Liebe Gesine,
das krankenhausreif Zusammenschlagen von alten Menschen, der ehemaligen politischen Häftlinge der DDR bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin gestern, hat meinen Entschluss hervorgerufen, aus der Partei Die Linke mit sofortiger Wirkung auszutreten.
Ich bin der Partei Die Linke vor einigen Jahren in dem Glauben beigetreten, daß diese Partei als Ziel hat, vom marxistischen Standpunkt aus für mehr Solidarität, mehr Chancengleichheit und mehr Gerechtigkeit einzutreten. Ich wurde bitter enttäuscht. Die Kommunistische Plattform dieser Partei, die ja die Speerspitze des von Dir diese Tage propagierten Neuaufbruchs auf dem Weg zum Kommunismus sein müßte, ist eine kleine, straff stalinistisch geführte Truppe, die jede Kritik mit sofortigem Ausschluß aus der KPF, ohne jede Diskussion, unterdrückt. Frau Wagenknecht und Herr Kotulla hier in Hessen sind solche stalinistischen Typen. Das Organ der KPF in der Partei die Linke schwärmt in den monatlich erscheinenden Mitteilungen der KPF von Stalin, von der DDR und von der SED.
Du hast ein sympathisches Gesicht, liebe Gesine, und Klaus auch, aber das reicht nicht, um eine marxistische Partei zu führen. Denn Dir fehlt offenbar die Kenntnis der Geschichte, du weißt offenbar nicht, was der real existierende Kommunismus war und noch in manchen Gegenden der Welt noch ist. Höre was dazu Inge Viett sagt, und sie sagt die Wahrheit, sie hat recht: der Kommunismus kam immer durch fürchterlichen Terror und hielt sich durch Terror an der Macht. Josip Wissarionowitsch Dschugaschwili, Stalin nannte sich in seiner Zeit „Koba“, als ein grusinischer Robin Hood mordete er und raubte Menschen und Banken aus. Das Geld lieferte er später Lenin, der im gemütlichen Finnland seine Frau Krupskaja die Millionen Rubel, die bis zu 10 Millionen Dollar entsprachen, zählen liess.
Seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts überzogen dutzende von Banden, die sich meistens irgendwie „links“ nannten, den Süden von Russland, wo die Staatsmacht schwächer war, als in Moskau oder St.Petersburg. Es gab gar keine marxistische Revolution in Russland, Trotzki war gar kein Bolschewik, und erst in zwanziger Jahren auf Befehl von Stalin hat Bucharin dem Staatsstreich der Bolschewiki eine marxistische Begründung gegeben. Es gab auch keinen Sturm auf den Winterpalast. Der reale existierende Kommunismus macht aus Menschen Sklaven, macht aus ihnen tressierte Schweine und Hunde, die etwas gefüttert werden und das ist alles. Und wer kein Hund und Schwein sein will, der wird ermordet, verhaftet, gefoltert. Wenn man dem Menschen seine Freiheit, sich zu äußern nimmt, raubt man ihm seine Seele, man tötet ihn beim lebendigen Leibe, man macht ihn zum Zombie, zum „walking dead“. Und Die Linke wird von den Kommunisten, alten SED-Kadern, neuen Zombies, die sich nach einer strengen Erziehung sehnen, möglichst von einer hübschen Frau, immer mehr geprägt, immer mehr in ein Heer von Zombies verwandelt.
Die russische Revolution ist eine Dichtung, ein Märchen. Tatsächlich hat durch günstige geschichtliche Umstände, mit Hilfe von Kaiser Wilhelm II und seiner Generäle, ausgestattet mit einigen Millionen Reichsmark, finanziert vom Kriegsgegner Rußlands, Deutschland, ein Staatsstreich einer kleinen Mörderbande, die sich Bolschewiki nannte, stattgefunden. Das war es. Und so blieb es bis zum Ende der Sowjetunion und darüber hinaus. Jede sogenannte Revolution, ob französische, amerikanische, russische oder chinesische, geschah nur mit Hilfe des Terrors, Mords und Totschlags, Raubs und der Rechtlosigkeit. Und eben darin hat die Terroristin Inge Viett recht: die Machtübernahme in einem Staat kann nur mit Gewalt, Terror, Mord und Raub geschehen. Nur so kann Kommunismus siegen. Und ich will es nicht! Ich will keine Gewalt, ich will nicht daß Menschen, die friedlich vor der Rosa-Luxemburg-Konferenz demonstrieren, von roten SA-Schlägern zusammengeschlagen werden!
Also trete ich hiermit aus dieser Partei Die Linke aus.
Ihr werdet weiterhin sich als Freidenker, obgleich mit Brett vor dem Kopf, als Marxisten, die ihr keine seid, ausgeben. Ihr werdet weiterhin Euch auf Voltaire, Rosa-Luxemburg, aber auch auf Mao, Lenin, Trotzki, Che Guevara berufen, die Mörder und Räuber der Weltgeschichte. Und ihr werdet weiterhin gegen Israel, gegen Juden, gegen „jüdische Finanzmacht“ hetzen. Aber nicht mit mir.
Eure bunten Partys, mit Luftballons und Bratwürstchen, wahllos bei jeder Randale dabei zu sein, Treffunkt für Alleinstehende, usw. – interessieren mich nicht. Diese Partei vertritt nicht mal die Arbeitenden, denn die Linke besteht vorwiegend aus Rentnern, Arbeitslosen, Hartz IV Empfängern, Schüler und Studenten, Gewerkschaftsmitgliedern usw., und aus den Parteiaktivisten, die sich ein schönes Leben machen, mit den Geldern dieser Partei gut ausgestattet, und dazu noch dummes Zeug reden. Ich bin nicht mehr dabei.
Dir liebe Gesine, wünsche ich alles Gute, bleib gesund, gottseidank lebst Du in einem demokratischen, freiheitlichen Staat – mache ihn bitte nicht kaputt. Bitte.
Julian S. Bielicki