Wolfgang Meins / 24.08.2020 / 06:26 / Foto: Pixabay / 95 / Seite ausdrucken

Staatsanwältin wirft Stöckchen – Medien apportieren brav

Am Abend des 18. August machte der abgelehnte, mittlerweile geduldete Asylbewerber – nach eigenen Angaben aus Bagdad stammend –, der 30-jährige Sarmad A. auf der Berliner Stadtautobahn mit seinem Auto Jagd auf Motorradfahrer. Die traurige Bilanz: Sechs teils lebensgefährlich Verletzte. 

Der Täter ist in strafrechtlicher Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt. Im Februar dieses Jahres musste er sich vor Gericht verantworten, weil er 2018 in einem Flüchtlingsheim randaliert und Vollstreckungsbeamte attackiert hatte. Der psychiatrische Gutachter, so die Berliner Morgenpost, habe damals allerdings keine „dauerhafte“ psychische Erkrankung, sondern eine „drogeninduzierte Psychose“ und zudem „Schuldunfähigkeit“ festgestellt.   

Aufgrund des an andere islamistische Terrorakte gemahnenden Tathergangs, einschlägigen Likes und Postings des Täters, Kontakten zu einem islamistischen Gefährder und Allahu Akbar Rufen sowie einem Gebet am Ende des furchtbaren Geschehens drängte sich sofort der Verdacht auf einen erneuten islamistischen Terrorakt auf. Für die neue Berliner Generalstaatsanwältin Margarete Koppers – auch in diesem Job wie schon vorher als Polizeipräsidentin ohne einschlägige berufliche Erfahrung – war rasch klar, dass Sarmad A. unter einem „bizarren, religiösen Wahn“ leide, der womöglich auch seine Schuldunfähigkeit begründe. 

Islamistischer Terrorakt oder nicht?

Das jedenfalls habe eine psychiatrische Gutachterin festgestellt. Dementsprechend sei der Täter bereits seit dem Abend des 19. August in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung untergebracht. Das ging für die ansonsten in der Berliner Verwaltung herrschenden Verhältnisse doch ungewöhnlich rasch. Aber vielleicht liegt das ja überwiegend daran, dass nach etlichen grün-linken Personalumsetzungen in den Berliner Sicherheitsbehörden – wo jetzt „ziemlich gute Leute“ tätig seien – bei bestimmten Problemen unter den Entscheidungsträgern nun stilles Einvernehmen herrscht und zeitraubende Diskussionen nicht mehr erforderlich sind.  

Liest man sich durch die anschließende Berichterstattung in der Presse, weht einen oft die Erleichterung der Schreiber förmlich an. Für die Berliner Morgenpost, zum Beispiel, sprach plötzlich überhaupt nichts mehr für einen islamistischen Terrorakt. Fehlte doch, etwa im Gegensatz zum Anschlag auf das World Trade Center, die Vorbereitung „von langer Hand“, darüber hinaus auch ein „strategisches Ziel“. Naheliegende Gemeinsamkeiten mit verschiedenen islamistischen Terrorakten während der letzten Jahre, bei denen ein Auto als Waffe benutzt wurde, werden dagegen geflissentlich ignoriert.

Auch die generalstaatsanwaltliche Kernbotschaft eines religiösen, bizarren Wahns beim Täter stößt auf bereitwilligste Akzeptanz der Medien. Kritische Anmerkungen oder auch nur Fragen dazu gibt es keine. Um Missverständnissen vorzubeugen: Selbstverständlich kann auch ein fanatisierter Islamist noch – sozusagen on top – einen religiösen Wahn entwickeln. Sei es im Sinne eines Größenwahns, etwa, wenn der Betroffenen sich selbst für Gott oder als in einer ganz besonderen Beziehung zu Gott stehend hält. Oder sei es im Sinne eines Schuldwahns mit der unverrückbaren Überzeugung, gegen Gott oder seine Gebote verstoßen zu haben und deshalb eine bestimmte Art von Buße absolvieren zu müssen.

Je blühender oder bizarrer, also zerfahrener oder abwegiger ein solcher Wahn ist, desto eher kann er als solcher diagnostiziert werden. Ansonsten, vor allem, wenn weitere psychische Auffälligkeiten fehlen, wird es schwierig. Ähnlich wie bei einem von feindlichen Geheimdiensten gesuchten Spion, der gleichzeitig unter einem Verfolgungswahn leidet.  

Eine etwas dürre Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft

Die folgenden Bedenken mögen ja vielleicht einen gewissen verschwörungsaffinen touch haben. Aber gerade den obersten Etagen der Berliner Sicherheitsbehörden ist mittlerweile doch wohl einiges zuzutrauen. So auch eine überwiegend unausgesprochene, gleichwohl eindeutige Direktive, bei dem Verdacht auf Terrorakte islamistischen Ursprungs die Täter lieber einmal zu viel als einmal zu wenig auf die Psychoschiene zu setzen. 

Um Bedenken dieser Art zu zerstreuen, hätte die Generalstaatsanwaltschaft schon eine in psychiatrischer Hinsicht etwas gehaltvollere Stellungnahme absetzen müssen. Vor allem vermisse ich Aussagen dazu, welche Ideen den Wahn des Täters dominierten und ob diese Ideen in irgendeiner Beziehung zur Tat standen. Eine genauere Information wäre auch deshalb erforderlich gewesen, weil bei einer Untersuchung noch am Abend der Tat, durch eine in psychiatrischer Hinsicht sicherlich nicht gänzlich unerfahrene Polizeiärztin, der Täter „klar“ gewirkt habe. Erst am folgenden Tag habe dann eine Psychiaterin den bizarren religiösen Wahn festgestellt. 

Es mutet schon grotesk an: Aus dem umfangreichen „Manifest“ des Attentäters von Hanau trieft der reine Wahnsinn aus nahezu jeder Seite. Dennoch konnte sich die Erzählung einer rassistisch motivierten Tat nahezu unangefochten durchsetzen und halten. Im Falle des Samrad A., bei dem weiterhin Etliches für einen islamistischen Terrorakt spricht, reicht eine schüttere Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft, um die Diskussion nach dem Motiv in den Medien schlagartig zu beenden. 

 

Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wolfgang Meins ist Neuropsychologe, Arzt für Psychiatrie und Neurologie, Geriater und apl. Professor für Psychiatrie. In den letzten Jahren überwiegend tätig als gerichtlicher Sachverständiger im sozial- und zivilrechtlichen Bereich.

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Andreas Spata / 24.08.2020

@Ilona Grimm, Ihrem Kommentar, mit der Bitte den Begriff islamistisch aus dem Vokabular zu streichen, schliesse ich mich an. Warum es nur einen, nämlich den im Koran dargelegten, Islam gibt hat der Islamwissenschaftler Tilman Nagel umfassend herausgearbeitet. Nüchterne Blicke auf den Islam - heisst sein Vortrag den man dazu lesen sollte.  Findet man im im Netz als PDF Dokument. Der Vortrag dient als Grundlage zu verstehen was der Islam ist. Mit der Beantwortung der Frage - Was ist der Islam? endet der Vortrag.

B. Oelsnitz / 24.08.2020

Nachtrag (Nr. 2) - @ Ilona Grimm: Von Ihnen kann man tatsächlich dazulernen, suppi! Nicht nur wie man richtig wählt, sondern auch, daß der ... nicht zu D-Land gehört, was doch endlich mal richtig klargestellt werden sollte.

Horst Jungsbluth / 24.08.2020

Der Grüne Abgeordnete Lux hat öffentlich triumphiert, als er stolz meldete, dass es dem Senat gelungen ist, alle wichtigen Posten mit genehmen Leuten zu besetzen. Was das bei der Zusammensetzung dieses Senats bedeutet, das kann nur Entsetzen bei den meisten Bürgern hervorrufen, die aber leider weder bei der Opposition und schon gar nicht bei den Medien Unterstützung finden.  Die Tendenz ist klar: Verbrechen gibt es gar nicht und wenn, dann nur “rechte”, die es aber nach den Gesetzen gar nicht gibt und auch gar nicht geben kann.  Das hat schon den Momper-Senat nicht gestört, die damalige Justizsenatorin Limbach fand gar “Täter interessanter als Opfer” und selbst ein offener Brief von Staatsanwälten, die ihr bereits 1991 vorwarfen, dass sie “mit ihren Maßnahmen die Bürger dem organisierten Verbrechen ausliefere”, führte nicht zu Veränderungen. Ganz im Gegenteil: Wir erleben in Berlin eigentlich jeden Tag, dass der Rechtsstaat aufgehört hat, zu existieren und die Verantwortlichen dafür sind ausgerechnet jene, die ihn eigentlich durchsetzen sollen. Es ist eben wie in den beiden Diktaturen, die nicht etwa “links oder rechts” waren, sondern ganz einfach nur verbrecherisch!

S. Göringer / 24.08.2020

Wie Medien die Meinung über Sprache manipulieren ist , läßt sich hervorragenden beschrieben im Buch von Albrecht Müller “Glaube wenig, Hinterfrage alles , Denke selbst”  nachlesen. Genau diese Manipulation wird von den meisten Medien auch in diesem Fall wieder angewendet. Da kann ich getreu dem Buchtitel nur sagen: hinterfragt alles, denkt selbst!

Hans Kloss / 24.08.2020

Was kann gemacht werden? Wir wissen dass wir belogen werden wobei ich denke eine menge in Hofmedien eigentlich glaubt was sie auch sagen - schließlich sind sie alle auf gleichen Unis gewesen. Wir sehen auch dass Politiker absichtlich Leugnung und Lügen benutzen und das hat auch Auswirkungen auf die Art und Weise wie wir leben von Masken sind das oder das je nach dem was passt bis zum 17k waren das oder “die Nacht war ruhig”. Partyszene passt dazu auch. Wenn schon private Sender durch den Staat angegriffen werden wenn sie es wagen alternative Sichtweise zu zeigen oder Geld von den “Falschen” zu nehmen, dann ist es spät. Also was kann man tun? Ich kaufe schon gar keine Zeitungen und höre ich auch keine Sender aus D. selbst im Auto. GEZ wird abgebucht aber die Lügen werden weiter verbreitet. Gibt es überhaupt etwas was helfen kann? Oder muss man warten bis das System komplett auf dem Boden liegt? Das Problem ist nicht mal zu D. begrenzt - ich habe CNN Reporter gesehen als er über friedliche Demo berichtet hat, hinter ihm: ein randalierende Mob und eine brennende Polizeiwache. Wir wissen wohin das führt. Kommen noch dazu harte wirtschaftliche Zeiten - was tut der Staat dann? Was tun wir dann? Ich fühle mich wie ein Verückte. Meine Wahrnehmung ist ernsthaft gestört wohl. Ich erkenne aber die gleiche Ungenauigkeiten der Propaganda wie damals unter Kommunisten. Wenn Sensemaking bzw. Sinnstiftung dermaßen von der Realität getrennt wird, führt das meist zu sozialen Unruhen, Gewalt inklusive da man die Spannungen nicht durch Diskussion lösen kann - das ist ja gar nicht möglich weil für eine Gruppe ein Verbrecher ist für andere ein Opfer.

Leander Holger Hofmann / 24.08.2020

Wir leben im Zeitalter der Postmoderne mit der vorherrschenden Philosophie des Konstruktivismus. Was ist Realität bzw. Wahrheit? “Wahrheit ist das, auf was wir uns einigen!” Die Linken und die Mainstreammedien mit den ÖR geben dabei den Ton an und bestimmen den Diskurs, was Wahrheit sein soll, auch wenn die Realität ganz anders ist.

B. Oelsnitz / 24.08.2020

Nachtrag (Nr. 1) -@ J. Kunze:  Ich schlage hiermit voller Wollust in Ihre Kerbe ein! ‘Mein’ General vermag z. B: nicht einmal den Unterschied zwischen einer Schülerlotsin und einer Verkehrsweghelferin zu erkennen, obwohl man dies ihm mehrfach an Hand von gültigen Verwaltungsvorschriften erläuterte. Einfach nur ein primitiver dahergelaufener Dilettant, der es in 30 Jahren zu nichts Gescheitem gebracht hat. Noch gefährlicher sind unausgelastete Oberstaatsanwältinnen, sie hören gar das Gras wachsen und können selbst 90 Grad um feststehende Häuserecken schauen. Unglaublich, aber wahr, so ist die Lebenswirklichkeit in D-Land.

Sam Lowry / 24.08.2020

Ich habe in Haft viele Drogendealer kennengelernt. Die haben aus Angst teilweise Unmengen von Geld und Drogen im Klo runtergespült. Da sprach man dann von einer drogeninduzierten Psychose bzw. Paranoia. Was ja nicht ausschließt, dass sie wirklich verfolgt und überwacht wurden. Und das kann einen schon in die Nähe von Verfolgungswahn bringen. Dummheit, geistige Störung und Islamismus schließen sich doch nicht aus, sondern laufen oft genug Hand in Hand. Oder wie erklären sich die Selbstmord-Attentate und “Von-Hand-Köpfungen” junger Frauen? Dann könnte man den gesamten Islam unter Generalverdacht stellen, nur psychopathische Anhänger zu haben, die “in antecessum” schuldunfähig sind. So funktioniert “Recht und Gesetz” nicht! Zudem sind die Klapsen irgendwann voll.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Wolfgang Meins / 05.03.2024 / 06:15 / 75

„Vielfalt macht uns stark“ – So klingen Durchhalteparolen

Die Zuwanderung in die Sozialsysteme geht ungebremst weiter und Kritik daran wird vom "Kampf gegen rechts" und der "Verteidigung der Vielfalt" übertönt. Doch was sagen…/ mehr

Wolfgang Meins / 12.02.2024 / 06:15 / 79

Bestellte Rassismusforschung

Der von Familienministerin Lisa Paus beauftragte Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor hat gravierende methodische Schwächen. Es entsteht der Eindruck, dass ein bestimmtes Ergebnis erzielt werden sollte. Im Folgenden…/ mehr

Wolfgang Meins / 11.01.2024 / 06:15 / 97

Fehltage wegen psychischer Störungen auf Allzeithoch – Warum?

Nach einer aktuellen DAK-Analyse hat die Anzahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen – pro 100 DAK-Versicherten – von 2001 bis 2022 insgesamt um etwa den…/ mehr

Wolfgang Meins / 08.01.2024 / 14:00 / 28

Die Politik und die dunkle Persönlichkeit

Sowohl Psychopathie als auch Narzissmus geht einher mit einem überdurchschnittlich hohen Interesse an Politik. So weit, so gut. Problematisch ist dabei allerdings, dass Narzissmus negativ…/ mehr

Wolfgang Meins / 19.12.2023 / 06:00 / 44

Wie die Forschung muslimischen Antisemitismus totschweigt

Selbst in einschlägigen Wissenschaftseinrichtungen ist das Thema des muslimischen Antisemitismus – egal, welche Facette davon – kaum präsent. Das Thema wird aktiv beschwiegen, die Beschäftigung…/ mehr

Wolfgang Meins / 20.11.2023 / 06:05 / 69

Die Selbstverliebten im Politbetrieb

Wie kommt es, dass sich selbst offensichtlich minderbegabte Politiker unfassbar selbstbewusst geben? Da ist zum einen der „grandiose“ Typus, vorrangig gekennzeichnet durch ein starkes Streben nach…/ mehr

Wolfgang Meins / 21.10.2023 / 12:00 / 40

Klimaschutz und Migration - ein linksgrüner Zielkonflikt

Ein Dilemma für die selbsternannten Weltretter: Die unkontrollierte Massenmigration nach Deutschland verschlechtert signifikant die globale, vor allem aber die deutsche CO2-Bilanz.  Zielkonflikte gibt es zahlreiche, sei es…/ mehr

Wolfgang Meins / 15.07.2023 / 10:00 / 68

Wie glaubhaft ist der medizinische Klimaalarm?

Die EU hat den heutigen 15. Juli zum Gedenktag für Opfer des Klimawandels erklärt. Auch etliche Mediziner sind derweil dabei, vor den Gesundheitsrisiken der Klimaerwärmung zu…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com