Die herrschenden Politiker und die Kaste der Öffentlichkeitsmacher sind in die Falle der Selbstreferenzialität getappt. Die Parteien haben so effektiv ihre Günstlinge positioniert, die SPD so sehr Einfluß in der Presselandschaft aufgebaut, daß das gesamte Personal schon seit der Ausbildung dermaßen auf Linie ist, daß auch Zeitungen wie die FAZ nicht mehr mehrheitlich von klugen Köpfen gemacht werden. Die sind nicht auf dem Arbeitsmarkt verfügbar.
Den letzten Absatz sollte man sich einrahmen. Treffer!
Das Maß des Konformismus bleibt sich in den verschiedenen Perioden und Abschnitten unserer Geschichte vermutlich gleich. Es dürfte bei 60-70 Prozent der Bevölkerung liegen. Mit diesem Maßstab lassen sich nicht alle, aber doch viele politische Fehlentwicklungen und Wahlergebnisse erklären. Auch das Festhalten am Gewohnten und die mangelnde Kraft zur Erneuerung beruhen auf dieser soliden konformistischen Basis. Die politischen Herrschaften haben es noch immer gewusst, auf der Klaviatur der Anpassung zu spielen. Aus gutem Grunde wurde bei einem Systemwechsel oft das Erscheinungsbild der Zeitungen beibehalten. Neue Inhalte wurden dem Leser auf den ihm bekannten Drucktypen präsentiert. Der Konformist ist zufrieden, lehnt sich zurück und geht seinen Geschäften nach. Der Tatort oder die Tagesschau können für eine solche Praxis der Tarnung zunehmend als aktuelle Beispiele genommen werden. Konformismus fällt nicht vom Himmel auf die Erde. Er braucht sorgfältige Pflege und viele Gärtner. Daran ist der Mangel nicht groß. Der Konformismus von heute war in den 60er der Konformismus von morgen.
Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen. MARK TWAIN
Dieser DDR- Blick ist wirklich wieder da, man überlegt schon, ob einem die eigene Meinung laut ausgesprochen schaden kann. Nie hätte ich gedacht, dass sich dieses Gefühl 30 Jahre nach der Wende wieder einstellen würde. Damals haben wir uns Nischen gesucht, Freizeit mit Gleichgesinnten verbracht, einen zunehmend überschaubaren Freundeskreis gehabt. Kindern wurde beigebracht, zwischen offizieller und “Falschmeinung” zu unterscheiden. Es brodelte erst im Verborgenen und dann kam es doch recht schnell zum Umbruch. Heute ist das genauso, allerdings muss man den Kindern schon ziemlich engagiert die verschiedenen Seiten der Sicht auf die Welt nahe bringen, denn die von uns alimentierten Staatsmedien arbeiten sehr subtil an der Verblödung der Jugend ( siehe KIKA-Doku über interkulturelle Liebe oder eine Lindenstraßenfolge in der den Kindern der Islam erklärt wird). Geht man von der Parralelität der Ereignisse aus, stehen die Zeichen bald wieder auf Wende, ich denke, lange wird es nicht mehr dauern. Wir aus dem Osten , auch Dunkeldeutsche oder Pack genannt,stehen bereit, wir haben es ja schon mal gemacht…
Wahre Worte. Und um auf die Fernsehpreis Geschichte zu kommen, geriet ich am vergangenen Donnerstag zufällig auf die Verleihung der goldenen Kamera, vom ZDF übertragen. Fazit nach kurzer Zeit: Das war die seit langem größte Ansammlung von Hohlköpfen, die ich gesehen habe, alle in feinem Zwirn. Es war die schiere Selbstbeweihräucherung einer dekadenten, wohlstandsverwahrlosten Kaste. Der Höhepunkt war die Heiligsprechung eines türkischen Doppelpassinhabers, der schon durch Volksverhetzung aufgefallen war und das ausgerechnet durch eine Geschäftsführerin der “Funke” Mediengruppe. Da konnte man nur den Abschaltknopf betätigen, um das eigen Ansehen zu bewahren.
Ach, was bin ich geknickt heute morgen. Gerade beim Frühstück der Bericht über eine gestrige Party unter Jungjuristen, alle um die 30, die Zukunft der Jurisprudenz in der Hauptstadt. Am späten Samstag Abend - schon bier-und weinselig kommt die Rede auf Politik. Und jemand wagt es, die Kanzlerin in Frage zu stellen. Sofort scharen sich die Aufrechten um diese Unperson und betrachten sie neugierig, verwundert, verächtlich. Denn, da ist man sich einig, sie arbeite doch wirklich sehr gut, die Kanzlerin, was sie tue, sei doch alles sehr begrüßenswert, einfach alles. Auf jedes Argument des EINEN Zweiflers in der Runde hagelt es vorwurfsvolle Fragen: Bist Du etwas FÜR Atomstrom? Willst Du etwa den armen Menschen aus Syrien NICHT helfen? All die gutgekleideten Jungakademiker, nicht selten mit Prädikatsexamen sind moralisch vollkommen eins, das schwarze Schaf in ihren Reihen verstummt beschämt und hilflos. Und ich, die Alte, kann nicht fassen ,was ich heute morgen höre. Sind sie schon wieder so gleichgeschaltet, selbst die Hochgebildeten, selbst die Klugen, die künftige Judikative noch dazu? Ich könnte heulen….
Es regt zum Nachdenken an, was Dirk Maxeiner schreibt. Wir grau gewordenen EX - “DDR” ler waren stolz und optimistisch, seit der Flucht oder seit 1989 auf den “DDR” - Blick verzichten zu können, wenn uns auch zuweilen die Meinungsvielfalt zu irritieren vermochte. Dass sie die Hefe im Gärungsprozess der Demokratie darstellt, mußten wir oft erst lernen. (Wobei uns dumme linke Argumente schmerzten und dies immer noch tun.) Inzwischen ist es leider tatsächlich so, dass ich bestimmte Themen in bestimmen Umfeldern besser nicht anschneide. Weniger aus Angst vor Konsequenzen, mehr aus Harmoniebedarf. ( Man ist schließlich im Alter vor derartigen Einschränkungen nicht gefeit.) Wobei die Vergleiche mit den “DDR” - Gegebenheiten hinken. Dort waren die Fronten klarer, hier und jetzt sind sie subtiler, versteckter wenn man so will. Wenn ich aber im obigen Text “sprechen” durch “schreiben” ersetze, ist die Achse an sich schon ein Gegenargument. Lieber Dirk Maxeiner, das wissen Sie selbstverständlich, aber es muss und sollte hier von einem treuen Leser angemerkt werden. Ich denke, aus der Achse ist inzwischen eine Kurbelwelle mit gehörigem Rotationsmoment geworden, auf die der politische Diskurs Deutschland nicht verzichten kann, und auf die auch in zwanzig Jahren noch mit historischem Interesse - und mit Gewinn ! - geblickt werden wird.
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