Das deutsche Bundesumweltministerium hat offenbar versucht, Einfluss auf die Laufzeiten der Schweizer Atomkraftwerke zu nehmen. Das berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) mit Bezug auf eine aktuelle Pressemitteilung des Ministeriums. Demnach habe die parlamentarische Staatsekretärin und SPD-Bundestagsabgeordnete Rita Schwarzelühr-Sutter an die Schweizer Bundesrätin für Umwelt, Simonetta Sommaruga, geschrieben, und die „schnellstmögliche“ Abschaltung des Atomkraftwerks Beznau verlangt. Auch die übrigen Schweizer Atomkraftwerke sollten „zeitnah ihren Leistungsbetrieb einstellen“. Außerdem habe die Staatsekretärin den Wunsch geäußert, „dass die Schweiz bei Entscheidungen über längere Laufzeiten ihrer Atomkraftwerke die Bevölkerung ihrer Nachbarstaaten einbezieht“.
In der Schweiz ist der Bau neuer Atomkraftanlagen verboten, bereits existierende Kraftwerke dürfen aber, anders als in Deutschland, so lange weiterlaufen, wie die Behörden sie als sicher einstufen. Deutschland appelliert nicht zum ersten Mal an Nachbarländer, ältere AKW in Grenznähe zu schließen. So forderte die ehemalige deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) im Jahr 2016, das am Rhein gelegene französische Kernkraftwerk Fessenheim abzuschalten. Auch das unweit der deutsch-belgischen Grenze gelegene AKW Tihange ist aus deutscher Sicht ein Ärgernis.