Wie steht es um unsere Katastrophen zum Jahreswechsel? Welche können wir in vollen Zügen genießen? Welche katastrophalen Enttäuschungen stehen uns bevor? Hier eine Lagebeschreibung ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Das Ozon-Loch, eine der beliebtesten Katastrophen der vergangenen Jahre, scheint seit einiger Zeit verschwunden zu sein. Wahrscheinlich aber nicht für immer, heißt es in Expertenkreisen. Aber wenn das Loch wieder kommt, bleibt es wohl wieder nicht für immer. Es kommt und geht ohne Rücksicht auf unsere Wünsche.
Ganz allgemein kann man sagen: Die Katastrophe, die man kennt, ist eine gute Katastrophe. Die Katastrophe, auf die man sich nicht verlassen kann, ist eine Zumutung. Am schlimmsten aber sind die Katastrophen, die sich groß aufplustern, um sich dann kleinlaut auf Dauer zu verkrümeln.
Wer denkt nicht mit Verdruss an das Ende des Waldsterbens! Es gab Zeiten, da konnte man sich ein Leben ohne Waldsterben überhaupt nicht mehr vorstellen. Und dann - weg war es. Der Enttäuschung folgte zwar die viel versprechende Warnung, dass wegen des nun ungebremsten Waldwucherns eine Verdunkelung der Landschaft droht. Aber auch daraus ist nichts Gescheites geworden. Wir können wohl beides, das Waldsterben und die Landschaftsverdunkelung auf Dauer abschreiben.
Deutlich besser steht es um die Polar-Eis-Schmelze. Das Eis schmilzt und schmilzt, den Eisbären wird es warm, eine Eisbärenrettungsindustrie ist bereits vor Ort. Die Schmelze könnte ein vollgültiger Ersatz für das oszillierende Ozonloch werden. Käme es jedoch anders, so wäre dies eine Katastrophe. Sollte die Eisschmelze schneller dahin schmelzen als das Eis, so wäre das Vertrauen in unsere Katastrophenfähigkeit nachhaltig erschüttert.
Eine andere, doppelte Meereskatastrophe entwickelt sich kräftiger als erwartet. Die Vermüllung der Weltmeere nimmt, so ist zu lesen, bedenkliche Ausmaße an. Und zugleich wird das Meer immer saurer.
Wer würde nicht sauer, wenn er so zugemüllt würde wie das Meer? Der Mensch kann immerhin seinem Ärger Luft machen. Das Meer muss den Müll stumm in sich hineinfressen und wird natürlich immer saurer. Eine ordentliche Mülltrennung könnte die Stimmung des Meeres heben. Aber wahrscheinlich gibt es selbst in Deutschland nicht genügend Mülltrennwarte, um die Mülltrennung auf allen Weltmeeren flächendeckend überwachen zu können.
Trotzdem kann man nicht ganz sicher sein, dass das Meer für alle Zeiten sauer bleibt. Erinnern wir uns an den sauren Regen, der bekanntlich für das Waldsterben verantwortlich war. Kaum war das Waldsterben verschwunden, da löste sich auch der saure Regen in Luft auf. Man hört und liest nichts mehr von ihm. Er ist wie vom Erdboden verschwunden.
Wird das saure Meer eines Tages genauso verschwinden wie der saure Regen?
Man weiß es nicht. Ebenso wenig weiß man, ob der saure Regen nicht eines Tages wieder kommt. Man tritt vor die Tür, und plötzlich ist er wieder da. Bleibt der saure Regen hingegen auf Dauer verschwunden, so stünden wir vor der nächsten Katastrophe. Unser deutscher Regen liefe Gefahr, sich einen gefährlichen Säuremangel zu zu ziehen.
Die Lage des Meeres ist noch prekärer. Es ist ja nicht nur sauer sondern auch salzig. Können unsere Meere auf Dauer gleichzeitig sauer und salzig sein? Kaum. Entweder sauer oder salzig, beides geht nicht. Bleibt das Meer sauer, so droht ihm früher oder später eine gefährliche Entsalzung. Einer solchen Entsalzung würde zwangsläufig eine katastrophale Übersüßung folgen. Wir sollten uns also darauf einstellen, dass die Weltmeere schon in naher Zukunft süß-sauer sein könnten.
Insgesamt herrscht zum Jahreswechsel eine katastrophale Ungewissheit, aufgehellt durch ein paar nicht minder katastrophale Lichtblicke.