„... der nackteste Kaiser aller Zeiten…“ „Allerdings von unerbittlicher Humorlosigkeit.“ Da ziehe ich mir doch den Jean Tinguely in Basel mit seinen von ihm selbst garantiert zwecklosen Maschinenkonstruktionen vor. Am Ende einer riesigen Maschinerie ein angeflanschter Gartenzwerg, der kopfunter mit der Zipfelmütze eine Regentonne umrührt oder ein anderer, der über einen Exzenter ständig einen Hammer auf die Gummimütze kriegt, die klare Ansage, dass hier der Betrachter gepflegt verarscht wird. Geld für die Anreise oder den Eintritt hätte ich trotzdem nicht ausgegeben. Damals wurde man noch von der Pharmaindustrie an illustre Örtlichkeiten geflogen.
Nunja, bei der Beurteilung von Beuys und seinem Werk gab es schon immer nur Extremreaktionen: Entweder man lehnt ihn entschieden ab oder man stimmt ihm ebenso entschieden zu. Und in der Regel entscheidet sich jeder bei der allerersten Begegnung mit seinem Werk für das eine oder das andere. Dazwischen paßt nix, also kein sowohl als auch oder eben so und so, kein wischi-waschi. Scharlatan oder Genie! Eventuell: Einer, der durch seine Werke lebend und tot so bewegt - muß der nicht vielleicht etwas Besonderes geschaffen haben? Jedenfalls: Einfach draufkloppen ist bei Beuys sowas von gäähhhhnnnn.
“...gehörten durchaus Mut und Kreativität dazu, der Gesellschaft vorzumachen, wie man sie für dumm verkaufen kann”. Als ich das erste Mal “Werke” von diesem “großen Künstler!” sah, hatte ich sehr ähnliche Gedanken. Ich verstand es nie, was man an ihm bzw. seinen “Werken” gefressen hat. Ich hielt und halte ihn auch heute für einen Gaukler, Hochstapler oder so. Schrecklich, wie man Menschen so irreführen kann. Und nicht weniger, daß sie es zulassen. Danke, Herr Rietzschel, danke! lg alma Ruth
Er wurde mal in der SZ als begnadeter Zeichner gerühmt (gelobt). Da lebte Horst Janssen noch. Seitdem war die SZ für mich allenfalls als Bodenschonmaterial beim Umgang mit Fett und Filz geeignet. Die metaphorische Bedeutung von “Fett und Filz” sollte sich damals gerade in Köln und am Niederrhein als bekannt zeigen. In München, das auch von Fett und Filz ein hohes Lied singen könnte, will man nichts wissen. Vernichtend war nicht die geringe Qualität der Beuys-Arbeiten für die Kultur, vernichtend war sein Wahnspruch: “Jeder Mensch ist ein Künstler.” Bis ganz hinunter zu Böhmermann et al. “Eine deutsche Kultur jenseits der Sprache ist nicht (mehr) zu erkennen.” Ej Alder, schtimmt!
Von Beuys gibt es übrigens auch Miniaturen in Öl - der konnte auch klassisch! Aber er war bauernschlau genug, nicht einfach nur dumm gut zu malen.
So ganz scharlatanig finde ich ihn Beuys nicht, auch nach dem langen zeitlichen Abstand nicht. Der Mann war eine Persönlichkeit, und die phantastischen Geschichten um den Fett-Filz-Hintergrund hat eben das Bedürfnis derjenigen Kunstkonsumenten bedient, die unbedingt eine Erklärung wollten. Ich habe ihn einmal gesehen in einer Ausstellung in Hannover, in der eine riesige gefällte Tanne diagonal im Ausstellungssaal lag, dazu irgendwelche Steinmuster auf dem Boden ... Das muss man nicht schön oder noch weniger als künstlerisch originell empfinden, es erzeugte aber eine heilige Stimmung. Und er Meister durchschritt den Saal, umwieselt von der Schar seiner Jünger. Sicherlich waren auch einige Provinzpolitiker dabei, die von Beuys´ Bekanntheit einen Hauch abhaben wollten. In Düsseldorf wohnte ein Bekannter in Sichtweite mit dem berühmten Künstler, der genauso wie andere in Oberkassel Probleme hatte, sein Fahrzeug (Jaguar) zu parken. Man sah, dass er gut Geld verdiente. Der spätere Bundespräsident Rau erwarb als NRW-Kultusminister eine internationale Bekanntheit dadurch, dass er Beuys als Prof. der Kunsthochschule entliess, weil der (- wie ich mich meine zu erinnern) bestimmte rechtliche Regelungen nicht einhielt. (Ob er Studierende ohne schulische Voraussetzungen aufnahm oder nie zu Vorlesungen erschien?? Weiss ich nicht mehr, müsste im Archiv der Rhen.Post zu finden sein.) Also: Scharlatan - nein. Eben ein Künstler im weiteren Sinne. Und gut zeichnen konnte er auch. (Aber das soll Richter ja auch können,) liest man.)
@ Alexander Brandenburg: Wenn ich mich richtig erinnere - bin selbst Kasseläner -, so kamen an den Basaltsteinen nicht wenige zu Tode. Das könnte man vermutlich auch als Teil des Gesamtkunstwerks sehen, ist aber vermutlich selbst für Beussche Verhältnisse zu geschmacklos.
Es heisst, dass sich Beuys hinter vorgehaltener Hand aber unmissverständlich über all jene lustig gemacht hat, die voller Ehrfurcht “Tiefsinniges” beim Anblick seiner stinkenden Honigpumpe (auf irgendeiner Dokumenta) von sich gelassen haben. Enthüllt hat er das natürlich nicht wirklich, der Mann musste ja von was leben. Was ist Betrug? Wir brauchen einen Irrtum des Getäuschten, der von dem Betrüger erregt wird, kurzum: der Irrtum, das Schwachsinn Kunst ist. Aber ist das eine Fehlvorstellung von Tatsachen? Ist Kunst eine Tatsache? Leider nein. Also war er kein Betrüger, sondern nur ein Scharlatan, ein Rasputin, der nackeste Kaiser aller Zeiten, von seinem speichelleckenden Kretingefolge in virtuelle Seide gehüllt. Beuys war immerhin kein kompletter Idiot wie seine gesammelte Gefolgschaft. Die Entstehung der Kunstsekte um den Scharlatan erinnert übrigens fatal an die Jüngerschar, die Brian hinterher rennt. Erst mit der Flasche, dann mit der Sandale. Der Unterschied ist nur, dass Brian dafür überhaupt nix kann.
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