Wir müssen das weltweite Vorbild abgeben bei der Energiewende. So lautet die Losung von SPD bis Grünen. Die Welt wird uns beobachten und genau verfolgen, wie wir das machen, heißt es dabei selbstsicher.
Dass man uns beobachtet bei dem weltweiten Alleingang zu dem sich die Bundesregierung entschlossen hat (Ausstieg aus der Atomkraft und fast gleichzeitig aus der fossilen Energieerzeugung), dabei gehe ich mit den Enthusiasten und großen Visionären des Guten Deutschland d’accord. Ob man uns dabei allerdings als Vorbild ansieht, da habe ich meine Zweifel und der Autor zum Beispiel dieses Beitrags aus dem „Wall Street Journal“ schildert den Fall Deutschland alles andere als vorbildhaft sondern eher sehr düster, was die Aussichten angeht, wenn wir so weiter machen. Schon heute gibt es viele Beispiele dafür, dass arbeitsplatzträchtige Investitionen ins Ausland abwandern, wird dort analysiert – Deutschland in einer Klemme zwischen billigen Energiepreisen in den USA und niedrigeren Steuern in Ostmitteleuropa. Vor allem der erste Aspekt wirkt dabei immer fataler.
Vorbild hin, Vorbild her, in einem wird man sich jenseits der Grenzen herzlich freuen über Deutschland (ein Thema das das Wall Street Journal nicht ansprach, weil Amerika weit weg ist): Über unsere Energieexporte in unsere Nachbarstaaten. Sie wurden von den Propagandisten der Energiewende stets so freudig und groß als Beleg für den Erfolg derselben gefeiert. Stimmt, die Massen an Strom haben wir geliefert, aber kaum Geld dafür eingenommen, weil wir sie immer dann, wenn der Strom im Überfluss vorhanden und der Preis an der Strombörse im Keller war (ungeachtet dessen, dass der Verbraucher wegen des EEG-Gesetzes Höchstpreise berappen muss), zu Billigstpreisen oder sogar noch unter Zuzahlung ans Ausland verschleudern, verschenken, aufdrängen mussten, damit hierzulande nicht das Netz zusammenbrach.
Da wird man im Ausland denken: Weiter so Deutschland. Oder auch: Deutschland vor, noch ein Watt! (Ich weiß, ich weiß, hier müsste es heißen „Gigawattstunde“, aber dann reimt sich das Versmaß nicht mehr so schön).
Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT