Rainer Bonhorst / 18.06.2010 / 11:38 / 0 / Seite ausdrucken

Israel stört den Unfrieden

Jetzt stört Israel mit einer Lockerung der Gaza-Sperre den Unfrieden im Nahen Osten. Es sollen mehr Güter des täglichen Gebrauchs als bisher über Land in das von Hamas kontrollierte Palästinensergebiet hineingelassen werden. Dieser Schritt kann nur als eine weitere Provokation gegenüber den feindlichen Nachbarn und den Aktivisten zur See gewertet werden.

Mit der Öffnung des Gazastreifens versuchen die Israelis auf ziemlich durchsichtige Weise, die Strategie der Friedensaktivisten zu untergraben. Die wollen mit ihren Schiffskonvois Stimmung gegen das Land machen, leiden nun aber ab sofort unter einem unübersehbaren Sinn- und möglicherweise Wirkungsverlust. Denn was kann der Sinn eines Blockade brechenden Schiffskonvois voller Hilfsgüter sein, wenn diese Güter problemlos auf dem Landweg an ihren Bestimmungsort gelangen kann?

Daraus folgt die nächste Frage: Werden sich also die Friedensaktivisten durch diese Erschwernis in der Argumentation von ihrem seemännischen Vergnügen abbringen lassen? Ich meine: nein. So lange Israel weiter wenigstens den Seeweg blockiert, haben die Aktivisten eine Chance, die Welt davon zu überzeugen, dass der Gaza-Streifen nur vom Wasser aus wirklich beglückt werden kann. Der Landweg ist einfach nicht der wahre Jakob, können sie sagen, und mancher wird ihnen glauben. Es ist schon Blöderes geglaubt worden.

Und was ist mit dem türkischen Präsidenten Erdogan? Wird er nach der israelischen Öffnungsmaßnahme darauf verzichten, durch rhetorische Höhenflüge des Israelhasses seine neue Freundschaft mit dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad auszubauen? Schauen wir mal. Eine vorübergehende Abflachung bei den Wutausbrüchen ist nicht auszuschließen. Andererseits hat die Zukunft der türkisch-persischen Annäherung erst begonnen. Die traditionelle Rolle der Türkei als Vermittler zwischen Israel und der moslemischen Welt hat sich als sehr mühselig erwiesen. Mit klar formuliertem Hass auf Israel hingegen kann man in der Region die schönsten Blumentöpfe gewinnen. Welcher Islamist, auch wenn er sich, wie Erdogan, zu den Gemäßigten zählt, kann da auf Dauer widerstehen?

Kurz: Der Versuch Israels, durch Einlenken im Gaza-Konflikt den Unfrieden in der Region zu stören, wird wohl keinen nachhaltigen Erfolg haben.

Siehe auch:
Noch mehr Müll nach Gaza
http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2010/0617/gaza.php5

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