Es geht nicht um eine mit Worten ausgetragene Auseinandersetzung, sondern um ganz handfeste Interessen. Wir Deutsche verwechseln mal wieder Geschwätz und Tat. Die Debatte um den sog. Klimaschutz, aber auch die um die sog. Migration, zeigen es. Dieses Land war schon immer ein konfessionell gespaltenes, was sich bis heute darin offenbart, dass öffentlich geführte Diskussionen abdriften. Ich kann nämlich die abweichende Meinung eines anderen dann nicht mehr hinnehmen, wenn es um die Gnadenwahl, um mein Seelenheil geht. Welchen gemeinsamen Nenner soll man da finden? Es gibt ihn nicht. Entweder hat man den richtigen Weg und propagiert ihn, oder man ist des Teufels. Das ist der unterschied zu andern Ländern, insbesondere Frankreich. Die gelben Westen irritieren uns, weil sie nur Interessen vertreten und keine Ideologie. Damit können wir nichts anfangen. Die ausgleichende bürgerliche Mitte zerfällt geistig und vernichtet sich selbst. Das ist heillos und im Ergebnis katastrophal.
Sehr sachlich Herr Held, eine wohltuende Zusammenfassung, die zeigt wie der Kampf um politische Macht aussieht. Niemand wird dauerhaft Frieden und Stabilität garantieren, der nicht zu jedem Streitpunkt mehrheitsfähige Antworten gibt. Bis auf die Merkelregierungen 2-4 ist dies in einer langen Phase allen Bundesregierungen zum Vorteil der Gesellschaft gelungen. Wir hatten eine vernünftige Grundstabilität durch Kontinuität, die in einer stabilen Rechtsordnung bestand, an deren Kern nun durch Migration und open border Fetischisten massiv Hand angelegt wird. Wobei ich noch nicht einmal, da ein Rechtsstaat sehr virtuell als fast reines Gedankenprodukt besteht, das Hauptproblem der Massenmigration dort sehe. Es sind die resultierenden Probleme jeder Regeländerung, die eigentlich zuvor genauestens analysiert gehören, bevor man Regeln ändert. Die derzeitig Mächtigen tun genau dies nicht und gehen weiter, indem Sie Behauptungen propagieren, die weder naturwissenschaftlich, noch ökonomisch realistisch sind. Nun mag es sein, dass mehr Menschen in der Summe mehr Arbeitsleistung erbringen können, aber jeder kennt die begrenzenden Bedingungen. Effizienz ist situativ. Seit der industriellen Revolution bedeutet dies, sobald es eine Maschine gibt, die menschliche Arbeit unterstützt oder ersetzt entsteht Zugewinn. Bisher hat unser Gesellschaftssystem prima funktioniert, da man für freigewordene Arbeitskräfte genügend persönliche Auswege finden konnte. Dies gelang bis 2015 trotz Zuwanderung von Menschen, die vom Zugewinn angezogen zugewandert sind. Massenmigration und Bevölkerungsexplosionen sind mit diesem System inkompatibel. Hier ist der Riss in der Gesellschaft, den alle diskutieren. Der Zugewinn ist das Einzige, was Politiker relativ friedlich unter eigenem Volk und Migranten verteilen können. Das die Mächtigen weit darüber hinausgehen, kann jeder der es sehen will, jetzt schon erkennen, die Lernschwachen beim erreichen der Schmerzgrenze! Sie werden sicher sehr laut, die LS.
@ dr. michael kubina: Sie bringen es genau auf den Punkt - volle Zustimmung. Die Quintessenz bei der Qualität der Spaltung in D liegt im Kampf um die Deutungshoheit zwischen Rationalität und Irrationalität, das macht sie so gefährlich. Wobei das irrtionale Lager sogar noch soweit geht, die rational begründeten Einwände und selbst Tatsachenbeweise als irrational (Ängste, Hass, etc.) zu brandmarken. Wie die BK befand: Postfaktisches Zeitalter versus faktisches.
Zu Punkt 7: Leider ist es ja bislang nicht möglich, eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Lager des “Weiter so” zu führen. Und das liegt an der Einstellung eben der Leute dieses Lagers. Es ist ja so, dass Links im Grunde immer als “gut” gilt, als moralisch Rechts überlegen. Deswegen hatte es die Linke in den 68er Jahren und danach auch einfacher, gegen das System der herrschenden “Rechten” vorzugehen. Rechts wurde stets mit den Nazis verknüpft, also war man als Linker stets moralisch überlegen. Sollte man diese Sicht nicht überdenken? Zum einen waren die Nazis auch in etlichen Aspekten links. Zum anderen hat schon Lenin den Terror erfunden und gegen die Mehrheit der Bevölkerung sein Unrechtsregime durchgesetzt. Die Linke Ideologie hat unzählige Opfee gefordert und führte immer zu Unrecht, wenn sie an der Macht war. Das sollte mal deutlich gemacht werden, um den Linken ihren Nimbus der Kämpfer für das Gute zu nehmen und eine wirkliche Diskussion zu ermöglichen.
“Ja, wir haben eine gesellschaftliche Zweiteilung – und wenn man so will: eine „gesellschaftliche Spaltung“. Aber das ist nichts Schlimmes.” Ja und Nein. Es kommt darauf an, in welchen Positionierungen sich die Lager gegenüberstehen. Die unterschiedlichen Politiken müssen im Mindesten mit einer gemeinsamen Verfassung konform sein. Das ist die Grundlage für einen Konsens innerhalb einer gesamten Gesellschaft. Driften die politischen Richtungen zu weit auseinander, so dass man sich nicht mehr auf eine gemeinsame Verfassung einigen oder eine solche beachten kann, führt dies zum politischen Stillstand, kann aber sogar den Zerfall eines Staates bedeuten. Mit fundamental religiösen oder anderweitig nationsfeindlichen Lagern wird ein dauerhafter Konsens kaum zu erreichen sein. In dieser Hinsicht sind Sorgen durchaus angebracht.
Sehr geehrter Herr HELD, auch Ihnen noch ein gesundes neues Jahr. Es ist Ihre Pflicht, die Dinge auf einen breiteren Boden zu stellen. Ich reduziere (wie man Soßen einkocht) das Problem auf den Broterwerb. 82 Millionen Deutsche werden von 26 Millionen Arbeitskräften ernährt, von denen bestenfalls 18 Millionen noch Steuern zahlen, Der Staat kann nicht überleben, wenn die Zahl der Konsumenten steigt, ohne dass Steuern dazukommen. Ob der heutige Status manifest bleibt, darf bestritten werden. Fast alle Ökonomen (ausser Butterwegge) tun das. Mit jedem Dazukommenden, darf der Penionist oder Rentner auf die Erhöhung seiner Kaufkraft verzichten. Und es werden noch Unmassen kommen, weil deren Staaten unglaublich kaputt sind. Wir sind denen gar nichts schuldig. Afrika ist potenziell reicher als Europa. Und Nahost soll auf eine reaktionäre Weltanschauung verzichten, um das bis zu 5-fach gewachsene Volk ernähren zu können. Sie haben nichts von neuer Macht und einem Kalifat Europa, das genauso wenig satt macht wie zuvor die Levante. Wer Gewalt übt, soll durch sie umkommen! Die neuen technischen Entwicklungen werden weder die Reichen noch die Mindestlöhner treffen, sondern den Steuer-Mittelstand. Dies tief und irreversibel.
Lieber Herr Held, ich sehe die breite “Opposition” nicht. Nicht in Deutschland und ehrlich gesagt nicht in Frankreich. Ich sehe aber, dass der “soziale Sektor” (schöner Euphemismus für eine ideologisch geschwängerte Bewegung), der letztendlich politische Parteien, Bildungssystem, Medien, Justiz und NGO´s in quasi totalitärer Form dominiert, Nägeln mit Köpfen gemacht hat. Die Projektion reflektierter Diskursbemühungen und Akzeptanz des “Anderen” entsprechen angesichts dessen, was in den westlichen Gesellschaften geschehen ist und geschieht, dem Pfeiffen im Walde mit dem Kopf im Boden. Es wird in den westlichen Gesellschaftlichen keine Reform geben, sondern zunehmende tribalistische Gewalt und soziale Verwerfungen. Der regressive Wunsch nach akademisierten Stuhlkreisen mag da lediglich für kurzzeitige Beruhigung unserer selbst führen.
Dabei vergessen die blauäugigen Verallgemeinerer eins: Durch Migration gemachte Geschichte wäre anders verlaufen, wenn schon immer in Sozialsysteme mit Vollversorgungsanspruch migriert werden hätte können. Selbst wenn die dümmliche Behauptung zutreffen würde, wäre sie nicht auf die heutige Situation übertragbar.
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