Von Hamed Abdel-Samad.
Ein französischer Verlag stoppt die Veröffentlichung eines islamkritischen Buches aus Angst vor Anschlägen
Der französische Verlag Piranha Edition hat vor zwei Jahren die Rechte für mein Buch "Der islamische Faschismus" gekauft. Die Veröffentlichung des Buches war für September dieses Jahres geplant. Das Buch wurde bereits bei amazon.fr angekündigt. Zunächst änderte der Verlag den Titel von "Der islamische Faschismus" in "Ist der Islamismus eine Art Faschismus?", um nicht unnötig zu polarisieren. Doch nach dem Anschlag von Nizza beschloss der Verleger, das Buch überhaupt nicht erscheinen zu lassen, weil, wie er in einer mail schrieb, die Konsequenzen für den Verlag tödlich sein könnte; der Verlag könne für seine Sicherheit nicht sorgen. Es könnte einen ähnlichen Anschlag wie bei Charlie Hebdo geben.
Hätte der Verleger seine Mail an dieser Stelle beendet, könnte ich ihn verstehen, denn es geht tatsächlich um Leben und Tod, und ich kann nicht von jedem verlangen, das gleiche Risiko einzugehen, das ich mit meinen Büchern eingehe.
Doch dann kam sein zweites Argument, warum eine Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt nicht möglich sei. Das Buch könnte Wasser auf die Mühlen der Rechten in Frankreich gießen. Diese Rechten hat es in Frankreich vor zwei Jahren nicht gegeben, als der Verlag die Rechte für das Buch erwarb!! Sie haben auch die Islamisten in Frankreich nicht daran hindern können, Bücher zu veröffentlichen und sie in den Moscheen zugänglich zu machen!
So weit sind wir schon in Europa gekommen. Ein Verlag beugt sich der Einschüchterungstaktik der Islamisten. Es ist noch nicht lange her, da schrieb dieser Verleger "Je suis Charlie", heute schreibt er "Ich habe Angst, Charlie zu werden." Das Schlimme ist, er versucht aus der Not eine Tugend zu machen und nennt seine Entscheidung "besonnen". Ich nenne sie vorauseilenden Gehorsam und Selbstaufgabe!
Die Krokodile, die du jetzt futterst, in der Hoffnung, dass sie dich nicht fressen, werden auch dich am Ende auseinandernehmen. Voltaire würde sich im Grabe umdrehen, wenn er erfahren würde, welches Verständnis von Toleranz und Meinungsfreiheit einige Kulturschaffende in seinem Land 230 Jahre nach seinem Tod haben!