Naja, der Spiegel muss sich ja verkaufen, irgendwie, nach ständig sinkender Auflage. Ich habe in den 60er und 70er Jahren den Spiegel regelmäßig und gerne gelesen. In den 80er Jahren begann das journalistische Niveau allmählich zu sinken. Mein Eindruck war, dass Qualität durch Quantität allmählich verdrängt wurde, und sich die Zeitschrift mehr um die Verkaufszahlen als um gute Recherche sorgte. Bild z.B. verkauft sich nur deshalb so gut, weil das Blatt provozierende, aber leicht zu verdauende Überschriften bringt und der nachfolgende Artikel zum Thema “unter ferner liefen” rangiert. Nur eine Minderheit aller Zeitungsleser interessiert sich für Fakten und Hintergründe, vielleicht weil das mit geistiger Anstregung verbunden ist und eine entsprechende Bildung voraussetzt. Das inkriminierte Spiegel-Titelbild ist m.E. rein auf billige Provokation aus und hat mit guter Satire nichts gemein. Man könnte die Zeitschrift inzwischen auch “Spiegel-Bild” nennen.
Ich glaube nicht, dass das Ironie war. Das kam von ganzem “Herzen”, von tief drin. Das war nämlich des beste Argument, über welches Linkspopulisten verfügen - die Nazikeule. Diese ist universell und gegen alles einsetzbar, was nicht den links-günen Vorstellungen entspricht. “Gestern” erst gegen Pegida zum Einsatz gekommen, und heute ist Merkel mal eben Nazi.
Wenn uns platte Stimmungsmache, verrührt mit einfallsloser Provokation aus der Nazitube zur Verkaufsförderung als Ironie verkauft werden sollen, dann wird´s nix mit dem qualitätsjournalistischen SPIEGELei, dann wird wieder nur Rührei serviert - und dafür zahl ich denen kein Geld, das kann ich selbst.
Als langjähriger und teilweise naiver Spiegel-Leser habe ich in den neunziger Jahren den Kauf dieses Magazins eingestellt, da mir klar wurde, dass all zu viele Beiträge zwar sicher zum Wohlgefallen des SED-Politbüros ausfielen, aber eher selten die Realitäten erfassten. Die Stasi war bis in Chefredaktion vorgedrungen und auch Gaus und Böhme ließen selbst nach dem Fall der Mauer und den erschreckenden Enthüllungen über die Verbrechen der SED und den katastrophalen Zuständen in der DDR keinen Zweifel daran, auf welcher Seite sie stehen. Auf der im dreifachen Sinne falschen! Leider hat man beim Spiegel keine Konsequenzen daraus gezogen und wenn ich dann Kommentare vom “Millionärssöhnchen” lese, dann wird mir klar, dass man keine ziehen wollte. Ich bin dann zum damals neuen Magazin “FOCUS” gewechselt und habe in einer geradezu sensationellen Geschichte, an die sich die Medien offenbar nicht ran trauen, feststellen müssen, dass ich vom Regen in die Traufe geraten, da die Berliner Redaktion stolz von “IM Pfau” geleitet wurde.
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