Wolfgang Meins / 25.05.2020 / 06:15 / Foto: Achgut.com / 51 / Seite ausdrucken

Corona plus Klima – es lebe die Haltungswissenschaft!

Gehört ein wissenschaftliches Thema zu den medial und politisch breit akzeptierten Narrativen, ist es also irgendwo zwischen Klimawandel, Migration, Diversität, Diskriminierung und Gerechtigkeit angesiedelt, bleibt den dazu gehörigen Protagonisten einiges an Ungemach erspart – eine korrekte Haltung allerdings vorausgesetzt. Mit einer etwas tiefer schürfenden oder gar fundamentalen Kritik muss sich ein solcher Wissenschaftler nur noch selten auseinandersetzen.

Für Haltungswissenschaftler mag das zunächst recht kommod sein, doch ist es nicht frei von Kollateralschäden. Steht nämlich eine wissenschaftliche Richtung erst einmal unter einer Art Welpenschutz, brauchen sich deren Vertreter argumentativ nicht mehr besonders ins Zeug zu legen. Etwa, um sorgfältig zu begründen, warum ihre Auffassungen und Ergebnisse stimmiger und besser belegt sind als konkurrierende.

Ein aktuelles und schönes Beispiel für die Erosion wissenschaftlicher Standards ist die Äußerung des Vorsitzenden des Deutschen Klima-Konsortiums, Prof. Mojib Latif, zu den fehlenden messbaren Effekten auf die atmosphärische CO2-Konzentration, trotz des starken Rückgangs der CO2-Emissionen während der letzten zwei Monate: „Die kurze Pause aufgrund des Shutdowns reicht bei Weitem nicht, um die Klimaentwicklung auf einen Pfad zu lenken, der dem Klimaziel von Paris entspricht.“ Den Wissenschafts-Chefkorrespondenten der Welt (Printausgabe vom 20.05.) jedenfalls überzeugen solche substanzlosen Sprüche – und da wird er mitnichten der Einzige sein.

Wissenschaftliche Qualitätsstandards sind von zunehmender Erosion bedroht, was auch das auflagenstarke Deutsche Ärzteblatt (DÄ) immer wieder eindrucksvoll belegt. Besonders, wenn es um das Lieblingsthema der Redaktion geht, den menschengemachten Klimawandel. Da dürfte die Vorfreude auf den für Mai geplanten 123. Deutschen Ärztetag groß gewesen sein, bis Corona den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung machte: Jetzt fällt nicht nur der Ärztetag ins Wasser, sondern auch sein Schwerpunktthema: „Klimawandel und Gesundheit“.

Ein aufschlussreiches Interview

Für den wissenschaftlichen Hauptvortrag dürfte Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch vorgesehen gewesen sein, die „erste Universitätsprofessorin für Klimawandel und Gesundheit in Deutschland“, wie das DÄ im letzten Jahr erfreut meldete. Dass sie berufen wurde, ohne auch nur eine einzige einschlägige Forschungsarbeit veröffentlicht zu haben, verschwieg man allerdings. Um in Coronazeiten endlich wieder einmal den Klimawandel thematisieren zu können, führte das DÄ mit ihr kürzlich ein Interview und titelte: „Ärzte könnten zu wichtigen Akteuren des Wandels werden“.

Offenbar hat sie sich bisher auch nur sehr selektiv in ihr künftiges Fachgebiet einlesen können, wenn sie den Lesern gleich zu Interviewbeginn den Klassiker auftischt: „Wären unsere Kliniken voll mit Coronapatienten und träfe dann eine heftige Hitzewelle die Alten und die Kranken, hätte das dramatische Folgen.“ Eher nicht, denn zum einen fällt bekanntlich die Saison für Grippe und ähnliche Erkrankungen gerade nicht in die warme Jahreszeit. Zum anderen führen stärkere Hitzewellen nicht vorrangig, wenn überhaupt, zu einer echten Übersterblichkeit, sondern zum Harvesting-Effekt, also einem um Tage oder maximal vier Wochen vorgezogenen Ableben von bereits todgeweihten Personen.

Aber um altmodische Wissenschaft, also um so etwas wie die Suche nach der Wahrheit, geht es bei der neu geschaffenen Professur für Klimawandel und Gesundheit auch nicht wirklich. Das Ganze dient vielmehr politischen Zielen und einer Erweiterung des PR-Spektrums vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), an dem Gabryschs Professur – neben der Charité – angesiedelt ist. Zielgruppe ihrer Arbeit, so Gabrysch in dem Interview, sei die Ärzteschaft, deren wichtige Aufgabe die „Aufklärung“ der Patienten sei: „Was gegen häufige Gesundheitsprobleme wie Übergewicht, Herz-Kreislauf- oder Atemwegserkrankungen hilft, hilft gleichzeitig dem Klima: Etwa Kohlekraftwerke abschalten für saubere Luft, mehr Fahrrad statt Auto fahren, weniger Fleisch und dafür mehr Gemüse essen.“

Die Strukturen müssen geändert werden

Nun weiß auch Gabrysch, dass viele Menschen ihren Lebensstil zugunsten einer (vielleicht) gesünderen Lebensweise nicht wesentlich verändern wollen oder können. Aber das wird mittelfristig kein Problem mehr sein, da die Wahlfreiheit abgeschafft oder stark eingeschränkt werden soll: „Es sind (…) die Strukturen, die sich in einer Art und Weise gewandelt haben, dass sich immer mehr Menschen ungesund ernähren und weniger bewegen. Deshalb müssen wir auch diese Strukturen wieder verändern (...).“ Da beide Interviewer hier lediglich als Stichwortgeber fungieren, bleibt unausgesprochen, was Gabrysch damit genau meint, vor allem mit den Strukturen.

Das können im Rahmen der geplanten Wenden in Bezug auf Verkehr, Ernährung und Landwirtschaft aber doch wohl nur Verbote, Verknappung und Verteuerung sein. Fleisch essen und Autofahren soll wieder Luxus werden. Auch wenn Gabrysch bei der Beschreibung ihrer Forschungspläne das etwas vornehmer formuliert, nämlich als „Transformationsprojekte“, die in „einer größeren Zahl von Städten“ durchgeführt und von ihr dann, wie auch immer, wissenschaftlich evaluiert werden sollen. Offenbar gibt es also auf politscher Ebene bereits konkrete Planungen, wo mit solchen Transformationsprojekten begonnen werden soll. Vielleicht in den Städten, die im letzten Jahr den Klimanotstand ausgerufen haben?

Während ihrer bisherigen medizinischen Karriere hat Gabrysch vorrangig versucht, im Rahmen von verschiedenen wissenschaftlich begleiteten Entwicklungshilfeprojekten in Bangladesch und Subsahara-Afrika gegen Mangel- und Unterernährung sowie ungenügende Hygiene anzukämpfen. Nun ist seit jeher ein großes Problem dieser Art von Entwicklungshilfe ihr bloß vorübergehender Effekt: Sind die Helfer weg, etablieren sich meist rasch wieder – ganz überwiegend oder auch völlig – die alten Gewohnheiten. Da ist es, sozusagen aus psychologischer Sicht, schon nachvollziehbar, dass es eine solche Helferin irgendwann in eine Region mit etwas verbindlicheren Strukturen und einer duldsameren Bevölkerung zieht, wo dann eine gesunde und klimagerechte Lebensweise mit Verboten, Strafen und Geboten durchgesetzt werden kann, und das auch noch nachhaltig. Hätte Gabrysch dagegen im muslimischen Bangladesch ähnliches versucht, wäre ihre Professur sicherlich noch immer vakant.

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Ulla Schneider / 25.05.2020

Ich dachte immer, Ärzte, die mit Umwelt und Arbeitmedizin ( ein weites Feld) zu tun haben, müssen je nachdem welchen Schwerpunkt sie wählen, zusätzlich ein entsprechendes Ingenieur-Studium nachweisen. So kenne ich das.  Oder möchte die Ärzteschaft, weil das jetzt ” schick” ist( Klima), auch mitmischen. Der Schuss geht nach hinten los. Die haben null Ahnung vom Zusammenspiel Mensch und Umwelt, nicht KLIMA. Nein!  Da gibt es weiss Gott bessere Leute. Nur die sind leise und passen nicht in die Agenda.

Volker Kleinophorst / 25.05.2020

@ K. Kuhn “Eine Frage Herr Prof Meins. GIBT es in Deutschland viele IDIOTEN ?” Das ist ein rethorische Frage, oder? Ich habe ja bei bestimmten “Freunden” schon mehrfach hören müssen: “Du sollst uns nicht immer Idioten nennen.” Aber was soll man machen, für Idioten ist Idiot einfach die korrekte Bezeichnung. Heute an ner Frittenbude: Um die Pommes am Stehtisch vor der Bude zu essen, sollte ich ein Formular ausfüllen. Infektionsschutzgesetz. “Mach ich nicht.” “Dann kriegen Sie auch keine Pommes.” “Nein, Sie verkaufen dann keine Pommes.” Regeln im Innenraum: Außer am Tisch bei jeder Bewegung Maske tragen. Wenn man sitzt oder hinter der Theke steht, keine Maske. Da kann der Virus differenzieren. Dumm, dümmer, deutsch. Wo wir werte Frau Kuhn wieder bei den Idioten und Idiotinnen wären. Die Dummheit der Deutschen wird nur noch durch ihre Feigheit übertroffen. Das war mal anders. Das mit der Feigheit. Das mit der Dummheit war schon immer ein Problem.

Jo. John / 25.05.2020

„Es gibt hohe Stellungen, die man am leichtesten in gebückter Haltung erreicht.“ ― Robert Lembke— Ach Herr Meins, wie heisst ein schönes, altes Sprichwort: “Wie der Herr, so´s Gescherr!” Ein griechisches Sprichwort trifft im heutigen Zeitgeist der “Frauenquote” schon genauer: “Wie die Herrin, so die Hündin”. Ja, wenn ich dann die “Mutti” Deutschlands über den Fernsehlaufsteg begutachte, so erkenne ich an ihren gebückten Schultern und ihrem krummen Gang und an ihren Phrasen, die “Haltungsschäden” ihrer politischen und medialen Entourage. Zu diesen “Haltungsträgern” und Bücklingen las ich einst folgenden Graffiti-Spruch:  “Die charakterlosesten Menschen verteilen nach oben Bücklinge, nach unten Fußtritte.” Die “geistig, moralische Wende” erlebt in der DDR2.0 momentan ihren Höhepunkt.      

Thomas Brox / 25.05.2020

Realsatire. Aber es ist nicht zum Lachen: Diese Typen müssen von der wertschöpfenden Bevölkerung bis zu ihrem Ableben auf hohem Niveau unterhalten werden. Die sind nicht nur richtig teuer, nein, die richten in der Volkswirtschaft und in der Gesellschaft auch noch immensen Schaden an. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass deutsche Universitäten dermaßen miese Plätze im internationalen Ranking belegen. Je mehr Mittel man in diese staatliche Pseudo-Wissenschaft pumpt, desto miserabler und betrügerischer wird der Output. In wikipedia kann sich genauer über die famosen Leistungen von Sabine Gabrysch informieren - da wird es einem echt schlecht. ++ Kennt eigentlich jeder die Geschichte des Pseudo-Wissenschaftlers Denissowitsch Lyssenko in der Ära des Stalinismus? Wir nähern uns solchen Zuständen.

dr druck / 25.05.2020

Bei mir landet das Ärzteblatt seit Jahren ungelesen direkt im Müll.

Dr. med. Jesko Matthes / 25.05.2020

Die hohe Politik befeuert diesen Unsinn, gern per unzusammenhängendem Blabla; so laut SZ vom 22. Mai auch der Bundestagspräsident: “Schäuble sagte, wenn man aus der Pandemie die richtigen Lehren zöge, dann könne die Chance eines Neuanfangs auch genutzt werden, um in Zukunft besser zu werden. Das werde nicht einfach sein. Krisen seien aber immer auch eine Chance, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Als Herausforderungen der Zukunft nannte Schäuble den Klimawandel, den Rückgang der Artenvielfalt und den dramatischen Landverbrauch.” - Kommt mir irgendwie bekannt vor, nur anders: Von Corona lernen heißt siegen lernen. Und… welche verkrusteten Strukturen meint er denn, der Herr Bundestagspräsident? Die gescheiterte Pandemieplanung? Die unbegrenzten Amtszeiten von Kanzlern und Bundestagspräsidenten? Oder etwa die Tatsache, dass man hierzulande mit Pseudo-Forschung Professuren und halbstaatliche Fördergelder bekommt und behält?

Karl-Heinz Vonderstein / 25.05.2020

Was ich auch lustig finde, wenn der Kriminologe Dr.Pfeifer immer die neueste Statistik zu Kriminalität herausbringt und auf den Anteil dabei der ausländischen bzw. nichtdeutschen Täter eingeht.Dann findet er immer alle möglichen Ursachen dafür und kann es auch begründen, warum Ausländer hierzulande proportional so stark an Delikten oder Straftaten beteiligt sind, im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung.Nur auf die naheliegendste Ursache kommt er nie, dass nämlich unter den Ausländern auch welche sein könnten, die einfach nur kriminell sind oder ne kriminelle Ader besitzen, wie man es so schön nennt.Selbst wenn er das sagen oder zugeben würde, würde ja jetzt keiner behaupten, dass das nur unter Ausländern so wäre, außer wahrscheinlich so Leute, die politisch ganz rechts außen stehen.

Bernhard Derks / 25.05.2020

Passend dazu habe ich heute vormittag aufgeschnappt, wie eine unsäglich dumme Frau Schulze was von einer “globalen Transformation blafaselte. Mein Eindruck insgesamt: Perfekter Auftritt, da das entsprechende Gesabbel gut vorbereitet war, von FrauSchulze perfekt und ohne Haspelei oder Hänger vorgetragen - damit durchaus überzeugend wirkend. Jedoch inhaltlich von einem derart belanglosen Quatsch, der jedem, der länger als zwei Sätze zugehört hat, die Stirn in Falten legen ließ.

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