Peter Grimm / 08.09.2023 / 17:47 / Foto: Pixabay / 27 / Seite ausdrucken

Bundestag winkt Habecks Heiz-Diktat durch

Weder Befürworter noch Gegner bekamen alle Stimmen aus den eigenen Reihen, denn bei diesem wichtigen Gesetz nahmen 62 Bundestagsabgeordnete gar nicht erst an der Abstimmung teil.

Viel ist an dieser Stelle über den Widersinn des sogenannten Gebäudeenergiegesetzes schon geschrieben worden. (Beispielsweise hier, hier, hier und hier). Bekanntlich ist es auch durch ein paar aufhübschende Änderungen, mit denen der FDP die Zustimmung zu diesem rot-grünen Projekt erleichtert werden sollte, nicht viel besser geworden. Wenn auch der Bundesrat zugestimmt hat, stehen viele Hauseigentümer vor dem Problem, gesetzliche Forderungen erfüllen zu müssen, die sie nicht erfüllen können. Das können Sie hier nachlesen.

Das Gesetz sollte bekanntlich eigentlich schnell noch vor der Sommerpause durch den Bundestag gepeitscht werden. Da entschied das Bundesverfassungsgericht immerhin, dass die Abgeordneten mehr Zeit bräuchten, sich mit dem Gesetzesentwurf zu befassen. Die Bundesregierung hatte bekanntlich schon gleich nach dem Urteil deutlich gemacht, dass sie nicht daran denke, ihren Gesetzentwurf noch einmal zu ändern. Und damit auch kein Bundestagsausschuss Änderungen in seine Beschlussempfehlungen schreibt, sollte es auch keine weiteren Diskussionen in den zuständigen Ausschüssen geben. Neben der unvermeidlichen vorschriftsmäßigen Plenardebatte zur zweiten und dritten Lesung sollte sich das Parlament nach dem Willen der Regierung nicht mehr mit dem verstolperten Gesetz befassen. In normalen Zeiten würde das gerade angesichts des Verfassungsgerichtsurteils allgemein als grober Affront angesehen, aber der Respekt vor demokratischen Gepflogenheiten ist leider auch bei denen, die gern zu den großen Sprechblasen über die Verteidigung von Demokratie und Freiheit greifen, in den letzten Jahren dramatisch gesunken. So wurde die letzte parlamentarische Debatte zu diesem Gesetz nur ans Ende der ersten Plenarwoche nach der Sommerpause auf diesen Freitagnachmittag verschoben.

Der Hauptverantwortliche für das Gesetz, der Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, zeigte an diesem Nachmittag auf der Regierungsbank gern seine gute Laune und gab sich in seiner Rede etwas kämpferisch. Ein Beobachter glaubte zu hören, dass der Minister ein ganz klein wenig mit schwerer Zunge sprach. Klar formulieren konnte er seine Gedanken aber in jedem Fall. Als beispielsweise die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch eine Zwischenfrage stellen wollte, hieß es vom Minister: „Jemand, der den Klimawandel leugnet, sollte in dieser Debatte schweigen!“ Glaubt er wirklich, Frau von Storch leugnet die Tatsache, dass sich das Klima seit jeher wandelt? Oder ist es einfach die Routine, auch jeden, der nur den Annahmen der Bundesregierung hinsichtlich der menschlichen Steuerungsmöglichkeiten der Klimaentwicklung nicht folgt, als „Klimaleugner“ zu diffamieren? Aber hier zu differenzieren, das ist bekanntlich obsolet, wenn es ums Klima geht. 

Neues bot diese Debatte nicht, aber ein paar unterhaltsame Szenen. Doch damit wird sich ein eigener Beitrag beschäftigen. Der Bundestag hat dem Gesetz erwartungsgemäß mehrheitlich zugestimmt. 399 Abgeordnete votierten in namentlicher Abstimmung für das sogenannte Gebäudeenergiegesetz, 275 waren dagegen, fünf enthielten sich, heißt es in Medienberichten. Von den 736 Bundestagsabgeordneten haben demnach 674 ihre Stimme abgegeben, also 91,58 Prozent. Weder Befürworter noch Gegner des Gesetzes bekamen alle Stimmen aus ihrem Lager. Man weiß natürlich nicht genau, warum die 62 Abgeordneten nicht abgestimmt haben, ob sie nicht konnten oder nicht wollten. Wie viele von denen, mochten sich wohl nur nicht zu ihrer denkbaren Stimmabgabe bekennen?

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Karsten Dörre / 08.09.2023

Die FDP auf ihrem letzten Weg: in den Sozialismus. Die erholen sich nicht mehr. Weitere Chance für neue, populistische Parteien. Deutschland und seine Bürger als eines der letzten Länder Europas, dass die Zeichen der Zeit nicht wahrnimmt. Es ist mir sowas von egal, ob AfD, Wagenknecht oder Freie Wähler. Hauptsache was Anderes.

Thomas Szabó / 08.09.2023

399 Landesverräter

Harald Hotz / 08.09.2023

Auch die Politik ist nicht in Stein gemeißelt. Genauso wie sich das Klima wandelt, kommt nach der Energiewende, der Heizwende bald auch mal die Politikwende, wetten? Vielleicht hoffen die Akteure ja, daß sie vor der Wende das Land noch soweit abwirtschaften können, daß sich genug Gründe finden lassen, den Notstand auszurufen, aber das hat nicht einmal die DDR1.0 geschafft. Es läuft alles also in Richtung politische Zeitenwende: AFD im Aufwind, Freie Wähler in Bayern im Aufwind, bald vielleicht auch bundesweit, und die Union wird sicher bald auch keine Lust mehr haben, hinter der Brandmauer zu versauern. Mit jedem Gesetz, das diese Regierung beschließt, hämmert sie einen Sargnagel mehr in ihr eigenes Erdmöbel.

Klaus Keller / 08.09.2023

In Hessen und Bayern ist Wahlkampf. Ggf erklärt das die Abwesenheit einiger. Interessanter sind ggf später die Abstimmungen der Wähler.

Sabine Schönfeld / 08.09.2023

Merkel konnte demokratische Wahlen “rückgängig machen”. Die deutschen Bürger hingegen können völlig unsinnige Gesetze rückgängig machen und zwar wie? In dem sie endlich anders wählen. Es gibt eine Alternative.

Andreas Müller / 08.09.2023

Dieser hochnotpeinlichen FDP kann man nur wünschen, daß dies die letzte Legislaturperiode ist, in der sie im Bundestag vertreten ist. Und daß sie bereits am 8. Oktober aus den Landtagen in Bayern und Hessen fliegt.

Ralf.Michael / 08.09.2023

Gesetze verabschieden mag ja gehen, aber, man muss Sie auch durchsetzen können. Da bin ich gespannt. Wenn man anfängt mit der Inquisition jedes Haus zu inspizieren komme ich vorbei und bringe auch eine Tüte PopCorn mit.

R. Bunkus / 08.09.2023

Bei Gandhi, King, Mandela & Co. wird ziviler Ungehorsam beschworen. Können wir das beim Heizungsgesetz nicht auch? Wer will symbolträchtig eine Handvoll Kohle in die Hand nehmen?

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com