Der ökologisch-industrielle Komplex hat Geld wie Heu, dank der vom Steuerzahler aufgebrachten Subventionsmilliarden. Knauserig ist die Branche daher nicht, wenn es eines Mannes zu gedenken gilt, der ihr den Weg an die Fleischtöpfe maßgebend gebahnt hat. In der FAZ vom 14. Oktober 2011 haben „Schüler, Freunde und Bewunderer“ eine opulente Anzeige geschaltet, die an Hermann Scheer erinnert. Der frühere Cheflobbyist der „Erneuerbaren Energien“ und Träger eines Ordens wider den tierischen Ernst (sog. „Alternativer Nobelpreis“), der mit ganz besonderem Eifer die Geldvernichtungsmaschine Solarenergie anschmeißen half, ist vor genau einem Jahr verstorben. „Seine Ideen leben weiter“, heißt es in der Anzeige. Unter den Text hat ein Grafiker ein Windradensemble montiert, das aus einem Gräserwald wächst, flankiert von einer Solaranlage. Von rechts steigt ein Wildentenschwarm in Richtung der Windräder auf, offenbar in der Absicht, sich von deren Flügeln schreddern zu lassen.
Dankenswerterweise ruft die Anzeige auch in Erinnerung, was der „Vater des Energieeinspeisegesetzes“ (Anzeigentext) in seinem Leben so alles war. Nämlich u.a.
- Präsident der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien EUROSOLAR e.V.
- Vorsitzender des Weltrates für Erneuerbare Energien (WCRE)
- Initiator der Internationalen Erneuerbare Energie Agentur (IRENA).
Mindestens ein halbes Dutzend weitere Funktionen als energiepolitischer Kungler und Strippenzieher hatte Frank Plasberg dem „Wegbereiter der Energiewende“ (FAZ-Anzeigentext) vor Jahren in einer Talkshow vorgehalten. In der Sendung hatte sich ausgerechnet Scheer über die Lobbytätigkeit anderer Interessenvertreter lautstark echauffiert. Der stets empörungsbereite, Gegner gern mit „der Zukunft unserer Kinder“ keulende SPD-Politiker wurde vom „Hart aber fair“-Einspielfilm, welcher Scheers diverse Pöstchen im Grünlichtmilieu auflistete, kalt erwischt. Er mühte sich hektisch, das Ganze als streng idealistisch und ehrenamtlich grundiert darzustellen. Vermutlich wuchs zu jener Zeit - Scheer saß da noch im Bundestag - tatsächlich keine Kohle an den Abgeordneten rüber. Die reiche Ernte seines Schaffens, so darf man vermuten, hätte er wohl erst nach seinem Ausscheiden aus der Politik einfahren können.
Dazu ist es nicht mehr gekommen. Aber es stimmt: Hermann Scheer wirkt für die Bundesbürger nach. Und zwar nicht nur im Sollbereich ihrer Konten. In Hamburg, so melden die Medien pünktlich zum Todestag des großen Energiemeisters, werden nun erstmals in der Nachkriegsgeschichte Notfallpläne erarbeitet, die bei einem drohenden Zusammenbruch des Stromnetzes im Winter in Kraft gesetzt werden könnten. Die Industriestadt an der Elbe verbraucht enorme Strommengen, muss jedoch ohne die Energie aus drei nahen AKWs auskommen, die im Zuge der „Energiewende“ abgeschaltet wurden. Also muss irgendwer Ersatz liefern. Die Franzosen aus ihren AKWs oder die Norweger aus ihren Hydrokraftwerken? Nehmen wir Atomstrom aus Russland oder Tschechien? Egal, irgendwas findet sich schon. Fragt sich bloß, ob die Netze den Kraftakt aushalten.
Auch Hamburgs Polizei wird sich einen Plan B (wie Blackout) zurechtlegen müssen. Gehen irgendwo für eine längere Zeit die Lichter aus, bricht Anarchie aus, das ist mal erwiesen. Für kriminelle Banden wäre es eine Steilvorlage, für Sexualtäter eine Einladung. Plünderungen, wie beim Stromausfall in Göteborg 2006, wären noch das geringste Übel. Die gewalttätige Chaotenszene der Hansestadt, die regelmäßig Straßenfeste zu blutigen Straßenschlachten umfunktioniert, würde alles kurz und klein kloppen, was ihr stinkt.
Freilich, längerfristig ist eine Lösung in Sicht. Nämlich die neue, beinahe fertig gestellte Stromleitung zum nahen AKW Krümmel. Ferne die Inbetriebnahme des gewaltigen neuen Kohlekraftwerks im Hamburger Stadtteil Moorburg, realistischerweise für das Jahr 2013 zu erwarten.
Nichts, aber auch gar nichts mit der Hamburger Energieversorgung zu schaffen hat im Ergebnis das bisschen Saft, das die Scheer´schen Windräder und Solarpanels ab und an liefern. Ruhe weiterhin sanft, Hermann! Wir zünden beim Blackout ein Kerzlein für dich an.