Peter Grimm / 13.06.2016 / 11:38 / 1 / Seite ausdrucken

Orlando: Die Predigt und der Massenmord

Omar Seddique Mateen bekennt sich zum „Islamischen Staat“. Den Sicherheitsbehörden ist er durch Kontakte zu islamistischen Selbstmordattentätern aufgefallen. Dieser Mann erschießt nun 50 Menschen in einem Schwulenclub in Orlando. Wie erklärt man das nun politisch korrekt, ohne Islamophobie zu schüren? Den Satz „Das hat nichts mit dem Islam zu tun“ kann ja schon niemand mehr hören. Zu oft musste er wiederholt werden, nachdem im Namen Allahs und des Propheten gemordet wurde. Jetzt heißt es stattdessen in der Berichterstattung, beispielsweise im Deutschlandfunk:

Nach dem Überfall auf einen Nachtclub in Orlando mit 50 Toten suchen die US-Ermittler weiter nach dem Motiv des Schützen. Demnach gibt es derzeit keine Beweise, dass der 29-Jährige direkt im Auftrag des IS gehandelt hat. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass er sich selbst radikalisiert hat. Nach Angaben der Bundespolizei FBI hatte er kurz vor dem Überfall auf den Nachtclub bei der Polizei angerufen und sich zum IS bekannt. Das FBI hatte den Attentäter 2013 und 2014 im Visier, unter anderem wegen einer Verbindung zu einem amerikanischen Selbstmordattentäter in Syrien. Der Kontakt sei jedoch nicht als Bedrohung eingestuft worden. Die Familie des Angreifers geht eher von einem Hassverbrechen gegen Homosexuelle aus und beschreibt den Mann als nicht besonders religiös.

Was möchte uns diese Meldung sagen? Dass Mateens Tat nicht das ist, wonach sie aussieht? Dass es nur  ein von Mateens islamischem Glauben völlig unabhängiges „Hassverbrechen gegen Homosexuelle“ war? Woher kam der Hass denn dann? Ob er nun einen direkten Befehl des IS bekommen hat oder nicht – in jedem Fall gibt es einen ganz klaren Bezug zu den Islam-Ideologen, auch wenn wohlmeinende Schönredner diese Tatsache nach jedem islamistischen Anschlag gern weginterpretieren wollen.

Bevor wir hier nun wiederholen, was man in einem solchen Falle den Verharmlosern an Argumenten so entgegenhält, bleiben wir doch heute einfach am Tatort in Orlando. In einer dortigen Moschee hörten die Gläubigen von ihrem Prediger in nicht interpretierbarer Klarheit, dass Schwule nach Allahs Willen zum Tode verurteilt werden müssten. Eine Botschaft, die nicht nur die Moscheegemeinde erreichte, denn auch TV-Sender berichteten von diesem kaum kaschierten Mordaufruf. Aber wahrscheinlich kann mir jetzt jemand erklären, warum Imame, die den notwendigen Tod der Homosexuellen in Moscheen predigen mit den Gläubigen, die dann Schwule erschießen, ebenso wenig zu tun haben, wie beide mit dem Islam selbst.

Den TV-Bericht über die Predigt in der Moschee von Orlando finden Sie hier und oben zum direkt anschauen eingeblendet.

Zuerst erschienen auf Peter Grimms Blog Sichtplatz.

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Sönke Joachim Peters / 13.06.2016

Regelrecht barbarisch geschmacklos war die “Bericht”-Erstattung im ‘heute journal’ am Abend des 12. Juni zum Terroranschlag in Orlando im Namen Allahs. Klaus Kleber arbeitet sich erst minutenlang an den bösen Waffengesetzen in Amerika ab; um dann weitere Minuten wie irre verbal auf D. Trump einzudreschen. Immerhin hatte Letzteres den positiven Aspekt, dass ein zuvor völlig uninformierter Zuschauer schon einmal den Wink bekommen konnte, dass hierbei nicht ein waffenvernarrter, homophober Kapuzenträger des Klans ein Gemetzel unter Homosexuellen angerichtet hatte; sondern die Sache doch irgendwie mit dem Islam in Zusammenhang stehen könnte, denn man musste den Eindruck gewinnen, die wahren Opfer wären wohl Muslime, die sich nun vor Donald Trumps Hetze schützen müssten. Erwähnenswert empfinde ich auch die Stellungnahme des Vaters des Attentäters (in dessen Haut ich wirklich nicht stecken wollte): Dieser hatte zwar so gut wie kein Wort für die Opfer, deren Angehörige oder des Bedauerns übrig, war aber sehr bemüht, zu versichern, dass sein Sohn nicht besonders gläubig sei (“trägt keinen langen Bart und lange Gewänder” !!!) und daher die Sache mit dem Islam nichts zu tun habe.

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