Rainer Bonhorst / 06.12.2023 / 12:00 / Foto: South Carolina Governor / 45 / Seite ausdrucken

Eine konservative Frau auch in Amerika?

Könnte sich die ehemalige amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley bei den Republikanern durchsetzen und Biden gefährlich werden? Das Zeug dazu hat sie.

In den westlichen Demokratien gibt es einen merkwürdigen Hang zur konservativen Weiblichkeit. Dass Regierungschefinnen immer mal wieder aus dem konservativen Lager kommen, muss peinlich für angeblich frauenfreundliche Sozialdemokraten sein, die sich selber mit Frauenkarrieren oft so schwertun. Selbst bei unseren Grünen, dieser ausgewiesenen Frauenpartei, reicht es bisher nur zu einer glücklosen Außenministerin. Im Gegensatz dazu klopft nun selbst in den USA eine konservative Frau immer lauter an die Pforten zum Weißen Haus. Sollte die Republikanerin Nikki Haley schaffen, was die Demokratin Hillary Clinton nicht geschafft hat, würde sich eine hochinteressante Serie fortsetzen.

Die eigentlichen Pionierinnen Sirimavo Bandaranaike, Indira Gandhi und Golda Meir lassen wir mal beiseite. Diese frühen Regierungschefinnen galten im ach so fortschrittlichen Westen lange nur als Exotinnen. Damit machte erst Margaret Thatcher Schluss, als knallharte Konservative in der konservativen Partei des konservativen England. Ein Schock für linke Frauenversteher. In Deutschland war es dann Angela Merkel, die den Sozialdemokraten vorführte, dass auch bei uns eine – nun ja – konservative Partei von einer Frau erobert werden kann. Und wenn es ein bisschen weiter rechts sein darf, sollte Georgia Meloni nicht vergessen werden, die mit ihrem Italien inzwischen die rotgrüngelbe deutsche Regierung erschreckt.

Aber es wird Zeit, dass in diesem Artikel der ganz dicke Brocken drankommt. Amerika. In den USA wollte Hillary Clinton Präsidentin für das linkere Amerika werden. Aber es gelang ihr, gegen einen problematischen und politisch völlig unerfahrenen Republikaner namens Donald Trump zu verlieren. Und immer noch ist Donald Trump, trotz seiner späteren Wahlniederlage gegen Joe Biden und trotz der Strafverfahren und drohenden Prozesse, klarer Favorit der Republikaner. Aber wie stark und dauerhaft ist seine Führung in den Umfragen wirklich? Wenn die Republikaner im Sommer nach den richtungsweisenden Vorwahlen ihren Kandidaten wählen, geht es um eine Entscheidung zwischen Nibelungentreue und Siegeswillen.

Jung, weiblich – und gefährlicher für Biden?

Jedenfalls ist der 81-jährige Amtsinhaber Joe Biden überzeugt, dass er gegen den nur sechs Jahre jüngeren und juristisch angeschlagenen Trump eine zweite Amtszeit schaffen wird. Was aber, wenn etwas Besseres, etwas Jüngeres oder gar eine jüngere und bessere Frau gegen ihn anträte? Da würde im demokratischen Lager wohl Heulen und Zähneklappern ausbrechen. Biden hat wegen seines Alters und seiner sichtbaren Gebrechlichkeit schon jetzt nicht nur Freunde in der eigenen Partei. Gegen ihn wirkt selbst Donald Trump mit seinen 75 Jahren und seiner Elvis-Tolle wie ein – wenn auch etwas gequälter – junger Hüpfer.

Was aber, wenn Gouverneur Ron DeSantis, der 45-jährige Mann aus Florida, oder Nikki Haley, die 51-jährige ehemalige Gouverneurin von South Carolina und Ex-UNO-Botschafterin, gegen Opa Biden anträten? Die beiden liegen in den Umfragen Kopf an Kopf, aber deutlich abgeschlagen hinter Trump. DeSantis ist ein scharfer Make-America-Great-Mann, also ein MAGA-Trump mit weniger Falten. Aber die Menschen, die mit ihm gerne ein Bier trinken würden, kann man an einer Hand abzählen. Er ist der Mann, der nicht lächeln kann.

Ganz anders Nikki Haley. Sie versteht die amerikanische Kunst des Lächelns perfekt und die Kunst, lächelnd eine knallharte Politik zu propagieren. Sie findet Donald Trump ein bisschen weich, wenn es darum geht, Amerikas Grenzen dichtzumachen und den Chinesen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch auf die Füße zu treten. Vor allem aber: Sie hat die begehrteste, weil reichste Unterstützer-Gruppe hinter sich, die Organisation des Öl-Milliardärs Charles Koch. Bitter für Trump, der die zunehmend populäre Konkurrentin inzwischen als bird brain apostrophiert, kein Kompliment, aber ein Zeichen, dass er beginnt, sie ernst zu nehmen.

Hat Nikki Haley eine Chance gegen Trump?

Noch weniger zu lachen bietet Nikki Haley dem künftigen Hauptkonkurrenten, Joe Biden. Sie liegt bei einer Direktkonfrontation in Umfragen weit vor dem greisen Demokraten. Theoretisch hat auch Biden etwas Jüngeres und sogar Weibliches in der Hinterhand. Aber die 59-jährige Kamala Harris ist in ihrem undankbaren Amt als Vizepräsidentin so unscheinbar im Schatten des alten Herrn geblieben, dass ihre Chancen als kurzfristig einzusetzende Frontfrau gegen Nikki Haley kaum einzuschätzen sind.

Nicht einmal ihr Migrationshintergrund wird ihr viel helfen, weil auch Nikki Haley damit aufwarten kann, und sogar mit dem gleichen: indische Mutter. Was bei republikanischen Wählern aber viel stärker wirken dürfte: Ihr Mann ist Armee-Major und während ihres (Vor-)Wahlkampfes in Afrika im Einsatz. Wenn er heil zurückkehrt, wird man ihn – wie in Amerika, wenn auch nicht bei uns, üblich – mit den Worten empfangen: Thank you for your service. So was ist auch politisch Gold wert.

In ihrer langsam einsetzenden Panik bringen Demokraten inzwischen auch Michelle Obama ins Spiel. Sie winkt zwar ab, aber interessant wäre es schon: ein Wahlkampf des modernen Amerika.

Aber hat Nikki Haley überhaupt eine reelle Chance gegen den Guru und Kult-Führer der MAGA-Republikaner? Nun, auch Margaret Thatcher ist zunächst nicht ernst genommen worden, ehe sie in den 80er Jahren die Biedermänner der Tory-Partei das Fürchten lehrte. Und wenn Nikki Haley es schaffen sollte, so würde sie keine Aussitzerin wie Angela Merkel werden, sondern – wie Maggie – eine Präsidentin ohne Furcht vor radikalen Entscheidungen. Mit ihrer lächelnden Härte kann sie die dominante Minderheit der MAGA-Republikaner durchaus hinter sich bringen. Vieles hängt eben davon ab, ob die MAGAS Donald Trump kultisch die Treue halten oder ob sie die Wahl gewinnen und erstmals eine – zudem konservative – Frau ins Weiße Haus bringen wollen.

 

Rainer Bonhorst arbeitete als Korrespondent der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in London und Washington. Von 1994 bis 2009 war er Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen-Zeitung.

Foto: South Carolina Governor

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Arnold Balzer / 06.12.2023

“Und immer noch ist Donald Trump, trotz seiner späteren Wahlniederlage gegen Joe Biden und trotz der Strafverfahren und drohenden Prozesse, klarer Favorit der Republikaner.”  (1) Trump hat die Wahl nicht verloren, sondern der Wahlsieg wurde ihm gestohlen! (2) Die Verfahren gegen Trump sind genauso fingiert und mit erstunkenen und erlogenen Anschuldigungen initiiert wie die gegen Ballweg und Fuellmich. Ziel ist allein, die Kandidatur zu verhindern. Das sind Nazi-Methoden, hier wie jenseits des “Teichs”. Warum erwähnen Sie das nicht?

Arnold Balzer / 06.12.2023

Wie so häufig, reichlich schräge Ansichten produzieren Sie hier, evtl. sogar auf Grund mangelnder tiefergehender Kenntnisse: Diese Hayley ist eine üble Kriegstreiberin, schlimm wie diese Jüdin Nuland (ehemals Nudelman) ukrainischer Abstammmung aus der Neocon-Truppe des Deep State! Diese Figuren treiben uns (dh ganz Europa!) in den WK III, damit endlich die USA Russland besiegen und sich die Bodenschätze einverleiben können. Viel Spaß mit dieser Goebbeline! Haben Sie schon mitbekommen, dass die die totale Kontrolle über die social media beansprucht? Lesen Sie mal den Blog von Martin Armstrong, zB Beitrag vom 16.11.: “Nikki Haley Wants Social Media Users to Verify Identity with Government “

Chris Kuhn / 06.12.2023

Haley ist anders als Trump, der trotz anderslautender Klimmzüge der Faktenchecker als einer der wenigen US-Nachkriegspräsidentemn keine Kriege oder hochriskante Einmischungen mehr vom Zaun gebrochen hat, eine gefährliche Fälkin. Wer sich darüber freuen kann, daß der Finanzpleite entgegen strebende USA unter ihr der “Werkstatt der Welt”, also der VR China, “auf die Füße treten” sollte, ist in meinen Augen ein Hasardeur. Bandaranaike,  Clinton, Ghandi, Meir und Merkel sind ausweislich ihrer jeweiligen “Erfolge” nun auch nicht gerade die besten Vorbilder im Vergleich. Und was hat Haleys Mann eigentlich in Afrika zu suchen, d.h. welchen Dienst (“service”) leistet er dort für sein Land? Nikki meint, er verteidige dort mit der Nationalgarde “die Freiheit der US-Amerikaner”, aha… Die US-Kommandozentrale AFRICOM sitzt übrigens in Stuttgart.

Juergen Rott / 06.12.2023

Erschreckend, wie wenig ueber die politische Lage der USA bei vielen Lesern und offensichtlich auch dem Autor bekannt ist. Ich lebe hier seit 30 Jahren. Es darf nur Trump gewinnen, ansonsten ist Amerika genau wie Europa verloren. Das ist genauso hier wie mit der AFD in Deutschland. The only way, wenn man frei und friedlch leben will. Ansonsten gewinnt der Swamp der so weltumgreifend machtvoll ist, das wir alle in wenigen Jahren in totaler Unterdrueckung leben. In Deutschland ists ja schon weitestgehend so. Was esst ihr, wie fahrt ihr, wie heitzt ihr, was sagt ihr…..usw. Merkt ihr es nicht??

Mathias Rudek / 06.12.2023

Ein guter, griffiger Artikel, aber Biden ist wirklich nicht nur für die USA eine Katastrophe und so sollte man ihn auch benennen. Ansonsten, danke Herr Bonhorst.

Didi Hieronymus Hellbeck / 06.12.2023

Zielführende Auszählungstechniken wurden erfolgreich etabliert und werden wieder angewendet. Amerika bleibt demokratisch. #stoptrump #trumpverhindern

Joerg Gerhard / 06.12.2023

Dick Cheney on 3 inch heels. Und mindestens genauso korrupt.

J. Mueller / 06.12.2023

Bitte keine Frau! Wie das endet, haben wir in Deutschland erfahren müssen und dürfen immer noch unter den Folgen leiden. Die Grövaz (grösste Verbrecherin aller Zeiten) hat dieses Land zerstört. Das sollte für alle anderen Länder der Welt eine Warnung sein.

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