Guter Beitrag! Als Wessi habe ich mit Pegida nicht viel am Hut. Deren Vorwurf an die Medien -Lügenpresse- mag zwar bei genauem Hinsehen und umfassend nicht stimmen; er hat aber in dem von Wendt beschriebenen Reflexen einer großen Zahl von Schreiberlingen eine sichere Ursache.
Ein Großteil der Misere des Journalismus liegt in seiner Schnelligkeit und im niedrigen Preis seiner Ressourcen: Noch in den 1980er Jahren kamen die dpa-Meldungen per Ticker rein und wurden einen halben Tag lang in der Redaktion gewertet und gewichtet, weil es eben nur 40 Seiten Zeitung für alle Nachrichten gab. In dieser Zeit konnte ein Redakteur auch mal nachrecherchieren. Und das meiste hatte sich bis dahin erübrigt. Heute sind dank Online die Ressourcen unendlich und sehr billig, es zählt vor allem die Schnelligkeit. Journalisten sind keine Redakteure mehr, sondern das, was früher die Agenturjournalisten waren: Contentschubser. Sie müllen die Leser mit Null-Informationen zu und muten diesen die Arbeit zu, die sie als Redakteure eigentlich selbst leisten sollten: Aussortieren des Nachrichtenmülls, der PR-Meldungen und der Politiker-Dummsprechblasen. Gerade diese Onlineredakteure sind jung, unerfahren, schlecht bezahlt und meist eher linksgrün angesiedelt. Ihnen fehlt nicht nur die Zeit, ordentlich zu arbeiten, sondern auch das Wissen, dass und wie man recherchiert. Twitter und Google ersetzen das Nachdenken und statt Hintergrundwissen werden einfach Fragen aus modernen Hexenprozessen gestellt: “Hat er KZ gesagt?? - Hurra, wir haben eine Schlagzeile!” So passiert es halt, dass z.B. ein Journalistendarsteller namens Martin Lauer bei VICE über Helmut Schmidt nichts anderes zu berichten weiß, als dass Schmidt homophob war und ausländerfeindlich, dass er Klimaleugner war und Sarrazin verteidigt hat - alles Todsünden im juste milieu des modernen Großstadtjournalismus und Grund für einen Artikel. http://www.vice.com/de/read/obwohl-helmut-schmidt-gestorben-ist-muss-man-seine-meinungen-kritisieren-duerfen-442 Das ist noch viel schlimmer als “Lügenpresse”: Das ist “Dilettantenpresse”. Und das sage ich, der ich Anfang der 1980er Jahre in einer Lokalredaktion volontiert hatte und seitdem als Fachjournalist arbeite.
Die deutschen Medien haben entweder nichts aus ihrer aktiven Rolle oder ihrem Versagen aus den beiden Diktaturen gelernt oder nichts verlernt. Sie wollen partout nicht begreifen, dass sie ihre zahlende Kundschaft in Form von Lesern, Hörern oder Sehern korrekt zu informieren und natürlich auch entsprechend zu unterhalten haben. Wenn man die ellenlange Liste jener betrachtet, die sich von einer widerwärtigen Diktatur dafür bezahlen ließen, dass sie die Bürger in einem damals noch einigermaßen funktionierenden Rechtsstaat ohne Konsequenzen desinformierten, dann frage ich mich, warum sich die anderen nicht mit diesen Ungeheuerlichkeiten befassen und auch, warum sich die von der Unterwanderung durch die Stasi betroffenen Medien es nicht für nötig halten, sich bei ihren Kunden zu entschuldigen. Stattdessen wird weiter desinformiert, aufgebauscht, abgewiegelt oder verschwiegen, Empörung oder Beifall in die falsche Richtung gelenkt, so dass man wirklich den Eindruck gewinnt, dass es den Medien gar nicht darum geht, den Geist des Artikels 5 GG zu erfüllen, sondern darum, sich über das Grundgesetz zu stellen, was zu fatalen Folgen führen wird.
Bravo! Eine treffliche Kombination aus gerechtem Helmut-Schmidt-Nachruf und kritischer Situationsbeschreibung! Die linksgrüne Erregungskultur ist aktuell dominierendes und polarisierendes Element im Alltag, Krisensymptom und Pegidagenerator zugleich. Ein bisschen erinnert es mich an die (untergehende) DDR: Dramatisieren und denunzieren. Die Linksgrünen empören sich täglich lautstark darüber, dass der (blöde) demokratische Rechtsstaat nicht vorsieht, nach Lust und Laune Kritiker (“Fremden-, Menschenfeinde, Rassisten, Nazis”) mundtot zu machen und behaupten mit fragwürdigem Erfolg als Opposition die Meinungshoheit. Verwunderlich, wenn nicht gar besorgniserregend, dass sie sich dabei auf eine aktivistische Gefolgschaft verlassen können.
Politischer Journalismus in Deutschland ist jetzt weitgehend Gesinnungs- und Kampagnenjournalismus. Im politischen Kampf (und mit Schaum vor dem Mund) fällt das den Protagonisten selbst nicht mehr auf. Andere Journalisten, die sich mit dieser Entwicklung kritisch auseinandersetzen, gibt es leider fast nur noch in kleinen Blogs, wie diesem hier.
Besser kann man die heutige Medienwelt nicht analysieren, danke! Es ist eine Schande wie die “Vierte Macht” mit ihrem Auftrag zur Information und ihrer Verantwortung umgeht. Liebe Leser macht bitte Werbung für achgut.com, vielleicht kommen dann noch mehr Menschen zum Nachdenken. “Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf” (Zitat, weiß aber nicht die Quelle). Ach ja, und Helmut Schmidt, nach diesem Format suchen wir heute vergeblich, entsorgt oder nicht mehr vorhanden…schade für uns und dieses Land.
Journalisten berichten nicht mehr neutral, sondern sie werden zu Kombattanten des politischen Kampfes. Sie wollen nicht mehr die kritischen Beobachter und Kontrolleure der Herrschenden und Mächtigen sein, sondern selbst zu den Mächtigen und Herrschenden gehören. Gegenüber der Politik geben sie sich als Volk aus, um Druck auf die Legislative auszuüben und gegenüber dem Volk geben sie sich als Staatsmacht aus, um Druck auf den Souverän auszuüben. Die künstliche, virtuelle Welt ihrer Redaktion halten sie für die Realität und die Realität für künstlich und virtuell, um sie mit einem verächtlichen Wisch ihrer Schreibfeder als bedeutungslos, unwichtig und unwahr zu negieren. Das die Spezies Homo Journalistis so handelt, hat wohl mutmaßlich etwas mit dem Verlust ihrer Bedeutung in der neuen digitalen Zeit zu tun, welcher das frühere, als standesgemäß erachtete soziale Prestige, allzu schmerzhaft schmälert. Aus schierer seelischer Not wird nun versucht die tradierte Herrlichkeit und Großartigkeit aus alten Tagen mittels eines Verschiebens der eigenen Selbstverständlichkeit zum kleinen oder großen Teilen kompensatorisch zu retten. Weil man als Schiedsrichter vom Tribünenpublikum zunehmend missachtet wird, da moderne Technik schleichend den eigenen Job übernimmt, so will man nicht blöd im am Rand rumstehen, sondern für eine, selbstverständlich dann die richtige! Mannschaft mitspielen, um sich wieder nützlich und wichtig zu fühlen. Das man damit ein feinjustiertes System von gesellschaftlichen Verantwortlichkeiten und Befugnissen schlimmstenfalls kollabieren lässt, wird dabei fataler Weise nicht gesehen.
Wer die Zeit des Terrorismus in den 70ern und die Reaktion des Staates in der Bundesrepublik Deutschland erlebt hat mit Rasterfahndungen, massiven Überwachungen, Absperrungen, massiven Personenkontrollen etc. weiß, dass Schmidt in seiner aktiven Zeit einen vollkommen ungeregelten, unkontrollierten Grenzübertritt und die damit verbundene Gefährdung der inneren Sicherheit niemals stattgegeben hätte.
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