Vera Lengsfeld / 05.07.2012 / 12:31 / 0 / Seite ausdrucken

Yoga im Finanzamt

Eigentlich kann mich nichts mehr aufregen, dachte ich. Aber die gestrige Meldung bei Spreeradio brachte mich doch aus der Fassung. Es war von einem Finanzamt in Berlin die Rede, das seinen Mitarbeitern während der Arbeitszeit Yogakurse und Massagen anbietet, damit die Beamten ihrem schweren Job so entspannt wie möglich nachgehen können. Der gesundheitliche Effekt dieser großzügigen Maßnahme auf Kosten des Steuerzahlers hält sich in engen Grenzen, denn genau in dieser Behörde ist der Krankenstand am höchsten und beträgt sechs Wochen pro Mitarbeiter. Es kann offenbar dauern, ehe man seine im Dienst zugezogenen Verrenkungen auskuriert hat. Da muss die Arbeit liegen bleiben.

Das ist sicher nur ein winziger Beitrag zur alltäglichen Steuergeldverschwendung. Heute hören wir ja, dass VW auf dem Weg zum größten Automobilhersteller der Welt bei der Fusion mit Porsche ein milliardenschweres Steuerschlupfloch nutzen durfte.

Das sind natürlich nur Peanuts im Vergleich mit den Summen, die Deutschland schon für die „Rettung“ des Euro versenkt hat und erst recht Kleckerbeträge im Anbetracht dessen, was an finanziellen Belastungen auf uns zu kommt, wenn die „Rettung“ spanischer und bald auch italienischer und französischer Banken gestemmt werden muss.

Je höher sich der Schuldenberg Deutschlands auftürmt, um so sorgloser scheinen unsere Politiker mit dem Geld umzugehen, das sie nicht haben, sondern im Ernstfall von den Bürgern eintreiben müssen. Die Pläne für eine Immobilienabgabe liegen längst in der Schublade und müssen nur rausgeholt werden. Dann ist die Altersvorsorge in Form eines Eigenheims zwar futsch, aber dafür sind wir die besseren Europäer, ein Gedanke, der uns stolz alle Enteignungen, die kommen werden, ertragen lassen wird.

Weiß jemand, welche Finanzlast auf Deutschland im Rahmen von Target 2 liegt ? Es sind im Augenblick 698 Milliarden, das Doppelte des Bundeshaushalts von 2012, der 303 Mrd. beträgt. Macht nichts, denn über unseren Haushalt sollen wir nach Willen unserer Bundestagsabgeordneten eh nicht mehr bestimmen dürfen. Die haben vergangenen Freitag, ohne den genauen Gesetzestext zu kennen, für den ESM, den Europäischen Stabilitätsmechanismus, gestimmt. Da muss man sich mit solchen Kleinigkeiten nicht mehr beschäftigen.

Wenn das Geld ausgeht, sind eben die nächsten Steuererhöhungen fällig. Wer von den immer weniger werdenden Produktiven in unserem Land das nicht mehr zahlen kann,  braucht dennoch nicht aufzugeben. Wenn das Beispiel aus Berlin Schule macht, werden für die Finanzämter unserer Republik demnächst jede Menge Yogalehrer gebraucht. Ohmmmmmm.

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