Ähnlich ist es, wenn bestimmte Kreise den Zusatz „-populistisch“ als negatives Etikett verwenden. Was wäre in einer Demokratie verwerflich, wenn eine Gruppe sich auf die Meinung des Volks bezieht, des „populus“? Wer dies als abwertenden Kampfbegriff verwendet, stellt sich insgeheim über das Volk, als dessen Erzieher und letztlich Vormund. Er (oder sie) gehört dann zu einer Elite, die sich die Definitionshoheit anmaßt darüber, was nun korrekt ist und was nicht. Reinster Ausdruck dieser elitären Gesinnung ist der Spruch: „Wenn ich mich morgens im Bus umhöre, bin ich froh, dass wir keine Volksentscheide haben.“ Geht so Demokratie?
Bautzen und Clausnitz war beschämend. Doch werde ich das Gefühl nicht los, dass der Brand in Bautzen vielleicht gar nicht von Rechten gelegt wurde. Auch die angeblichen Jubler und Gröhler sind im Smartphone Zeitalter nicht festgehalten worden. Ich hätte die Szenerie gefilmt und veröffentlicht. Nun gut, sind alles Spekulationen. Beschämend war auch so manche Äußerungen wie z.B. von MP Tillich: “Das sind keine Menschen, das sind Verbrecher”. Das Absprechen des Mensch-seins ist in der verbalen Eskalation wohl kaum zu toppen. Die Antifa hat diesen Wink verstanden und postet in sozialen Medien verstörende Ankündigungen. Subtil wird den Clausnitzern mit Gewalt gedroht, nicht nur Sachbeschädigungen werden angekündigt, sollten noch einmal Vorfälle über Flüchtlinge aus Clausnitz bekannt werden. Man muss sich also Fragen ob diese Eskalation von staatlicher Seite geduldet und/oder unterstützt wird. Den der Äther klagt nicht das allgemein Staatsversagen an, sondern ergötzt sich über rechte Gewalt, die beschämend ist, aber in der Dimension der aktuellen Krise “Kleinigkeiten” sind.
Mit Verlaub: Die Idee, den Volkskörper von dem dummen Volk reinhalten zu wollen, mag ja tatsächlich so ziemlich das Dümmste sein, was man in einer Demokratie tun kann. Den griechischen Wortstamm “demos” dem Lateinischen zuzuschlagen “(demos – lat. Volk)” ist aber auch nicht sehr klug.
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