Aus Sicht der französischen Regierung besteht der „Nahe Osten“ nur aus Israel und „Palästina“. „Ziel der Zusammenkunft ist es, den palästinensisch-israelischen Friedensprozess wiederzubeleben, der sich derzeit in einer Sackgasse befindet“, heisst es auf der Website der französischen Botschaft in Berlin.
Es gibt nämlich in der Gegenwart keinen wichtigeren Konflikt als den zwischen Arabern und Juden – sieht man einmal ab von dem zwischen Arabern und Christen; dem zwischen Arabern und Kurden; dem zwischen Arabern und Berbern; dem zwischen Arabern und Persern; und natürlich dem zwischen Arabern und anderen Arabern. Aber all das ist nicht wichtig. Der französische Präsident Hollande, der von der eigenen Bevölkerung gehasst wird – mit gerade noch 13 Prozent Rückhalt dürfte er unbeliebter sein als Ludwig XV. im Juli 1789 – will die „Judenfrage“ lösen. Die Juden waren in der Geschichte schon immer diejenigen, auf die bedrohte Regierungen zeigten, wenn das Volk murrte. Früher wurden Juden erschlagen oder verbrannt, heutzutage veranstaltet man eine Nahostkonferenz. Sie ist die moderne, zeitgemässe Form des Pogroms – man sage nicht, es gäbe keinen zivilisatorischen Fortschritt.
Konferenz ohne Israel
Wie bei der Münchener Tschechoslowakei-Konferenz von 1938 war das Land, um das es ging, nicht vertreten. Über Israel verhandelt – bzw. so getan, als ob – haben 20 Gesandte von Israel meist feindlich gesonnenen Staaten. Das Ergebnis der Pariser Konferenz ist eines, mit dem Israel leben kann, es ist sogar das beste, das man sich erhoffen konnte: keines. Ursprünglich, wir erinnern uns, hatte Frankreichs Regierung gedroht: Sollten sich Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde nicht in Paris auf einen Frieden einigen, würde Paris alle Maximalforderungen der PLO umsetzen und ein „Palästina“ in den „Grenzen von 1967“ „anerkennen“ – was konnte da wohl schiefgehen? Friss oder stirb, so stellt man sich den ehrlichen Makler vor. Hier geht es weiter