“Ja, wir haben eine gesellschaftliche Zweiteilung – und wenn man so will: eine „gesellschaftliche Spaltung“. Aber das ist nichts Schlimmes.” Ja und Nein. Es kommt darauf an, in welchen Positionierungen sich die Lager gegenüberstehen. Die unterschiedlichen Politiken müssen im Mindesten mit einer gemeinsamen Verfassung konform sein. Das ist die Grundlage für einen Konsens innerhalb einer gesamten Gesellschaft. Driften die politischen Richtungen zu weit auseinander, so dass man sich nicht mehr auf eine gemeinsame Verfassung einigen oder eine solche beachten kann, führt dies zum politischen Stillstand, kann aber sogar den Zerfall eines Staates bedeuten. Mit fundamental religiösen oder anderweitig nationsfeindlichen Lagern wird ein dauerhafter Konsens kaum zu erreichen sein. In dieser Hinsicht sind Sorgen durchaus angebracht.
Sehr geehrter Herr HELD, auch Ihnen noch ein gesundes neues Jahr. Es ist Ihre Pflicht, die Dinge auf einen breiteren Boden zu stellen. Ich reduziere (wie man Soßen einkocht) das Problem auf den Broterwerb. 82 Millionen Deutsche werden von 26 Millionen Arbeitskräften ernährt, von denen bestenfalls 18 Millionen noch Steuern zahlen, Der Staat kann nicht überleben, wenn die Zahl der Konsumenten steigt, ohne dass Steuern dazukommen. Ob der heutige Status manifest bleibt, darf bestritten werden. Fast alle Ökonomen (ausser Butterwegge) tun das. Mit jedem Dazukommenden, darf der Penionist oder Rentner auf die Erhöhung seiner Kaufkraft verzichten. Und es werden noch Unmassen kommen, weil deren Staaten unglaublich kaputt sind. Wir sind denen gar nichts schuldig. Afrika ist potenziell reicher als Europa. Und Nahost soll auf eine reaktionäre Weltanschauung verzichten, um das bis zu 5-fach gewachsene Volk ernähren zu können. Sie haben nichts von neuer Macht und einem Kalifat Europa, das genauso wenig satt macht wie zuvor die Levante. Wer Gewalt übt, soll durch sie umkommen! Die neuen technischen Entwicklungen werden weder die Reichen noch die Mindestlöhner treffen, sondern den Steuer-Mittelstand. Dies tief und irreversibel.
Lieber Herr Held, ich sehe die breite “Opposition” nicht. Nicht in Deutschland und ehrlich gesagt nicht in Frankreich. Ich sehe aber, dass der “soziale Sektor” (schöner Euphemismus für eine ideologisch geschwängerte Bewegung), der letztendlich politische Parteien, Bildungssystem, Medien, Justiz und NGO´s in quasi totalitärer Form dominiert, Nägeln mit Köpfen gemacht hat. Die Projektion reflektierter Diskursbemühungen und Akzeptanz des “Anderen” entsprechen angesichts dessen, was in den westlichen Gesellschaften geschehen ist und geschieht, dem Pfeiffen im Walde mit dem Kopf im Boden. Es wird in den westlichen Gesellschaftlichen keine Reform geben, sondern zunehmende tribalistische Gewalt und soziale Verwerfungen. Der regressive Wunsch nach akademisierten Stuhlkreisen mag da lediglich für kurzzeitige Beruhigung unserer selbst führen.
Dabei vergessen die blauäugigen Verallgemeinerer eins: Durch Migration gemachte Geschichte wäre anders verlaufen, wenn schon immer in Sozialsysteme mit Vollversorgungsanspruch migriert werden hätte können. Selbst wenn die dümmliche Behauptung zutreffen würde, wäre sie nicht auf die heutige Situation übertragbar.
Ein “weiter so” geht nur ,wenn es weiter so ginge. Das ist aber nicht mehr der Fall-es zeichnen sich dunkle Wolken ab im Wirtschaftssektor und der inneren Sicherheit. Hier müßten alle (demokratischen)Kräfte an einem Strang ziehen, bevor es zu spät ist.
Gute Analyse, aber man kann den irrationalen Faktor nicht einfach ausblenden, v.a. auf Seiten der Migrations- und Status quo Verteidiger. Sie entziehen sich ja gerade der rationalen Argumentation. Das ist doch das Problem, nicht allein die Spaltung über Sachfragen!
Schön beschrieben, Herr Held. Der Weltgeist schreitet eben voran. Bildeten früher „Bourgeoisie“ und Linke Gegensätze, so hat sich daraus die Denationalisierung als Synthese gebildet, in der die ökonomische und moralische Globalisierung eine „höhere“ Einheit bilden und das „freie“, jedoch entwurzelte, stets mobile, der Wirtschaft dienliche, dem Massenkonsum unterworfene, sich individualistisch fühlende Einheitsindividuum diese scheinbar höhere Einheit personifiziert. Und jetzt erleben wir halt gerade, wie sich zu dieser Synthese ein neuer Gegensatz formuliert.
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