Ich verstehe den ewigen Ruf nach der Digitalisierung nicht. Bis vor gar nicht so langer Zeit galt Deutschland als einer der erfolgreichsten Wirtschaftsstandorte der Welt. Dennoch wird gleichzeitig seit Jahren über unsere digitale Rückständigkeit schwadroniert. Den Niedergang hat Frau Merkel mit ihren ständigen Widersprüchen in der Steuer- und Abgabenpolitik, Energie- und Umweltpolitik usw. herbeigeführt, wobei der Einwand, dass die Deutschen sie nicht hätten wählen müssen, natürlich richtig ist. Auch dass die Wirtschaftsbosse eher Speichellecker der Politik und demonstrierender Kinder statt selbstbewusste Vertreter ihrer Branchen sind, ist ein wesentlicher Teil des Problems. Aber bei der Digitalisierung habe ich den Eindruck, dass diese vor allem um ihrer selbst willen propagiert wird, weil es “modern” ist. Dass aber die Digitalisierung auch anfällig für Wirtschaftsspionage und -sabotage macht, haben wir doch schon öfter gehört - vom Datenschutz ganz zu schweigen. Außerdem ist zu beobachten, dass die Digitalisierung zur Verödung der Innenstädte und damit letztlich auch zur Verödung der Gehirne durch Vereinsamung führt. Deshalb sollte m.E. stets und immer geprüft werden, wo Digitalisierung einen echten Nutzen mit sich bringt und wo der Schaden größer als der Nutzen ist. Ich jedenfalls wünsche mir eine dringend notwendige Digitalisierungspause, um Schaden und Nutzen in Ruhe abwägen zu können.
@Boris K.: Golodomor: Es waren Millionen Tote, hauptsächlich in der Ukraine, aber nicht nur dort, gucksdu wiki. Zweck: Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Chruschtschow, ein Russe, aufgewachsen in der Ost-Ukraina, der maßgeblich an der Durchführung beteiligt war unter Stalin, hat später, als er selbst an der Macht war, der Ukraine die Krim geschenkt - hatte wohl ein schlechtes Gewissen. Hätte er nicht mit gemacht, so wäre er im GULAG verschwunden, niemand hätte je auch nur seinen Namen erfahren. Putin hat das korrigiert, wie wir alle wissen. Jedes Jahr im November wird der Gedenktag zu den “Jahren des Hungers” abgehalten.
Nein, das liegt daran, daß die kulturelle Hochzeit in Europa um 1880-1900 gewesen ist, das war die Zeit der wesentlichen Erfindungen der kulturellen Moderne, und mit dem Aufkommen von Dadaismus und später Expressionismus vor allem in Deutschland fing der Gang aus der kulturellen Hochzeit in die Postmoderne an. Postmoderne ist im kulturellen Sinne ja nicht unbedingt ein Wort des Lobes, sondern einfach nur eine Tatsachenbeschreibung. Ich würde z. B. Max Regers “Romantische Sinfonie” als eines der letzten Werke, daß in der Tradition der europäischen Musikentwicklung steht, bezeichnen. Einige Bekannte gehen weiter und sehen Richard Strauß “Vier letzte Lieder” als das Ende der europäischen klassischen Musikentwicklung. Danach, sei es Reger (nur beispielhaft gemeint) oder R. Strauß, hat es keine Weiterentwicklung der Kultur in Mitteleuropa mehr gegeben (Populärkultur ist Kommerz und keine eigentliche Kultur). Und auch ohne WK II, der jegliche Entwicklung in Deutschland stoppte, wäre das so gekommen, vielleicht 10-15 Jahre später. Die industrielle Hypermodernisierung von 1890-1920 des einstigen Agrarstaates Deutschland hat die Menschen mit so vielen gleichzeitigen Veränderungen überrollt, daß sie praktisch den Verstand verloren haben (Dadaismus, Drogenkonsum und Zügellösigkeit und Prositution in der Weimar Republik - siehe Erich Kästners ‘Fabian’), und den Künstlern ist nichts Gescheites mehr eingefallen. Sie haben schon um 1920 alle ihren Kompass verloren, und dann 1933 auch nicht mehr durchgeblickt. Heute profitieren wir lediglich nur noch von der krassen Rationalisierung, die damals schon angefangen hat, leider auch durch WK II, die Erfindung von Transistor (60er) und Mikroelektronik (80er) und nun des Internetes (2000er) nochmals verstärkt wurde. Aber im Grunde genommen sind diese Rationalisierungsschübe nur Entschleuniger eines Niedergangs, der schon ab 1920 in Deutschland eingesetzt hat, weil da die Hochkultur Mitteleuropas ihren Zenit überschritten hatte.
Ihnen fehlt einfach der Glaube an die Weisheit der Herrschenden. Die wissen nämlich, daß D. reich ist, und alles schaffen kann: Über 20 Millionen Rentner , unbekannte Millionen unproduktiver Zuwanderer, Steigerung aller Ausgaben in unproduktiven Bereichen, Hunderttausende sinnlos Studierender. Aber da die EZB mit ihrem Anleihenkaufprogramm allen gefallenen Betrieben und Staaten das Überleben sichert, fällt den Bevölkerungen fast nichts auf. Ich habe gerade die Angaben zur Stadtfinanzierung vorliegen. “Neben den 50 Millionen Kredit für Investitionen, werden wir im November 2020 erneut einen Kredit gleicher Höhe aufnehmen müssen.” Und neben dem Wachstum der Schulden, gibt es überall Wachstum. “Die Ausgaben für das Personal stiegen seit 2011 um 53% . Die Ausgaben für die Kindertageseinrichtungen stiegen in den letzten 4 Jahren um 38%.” Fällt also die Wirtschaft aus, sorgen Gemeinden, Länder und Bund schon dafür, daß der Euro rollt. Und die Sozialisten der SPD haben auch schon die Lösung für die Armen, die die steigenden Warmwasser- und Heizkosten wegen der jährlich stiegenden Zeh-Oh-Zwei-Besteuerung nicht mehr bezahlen können. Die Vermieter sollen die Hälfte der Kosten übernehmen, weil sie schließlich für die Anlagen verantwortlich sind. Da die Vermieter auch für die Häuser und Wohnungen verantwortlich sind, müssen sie demnächst auch die Hälfte der Mieten übernehen. D. ist eben reich.
Das ist der Punkt: Innovation, Transformation, Kreativität sind politisch-ideologische Schlagwörter, mit denen man volkswirtschaftliche Gesetze nicht aushebeln kann. Produktivität und Wertschöpfung unserer Industrie und des produzierenden Gewerbes werden hier gerade massiv beschädigt. Mit absehbaren Folgen für den Arbeitsmarkt (bereits im Gange) und den Wohlstand des Landes. Im übrigen, Digitalisierung kostet unter dem Strich massiv Arbeitsplätze, s. u.a. Industrie 4.0. Eine an den Realitäten orientierte, ergebnisoffene, transparente Diskussion über diese Themen ist unter den gegebenen Diskursbedingungen - Medien, Wissenschaften - in Deutschland nicht mehr möglich.
Man wird mit weiteren und immer höheren Steuern das Ersparte des Volkes abgreifen, bis das letzte Tafelsilber versetzt ist. Und dann ist Schluss. Dann kann es nur noch eine unvermeidliche Option geben: Den Untergang. Solange man das in kleinen Schritten macht, wird der Frosch den Topf nicht verlassen, bis er im kochenden Wasser stirbt.
“Und ganz neue Großstädte gäbe es, in denen die digitalisierten Beziehungen die Krise von Läden, Gastronomie, Clubs und Hotels vergessen machen würden.” Ja, eine davon heißt Duisburg-Marxloh. Andere werden gerade von klugen Köpfen geplant, die Namen sind schon gefunden: “Neu_Damaskus”, “Neu_Tripolis”; “Neu_Kabul”, “Neu_Mossul” und “Neu_Mombasa”. Sogenannte “Smart-Home-Citys”. Wohnungen, Supermärkte, Schulen und Krankenhäuser, Sportplätze, Kinos und Werkstätten, viel Grün und vor allem einen zentralen Platz mit einer Moschee. Die Flüchtlinge sollen sich zu Hause fühlen. Ganz ohne Rassismus und Rechte Polizei.
Ein wenig irritiert mich am ansonsten sehr lesens- und bedenkenswerten Artikel, daß er die Frage stellt: “Langsamer oder schneller Fortschritt?”. Was den allgemeinen Wohlstand angeht, steht die gut begründbare Vermutung im Raum, daß es erhebliche Rückschritte geben wird. Um annähernd zu begreifen, aus welchen Quellen sich der Wohlstand Deutschlands speist, ist es nützlich, das youtube-Video “Warum ist Deutschland (noch!) ein reiches Land? (8.9)” von Dr. Ingo Sauer anzuschauen, der Mitarbeiter an der Abteilung “Applied Econometrics and International Economic Policy” der Goethe-Universität Frankfurt ist. Es ist abzusehen, daß die letzten noch verbliebenen Wohlstandsquellen versiegen werden. Z.B. berichtet das Wall Street Journal in der Ausgabe vom 18.9.2020 im Artikel: “China, Germany Shift From Allies to Rivals” vom zunehmenden Druck auf eine der zwei letzten verbliebenen hiesigen Branchen mit nennenswerten Alleinstellungsmerkmalen, den Maschinenbau. Dadurch, daß China auch in diesem Bereich zu einem wirklichen Konkurrenten geworden ist, fällt nicht nur China mehr und mehr als Markt für die deutschen Maschinenbauer weg, sondern auch in allen anderen Ländern verdrängen die Chinesen die Deutschen zunehmend. Eine ähnliche Entwicklung in Auto- und Maschinenbau wie in der Unterhaltungselektronik ist in Deutschland also nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich: Vom Weltmarktführer zur unbedeutenden Größe. Wo liegen die Möglichkeiten Deutschlands, neue Wohlstandstreiber aufzubauen? In massenhafter Armutseinwanderung, die erhebliche Anteile von Analphabeten oder sonstwie unzureichend beschulter Menschen mitbringt? In einer pädagogischen Praxis, die auf die Förderung der größten Problemfälle fokussiert und schon bei der Vermittlung von Grundtechniken wie Lesen und Schreiben zunehmend versagt? Die Aussichten sind leider trübe.
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