Jennifer Nathalie Pyka / 17.06.2014 / 18:09 / 13 / Seite ausdrucken

Es ist nicht alles schlecht im Zweistromland

Allmählich wird es eng für Vollzeit-Pazifisten und Teilzeit-Käßmannisten. Von Nigeria und Kenia über Gaza bis hin nach Kabul bringt sich mittlerweile jede sadistisch veranlagte Gestalt in Stellung, die bislang noch nicht zum Zug gekommen ist. Die Frage, ob man da mit Boko Haram, Hamas oder doch wie gewohnt den Taliban beten soll, ist keineswegs leicht zu beantworten.

Seit Kurzem gibt es jedoch wieder Hoffnung. Denn zwischen Raqqa und Mossul, inmitten des Zweistromlands, keimt nun wahre Menschlichkeit auf. So zumindest entwarnt die Süddeutsche Zeitung, deren Leser sich bei Bedarf über „Terror und Verbraucherschutz“ aus dem Hause ISIS informieren können.

Wir erfahren: Es ist nicht alles schlecht im Zweistromland. Anders als in Deutschland, wo Millionen Menschen an sozialer Kälte leiden (Tendenz: steigend), wissen die ISIS-Kämpfer nämlich noch, wie soziale Gerechtigkeit funktioniert. Wenn die sympathischen „Militanten“ nicht gerade öffentliche Massenexekutionen organisieren, beglücken sie ihre Umwelt durch ihre „verbraucherorientierte“ Ader und wohltuende „Sozialleistungen“. Denn bei ISIS gibt es nicht nur einen Günter Wallraff, der sich um Kebab-Stände und Gammelfleisch kümmert, sondern auch fähige Verkehrspolitiker, die Schlaglöcher beseitigen. Selbst an „Spaßtagen“ für die lieben Kleinen fehlt es nicht - Ölquellen und Banken, die sich unkompliziert enteignen lassen, sei Dank. Glauben Sie nicht? Bitte sehr:

„Aber die Islamisten, so schildert es die Zeitschrift The Atlantic , haben in der Tat auch eine verbraucherorientierte, ja fast soziale Seite, auch dies lernt man aus dem syrischen Raqqa. Hier zwangen sie Frauen, sich bis zu den Augen zu verschleiern, setzten Gebetspflicht durch, aber sie richteten auch ein Verbraucherschutzbüro ein, schlossen Kebab-Stände wegen schlechter Qualität, konfiszierten gefälschte Medikamente, schütteten Schlaglöcher auf den Straßen zu und installierten neue Stromleitungen. Sie gründeten Koranschulen für Mädchen und Spaßtage für Kinder mit aufblasbaren Rutschen und Eis. Die Dschihadisten verteilten Gemüse an Bedürftige, betrieben eine Suchstelle für Waisen und eine Armenküche. Anders als die impfscheuen Taliban führte Isis in Raqqa sogar Kampagnen gegen Kinderlähmung durch, so der Bericht.“ http://www.sueddeutsche.de/politik/islamistengruppe-isis-terror-und-verbraucherschutz-1.2002712

Sollte ISIS sich jetzt noch für Mülltrennung stark machen und einen „Veggie Day“ einführen, dürfte dem Friedensnobelpreis wirklich nichts mehr im Wege stehen. Zumindest von München aus betrachtet.

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Leserpost

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Holger Chavez / 19.06.2014

@ die Herren Warburg,Bonin,Jaskolla u.a.: Wenn man über Hitlers Autobahnbau berichtet und über die Begeisterung, die die braune Pest in Deutschland hervorgerufen hat, heißt das nicht, daß man sie gutheißt. Ich kann in dem Artikel der SZ nichts entdecken, was irgendwie Anteilnahme für die grüne Pest (Islamismus) äußert. Sie verwechseln das Zur-Kenntnis-Nehmen und den Versuch, zu verstehen, was abläuft, mit Billigung. Ist es nicht auch wichtig, nicht nur abstrakt zu wissen, wie die grüne Pest Erfolg hat? Wo sie ihr Geld herbekommt? Wie sie es einsetzt, um die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen? Also: Nicht alles, was die SZ schreibt, muß schlecht sein.

Axel Warburg / 18.06.2014

Herr Chavez, es ist keine Denunziation - es steht so in dem Artikel. Frau Pyka nahm sich nur diesen Teil vor, m.M. zurecht. Diese Lobhudelei der sozialen Errungeschaften der ISIS erirnnert irgendwie and die Relativierungen der Naziverbrechen, die man früher öfter in Deutschland hören konnte - unter Hitler war ja nicht alles schlecht, er hatte schliesslich die Jungs von der Strasse entfernt und Autobahnen bauen lassen.

Thomas Bonin / 18.06.2014

@ H. Chavez zur Auffrischung Ihres Langzeitgedächtnisses: Die Blaupause für derlei Sozialleistungen hatten bereits Andere auf ihrem Zettel. Dort hieß es halt “Kraft durch Freude”, “Winterhilfswerk” (mit “Eintopfsonntag” als Highlight für Volksgenossen & Friends), “Nationalsozialistische Volkswohlfahrt” etc. Bei Null-Inklusion für Outlaws (Juden, Kommunisten, Schwule, Pazifisten), versteht sich! Anbei ausgesprochen freundliche Grüße an Jennifer :-)  

Heinz Jaskolla / 18.06.2014

Und Hitler hat die Autobahnen gebaut….. Was könnte man zu Pol Pot finden? Seine “Verdienste um die Landwirtschaft”, und Stalin hat Rußland groß gemacht. Nichts kann die ideologische Nähe besser demonstrieren als die schamlose Suche nach dem Positiven und Unsäglichen.

Frank Holbers / 18.06.2014

Das ist ja wie damals bei Adolf: Straßenbau, Frauenschutz, Brot und Spiele fürs Volk. Prima!

Samuel Zane / 18.06.2014

Bauen die ISIS eventuell auch Autobahnen?

Andreas Bickel / 18.06.2014

Dazu fällt mir nur noch “Autobahn” ein…

Hilmar Türkowsky / 18.06.2014

Danke Frau Pyka. Sie haben wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Bleiben Sie weiter so mutig. Schreiben können Sie ohnegin hervorragend. H.T.

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