Filipp Piatov / 26.06.2013 / 00:08 / 0 / Seite ausdrucken

Der Sozialismus ist für die Armut da

Drei Gebote beherrschen Deutschland. Erstens „Nie wieder Hitler“. Zweitens das Reinheitsgebot. Und drittens die Liebe zum Sozialstaat. Das Erste umgeht man, in dem man nun israelische, statt jüdische Waren boykottiert. Das Zweite ist tatsächlich heilig. Und das Dritte noch nicht am Höhepunkt angekommen.

Während linke Parteien für einen Spitzensteuersatz von 49% kämpfen, verteidigen Liberale die jetzigen 42%. Als würden 7 Prozent über Freiheit oder Kommunismus entscheiden. Die Steuerfreudigkeit ist in Deutschland derart hoch, dass die Grünen mit ihrem Wahlprogramm tatsächlich nicht an Beliebtheit einbüßen. Denn das Ziel der Steuererhöhungen ist klar: Soziale Gerechtigkeit. Und dagegen hat wohl niemand etwas.

Soziale Gerechtigkeit. Das heißt, den Armen zu helfen und den Schwachen. Moralisch, aber vor allem finanziell. Das ist sozial!, sagen sie uns. Aber eine linke, eine sozialistische Partei, kann den Armen nicht helfen. Sie will es nicht und kann es auch nicht wollen.

Sie versuchen es nicht einmal. Denn ihre Hilfe ist vielmehr Selbsthilfe. Das Geld, das Monat für Monat den „Armen“ überwiesen wird, dient nicht deren Unterstützung, sondern einzig und allein deren Gefügigkeit und Kontrolle. Eine liberale Verschwörungstheorie? Wir werden sehen.

Die meisten Ideologien brauchen ein Feindbild. Das der Sozialisten ist der Reiche. Doch wer ist der Reiche? Wer reich ist, ist frei. Man wird reich, um frei zu sein. Und Unfreiheit geht mit Armut einher. Die Linken wollen die Reichen zügeln, ihr Streben nach Wohlstand und damit auch nach Freiheit bändigen. Sie wissen, dass der Mensch in Freiheit Eigenschaften entwickelt, die ihnen am lästigsten sind. Er wird selbstbestimmter, stärker, unabhängiger. Kurzum: Er wird freier. Die Freiheit macht ihn reich, der Wohlstand macht ihn freier.

Der Wunsch, Reichtum und damit Freiheit zu bändigen, zeugt von einem zutiefst negativen Menschenbild. Die Entlassung des Menschen, der Gesellschaft in die Freiheit – nichts anderes ist der Kapitalismus – entfaltet Eigenschaften in ihm, die dem Sozialisten nicht passen.

Welchen Anreiz könnte ein Sozialist haben, für den Menschen da zu sein? Welche Motivation besitzt er, dem Bösen zu helfen? Keine, sie existiert nicht. Wozu einem Armen helfen, reich zu werden und damit das Feindbild nähren? Der Mensch ist per se schlecht und Schlechtem hilft man nicht.

Nein, der Sozialismus ist nicht für die Armen da. Er ist für die Armut da. Denn Armut ist Tugend; zwar ist sie Unfreiheit, aber gerade deshalb auch Tugend. Die Aufrechterhaltung der Armut ist die Verhinderung von Reichtum und damit die Unterdrückung des Schlechten. Die Abwendung des sozialistischen Albtraums, des „Teufelskreises“ Freiheit-Wohlstand-Freiheit.

Für wen der Sozialist kämpft, ist nicht der Arme. Es ist die Idee von Gerechtigkeit, die Idee von Armut als Naturzustand, die über Mensch und Wirklichkeit gestellt wird. Wir haben keinen Sozialstaat, sondern eine Armutsindustrie.

Da sämtliche Parteien sich diesem Denken angeschlossen haben und dem Prinzip der Selbsterhaltung folgen, ist für politisch Andersdenkende kein Land in Sicht. Natürlich, wir können auswandern. Aber bis dahin erklären wir noch, wie es anders sein kann und weshalb. Willkommen in der Welt des Libertarismus.

Word kennt dieses Wort nicht und streicht es rot an. Aber ich deute das nicht als Zeichen der sozialistischen Unterwanderung. Obwohl…?

Nein, der Libertäre unterscheidet sich vom Sozialisten durch sein grundlegend anderes Menschenbild. Das des Libertären ist gut, das des Sozialisten böse. Libertäre sind nicht blind und sprechen dem Menschen jegliche schlechten Eigenschaften ab. Sie sagen nur, dass er sie selbst kennt und in der Lage ist, sie zu kontrollieren. Dass es keine Kommission, kein Parlament und keine Regierung braucht, um ihn zu erziehen.

Im Libertarismus handelt und lebt der Mensch nicht für Ideologien und auch nicht für den Nächsten. Er ist rational und versucht, das Meiste für sich rauszuholen. Da alle anderen das auch tun, ist es fair. Und da man gemeinsam wirtschaftet, profitiert man vom Gewinn des Nachbarn – übrigens gelebte, aber unausgesprochene Realität.

Trotz Egoismus und Freiheit gibt es Sozialsysteme. Doch gibt es sie nicht, weil es sie gibt. Es gibt sie in der Form, in der man sie braucht. Da sogar der Reichste sich fürchtet, arm zu sein und der Gesündeste Angst vor Krankheiten, gibt es Versicherungen. Und da der Reiche zwar frei und egoistisch, aber keineswegs herzlos ist, spendet er.

Doch die Libertären kämpfen gegen die Angst. Gegen die Angst, arm zu sein. Viele Jahrzehnte sozialdemokratischer Politik haben den Menschen den Freiheitsdrang genommen und ihn durch das Sicherheitsbedürfnis ausgetauscht. Und egal, was Libertäre sagen werden, die Menschen werden ihnen nicht folgen. Zwar will der Libertarismus gar nicht, dass man ihm folgt. Aber die Deutschen wollen es. Sie wollen folgen.

http://klarelichtung.wordpress.com/2013/06/25/der-sozialgedanke-der-keiner-ist/

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