Sanders wäre eine Katastrophe für das US Konsensmodell - sofern es noch lebt. Er wäre sogar bei weitem schlimmer als Trump, der unter der Glitzeroberfläche ein kleinbürgerlicher Demokrat ist. Sanders steht für die Generation der vom Boden abgehobenen Generation an Progressiven, die meinen, sie könnten sich die Welt gut wünschen und dann wirds auch so. Also nicht allzu entfernt von dem, was unsere Linksbewegten so machen. Obamacare ist schon eine Katastrophe, aber die Aussage von Sanders, wonach Krankenversicherung ein Menschenrecht sei dreht den Konsens in den USA völlig um. Bestes Beispiel für den US-Konsens waren die geplanten Second Bill of Rights von Roosevelt mit denen er nicht durchkam. Am Ende hiess der Kompromiss mit den Republikanern unter anderem G.I. Bill. So bekommen Soldaten, die 3 Jahre gedient haben ein Unistipendium und eine Krankenversicherung. Dies entsprach den Werten der USA weit mehr als ein durchorganisierter öffentlicher Sozialstaat. Das Motto dafür lautete: Beweise, dass du die Investition wert bist (mit der Dienstverpflichtung) und du bekommst, was du brauchst. Wären die heutigen Demokraten interessiert an einem Ausgleich mit den Republikanern, sie würden das Gelabere vom skandinawischen Modell lassen und die G.I. Bill Regelungen erweitern. Etwa mit einer 18-Monate Dienstverpflichtung (gerne auch bei der Nationalgarde oder im Zivilschutz), womit man am Ende in die Militärkrankenversicherung aufgenommen wird. Und die auf ein drittes Jahr verlängert werden kann für das Stipendium. Das würde dem Land mehr helfen und es nicht zerreissen, wie es momentan geschieht. Der mit Abstand beste Sozialarbeiter in den USA ist noch immer der Rekrutierungsoffizier der an armen High-Schools den jungen Leuten die Aufstiegsmöglichkeiten aufzeigt und dabei nicht vergisst, sie in Karrieren zu bringen, die weit weg vom Schlachtfeld liegen. Der Weg von der Unter- in die US-Mittelschicht, er führt in den USA fast schon klassisch über den Militärdienst. Wer mal in Kontakt mit GIs kommt, die in Deutschland stationiert sind wird das schnell bestätigt bekommen. Die unteren Ränge sind fast durchgehend besetzt von armen schwarzen Jungs aus den Ghettos von Georgia, Detroit etc., sowie Latinos aus dem Süden und Westen. Die Linken wollen das nur (leider) nicht begreifen.
Einen Kandidaten der Republikaner haben Sie vergessen: Der afro-amerikanische Neurochirurg Dr. Ben Carson. Er ist der netteste und vernünftigste Republikaner, den ich je gesehen habe. Leider fehlt es ihm bis jetzt an Angriffslust auf der Bühne. An Witz und Verstand fehlt es ihm aber nicht.
Die schreibende Zunft in Deutschland neigt dazu, Ted Cruz zu unterschätzen. Mal davon ab, daß er Verfassungsrechtler ist, der - im Gegensatz zu Obama, der nicht einmal einen einschlägigen Artikel in der Uni-Zeitung veröffentlicht hat - mehrere Auszeichnungen der amerikanischen Justizminister für seine Argumentation vor dem Supreme Court erhalten hat, ist sein Hauptanliegen mitnichten die Durchsetzung “evangelikaler” Werte (was - nebenbei - weder dem Präsidenten noch dem Kongreß zusteht), sondern die Revitalisierung Amerikas; seine wirtschaftlichen und steuerpolitischen Vorstellungen kann man durchaus als libertär angehaucht bezeichnen. Insofern ist es gut möglich, daß die Anhänger Rand Pauls am Ende für ihn stimmen. Seine Wahlkampfstrategie ist völlig anders als die Rubios. Cruz glaubt, daß er gewinnen kann, wenn er “seine” Basis hinreichend mobilisert, Rubio möchte gerne in der “Mitte” fischen. Wer immer sich in den - zum Teil ja offenen - Vorwahlen durchsetzt, hat wahrscheinlich auch die besseren Chancen am 8. November.
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