Katharina Szabo / 22.07.2013 / 10:30 / 2 / Seite ausdrucken

Erdogans Geist

Wir alle erinnern uns noch an den Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in der Köln-Arena im Jahr 2008. Recep Tayyip Erdogan, kein großer Denker, aber ein begnadeter Islampopulist und leidenschaftlicher Redner. 16.000 waren gekommen, ihn zu hören.

Das ist nicht viel, bedenkt man, dass ein großer Teil der Zuhörerschaft aus dem Ausland herbeigekarrt werden musste, um die Arena vollzukriegen. Dieser Umstand hinderte Erdogan jedoch nicht daran, dreist zu behaupten, im Namen von drei Millionen ‘Türken’ in Deutschland zu sprechen. Vielen Menschen, deren Ahnen einst aus der Türkei in dieses Land einwanderten, war die streckenweise unfreiwillig komische Darbietung des großen osmanischen Führers sicherlich peinlich. Die Menge in der Köln-Arena aber lauschte ergriffen seinen Ausführungen zu Blut und Boden, Ehre und Vaterland. Grenzt Euch ab, rief er ihnen zu, bleibt Türken, bleibt beieinander, schert nicht aus! Und übt in Form von Lobbygruppen Druck auf die deutsche Regierung aus, türkische, also meine Interessen umzusetzen.

Was passieren kann, wenn man diesen Anweisungen nicht blind Folge leistet, hatte Erdogan gleich zu Beginn seiner Rede durchblicken lassen. Ihr Türken habt dieses Land zu Wohlstand und Reichtum geführt, rief er aus, im Schweiße eures Angesichts. Zum Dank brennen sie eure Häuser nieder. Da ging er ganz auf in seiner Rolle als fürsorglicher Vater und Beschützer eines großartigen aber verfolgten türkischen Volkes.

Kurz vor seinem Besuch in Deutschland waren bei einem Wohnungsbrand in Ludwigshafen neun Menschen türkischer Abstammung ums Leben gekommen. Später stellte sich heraus, dass kein Brandanschlag, sondern Fahrlässigkeit die Ursache war. Zum Zeitpunkt der Erdogan-Show wurde die Katastrophe selbstverständlich in den Medien noch auflagenträchtig als rassistischer Anschlag gehandelt.

Und auch Erdogan sprang dankbar auf den Zug auf: ‘Möge Gott geben, dass solche bitteren Bilder die letzten gewesen sind. Möge Gott geben, dass wir nicht noch einmal solchen Schmerz erdulden müssen,’ mahnte er pathetisch. Ein willkommene Gelegenheit also, den Graben zwischen ‘Türken’ und allen anderen Menschen in Deutschland deutlich auszuschaufeln.

Der permanente Rassismusvorwurf gegen die deutsche Bevölkerung hatte sich nämlich bislang am praktikabelsten erwiesen, die Anhängerschaft aufzuhetzen und sie somit für eigene Interessen zu instrumentalisieren. Allerlei türkische Verbände in Deutschland, sowie Teile des rot-grüne Parteienspektrum, welches im Gegenzug mit einer Wahlempfehlung entlohnt wird, unterstützen ihn bei diesem Unterfangen.

Die goldene Ära des Führers aller Türken neigt sich inzwischen ihrem Ende zu. Geschätzte 2,5 Millionen Menschen gingen bislang in der Türkei auf die Straße, um gegen Erdogans totalitären Machtanspruch zu protestieren und gegen seine Bestrebungen, das Land mittels schleichender Islamisierung wirtschaftlich und kulturell zurückzuwerfen. Selbst Grüne, SPD und sogar der Vorsitzende der türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, sahen sich inzwischen gezwungen, von ihm abzurücken. Doch hie und da blüht sein Vermächtnis weiter.

Erst kürzlich tat sich die baden-württembergische Integrationsministerin, Bilkay Öney in Grabenkampf-Rethorik erdoganscher Schule hervor. In einem türkischen Internetportal hatte sie die CDU der ‘Fremden- und Türkenfeindlichkeit’ bezichtigt und diese sogar in die Nähe des Rassismus gerückt. Derzeit wird geprüft, ob die Entgleisung der Ministerin den Tatsachen entspricht. Ist dem so, wird die CDU die Entlassung der Ministerin beantragen. Das ist verständlich, immerhin kann eine Person, die die größte deutsche Volkspartei und somit 41% der deutschen Wähler aus dem Nichts heraus und ohne Not als einen Haufen übler Rassisten beschimpft, das Amt einer Integrationsministerin nicht ausführen. Bilkay Öney, die selbstverständlich kein Problem damit hat, sich ihr Ministergehalt von den Steuergeldern der deutschen Rassisten bezahlen zu lassen, ist nicht hauptberuflich dazu da, Ressentiments zwischen Deutschen und Türken zu schüren.

Vielleicht sollte man Frau Öney auch daran erinnern, dass trotz der Tatsache, dass sie ihr Amt als ‘Türkei-und Islamministerium’ versteht, der größte Teil der Einwanderer in Deutschland, und auch in Baden-Württemberg, gar nicht aus der Türkei stammt. Aber diese Menschen benötigen offenbar weder eine kostspielige Frau Öney, noch ein teures Integrationsministerium. Wohl auch deshalb, weil ihnen niemand erzählt, sie würden von den Bio-Deutschen rassistisch verfolgt.

(http://www.welt.de/regionales/stuttgart/article118151412/CDU-erwaegt-Entlassungsantrag-gegen-Ministerin-Oeney.html)

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Leserpost

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Matthias Dörsam / 22.07.2013

Die CDU ist zwischenzeitlich und erwartungsgemäß mit ihrem Entlassungsantrag gescheitert. Kretschmann hat seine Integrationsministerin mit der Privatheit ihrer Äußerungen entschuldigt. Das Argument, dass private Äußerungen privat bleiben sollten, ist nicht ganz falsch. Man wüsste dann aber schon gerne, in welchem “privaten” Umfeld diese Äußerungen gefallen sein sollen. Saß Öney dabei Erdogan auf dem Schoß oder wurden Gespräche bei Kaffee und Kuchen heimlich aufgezeichnet? Macht schon einen Unterschied. Bevor man sinnlose Entlassungsanträge stellt, hätte man hier besser “Transparenz” eingefordert.  Wie man Themen in den Medien hält, muss die CDU von Grün-Rot wohl noch lernen,

Dirk Jäckel / 22.07.2013

SPD ist ja nun nach eigenem Bekunden Migrantenpartei. Wird keinen Polen, Vietnamesen, Spanier, Peruaner kümmern - wissend, dass es nicht um sie geht. Und selbstverständlich wurde eine (teils) Türkischstämmige als Migrationsfachfrau ins Kompetenzteam aufgenommen, wer auch sonst? Wäre gar kein Problem, wenn diese Frau nicht klargemacht hätte, was sie von türkischstämmigen Islamkritikerinnen hält. Aber geschmacklos wird es erst, wenn man sieht, wie sich die SPD (darin die Grünen weit übertreffend, da diese noch gewisse Prinzipien haben) bei den türkischen/islamischen Verbänden einschleimt. Beispiele: Übernahme der Position der Verbände bei der Islamkonferenz; Steinbrücks Aussagen zum Schwimmunterricht für Mädchen und der Gipfel - Gabriels Aussage, er würde sich über eine Nachrichtensprecherin mit Kopftuch freuen (“Dann hätten wir gewonnen.”). Ohne Not werden Errungenschaften der Aufklärung preisgegeben. Es tut mir leid für viele aufrechte Sozialdemokraten in meinem Bekannten- und Freundeskreis, wenn ich sehe, wie verkommen die Parteispitze teilweise geworden ist.

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