Weihnachten in den Tropen. Da hängt Lametta an den Antilopen!
Oh, Weh! Weihnachten in den Tropen wirkt wie ein einziger Fehler, als wäre nicht nur ein Detail, das man leicht austauschen oder verbessern könnte, falsch, sondern alles. Alles falsch. Alles Lüge. Alles fehl am Platze.
Sieh nur: diese aus dünnen Lichterketten gebildeten Rentiere in der Wüste von Ägypten, die so wirken, als würden sie mitten im Sprung innehalten, weil sie plötzlich selber merken, dass sie sich gründlich verrannt haben. Und sieh auch: dieses riesige Gebilde von einem Weihnachtsmannschlitten auf einem Flachdach in Australien, als hätte da ein verirrter Geisterfahrer einen vorläufigen Parkplatz gefunden. Wie wundersam ist das alles!
Rätselhafte Zeichen aus einer fremden Welt
Ich kann mich erinnern, dass auf dem Land im Norden, wo ich lebte, manchmal Manöver von englischen Truppen stattfanden. Die stellten zusätzlich zu den vorhandenen Verkehrsschildern eigene Schilder mit rätselhaften Zeichen auf, die eine Funktion für die Durchführung der Manöver hatten, aber keine für mich und für die Dorfbewohner.
So wirkt Weihnachten in den Tropen. Wie die Invasion einer fremden Macht, die eigene Schilder aufstellt. Es ist die Invasion des kommerziellen Weihnachtsfestes. Die Invasion des schlechten Geschmacks. Die Invasion der falschen Signale. Nicht nur in den Tropen. Da sticht es einem nur besonders deutlich ins Auge – auch bei uns.
Für alle, die es Weihnachten besonders schwer haben
Ganz besonders muss es denen ins Auge stechen, die ihre Augen an Schönheit gewöhnt haben, an sorgfältige Gestaltung, an Stil. An einen Blick auf die Welt, in der die Form der Funktion folgt.
Weihnachten ist immer auch die Zeit, in der wir derer gedenken, die sich besonders alleine fühlen. In den Radiosendungen von „Weihnachten auf hoher See“, an die ich mich erinnere, wurde den Seeleuten gedacht, die Weihnachten nicht zu Hause sein konnten.
So will ich diesmal den Künstlern gedenken; den Designern, die zaubern können; den Fotografen, die den besonderen Blick haben, den schönen Frauen mit dezentem Make-up. Kurz: all denen, die auf ein gutes Aussehen achten. All denen, für die eine Erscheinung noch mit dem Wesen verbunden ist – all den Arbeitern mit Form und Farbe.
All denen, die es verstehen, Dingen ein kleines Glanzlicht aufzusetzen und nun von einem aufdringlichen Leuten wie von Halogen-Lampen so geblendet werden, dass sie in der Vorweihnachtszeit – wie in den Tropen – Sonnenbrillen tragen müssen, weil es ihnen sonst zu stark ins Auge sticht. Also: eine kleine Gedenkminute für den anspruchsvollen Designer.
Den ganzen virtuellen Adventskalender mit den bereits geöffneten Türchen 1-12 finden Sie bei o-gott.com.