dass ihr Klima so bleibt wie es ist, ohne zu fragen, wer mit seinem Klima zufrieden ist und wer nicht. Sie betrachten ihr Klima als Gewohnheitsrecht. Man könnte sie also Klimakonservative, Klimaveränderungsverweigerer oder gar Klimaegoisten nennen.
Wie gesagt, ein komplexes und kaum berechenbares Thema. Wer weiß schon, was geschieht, wenn der Schnee von heute wieder der Schnee von gestern ist. Handelt es sich bei dem Aufwind, den zur Zeit die Leugner erleben, um eine langfristisge Klimatendenz oder nur um eine kurzfristige Kleinwetterlage, die bald wieder einem Revival der Erwärmer Platz macht? Die einzig mögliche Antwort auf diese Frage lautet: Abwarten und Schnee schaufeln.