Henryk M. Broder / 30.01.2015 / 15:12 / 8 / Seite ausdrucken

Wo er Recht hat, da hat er Recht. Leider.

Im Zweiten Weltkrieg wollten die Deutschen Europa erobern. Das ging schief. Man hat ihnen nach der Niederlage dennoch die Hälfte ihrer Schulden erlassen und beim Wiederaufbau geholfen. Die Griechen, denen man von Korruption bis Schlamperei alles Mögliche vorwerfen kann, sind nicht einmal in die Nähe solcher Schuld geraten. Dennoch wurde ihnen ein Sozialvernichtungsprogramm zugemutet, das keine demokratische Gesellschaft aushalten kann.

Es sollte den Deutschen, der Amerika-Freundin Merkel zumal, zu denken geben, dass man ihren volkswirtschaftlichen Dogmatismus von der anderen Seite des Atlantiks aus nur mit Kopfschütteln quittiert. Um Recht zu behalten, riskiert man keine Rezession. http://www.spiegel.de/politik/ausland/augstein-kolumne-merkel-und-griechenlands-linkskurs-a-1015614.html

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Enrique Mechau / 31.01.2015

Herr Broder, ich gebe Ihnen Recht. Leide ist unsere Frau Staatsratsvorsitzende nicht ausreichend in Demokratie und Wirtschaft geschult um ein wirksames Korrektiv zu sein.

Martin Wessner / 31.01.2015

Es ist sogar noch schlimmer. Leider. Die Deutschen von Damals, die hatten eine ganz andere demographische Zusammensetzung als die Griechen von Heute. Die griechische Gesellschaft des Jahres 2015 schrumpft und vergreist im Vergleich sogar noch wesentlich dramatischer als die deutsche das tut. Die Deutschen von Damals hätten, selbst wenn man ihnen keinen einzigen Taler ihrer Schulden erlassen hätte, immer soetwas wie ein Wirtschaftswunder auf die Beine gestellt, ganz einfach, weil die ökonomischen, sozialen und politischen Rahmenbedingungen einen wirtschaftlichen Erfolg der in doppelter Hinsicht jungen Republik gradezu zwangsläufig erzeugen mussten. Da hätte man schon Walter Ulbricht bitten müssen, im Nebenjob die Amtsgeschäfte des Bundeskanzlers in Bonn mit zu übernehmen, um das noch erfolgreich zu verhindern. Den Griechen von Heute würde es indes noch nicht einmal helfen, wenn man ihnen 100% ihrer Schulden erlassen und ihnen zusätzlich noch ein rückzahlungsfreies Hilfspaket über die selbige Summe(300 Milliarden Euro) angedeihen lassen würde. Ein Land, dessen Bevölkerung in rund 15 Jahren zu fast der Hälfte aus Rentnern bestehen wird, und das jetzt schon aufgrund seiner ungelösten maroden Strukturen und seiner großen Konfliktpotentiale quasi eine gescheiterte Nation darstellt, mit diesem maladen Gemeinwesen ist wahrlich kein Staat mehr zu machen. Der große “Grexit”, der wird wohl nicht zu vermeiden sein. Nur halt in einem anderen inhaltlichen Sinnzusammenhang, als wir ihn bisher kennen.

Karl Mallinger / 30.01.2015

Um es hier auch nochmal zu wiederholen: Die Griechen WOLLTEN unbedingt in den Euro, Griechenland war so versessen auf den Euro, dass es sogar Wirtschaftsdaten gefälscht hatte, um in die Euro-Zone aufgenommen zu werden. Dann stellte sich heraus, dass der Euro als Währung viel zu hart für die griechische Wirtschaft ist und die griechische Volkswirtschaft überfordert. Daraufhin wollten die Griechen plötzlich, dass Deutschland einfach mal für diesen Fehler Griechenlands zahlen soll - und zwar bedingungslos und auf unabsehbare Zeit, “einfach so”!  Da hat Angela Merkel NATÜRLICH sinngemäß gesagt: “Wenn ihr in Griechenland Hilfe von der EZB im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen wollt, um im Euro verbleiben zu können, dann bitteschön müsst ihr auch Gegenleistung zeigen, wie die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland, durch ein hartes Reform- und Sparprogramm, damit die griechische Wirtschaft fit wird für den Euro. Das wird hart, aber die baltischen Staaten haben erfolgreich vorgemacht, dass es geht. Oder, wenn ihr das nicht wollt, dann müsst ihr den Euro eben wieder verlassen”. Was hätte Merkel auch sonst sagen sollen? Ich bin 1967 geboren, aber es gibt kaum noch Deutsche, die so weit vor 1945 geboren wurde (wenn sie ÜBERHAUPT vor 1945 geboren wurden), dass sie irgendeine Schuld für den zweiten Weltkrieg tragen. (Und übrigens: 20-25% aller Deutschen haben inzwischen Migrationshintergrund: Mesut Özil, Pinar Atalay und Co lassen grüßen.) Deutschland hat sehr wohl auch Reparationen gezahlt, nachdem schon in den 1950er Jahren - also sehr bald nach Kriegsende, zumindest in Westdeutschland das Wirtschaftswunder einsetzte. Und jetzt die heutigen Schulden der Griechen, bei denen ein solches Wirtschaftswunder NICHT abzusehen ist, gegenüber den damaligen Schulden der Deutschen aufzurechnen ist schon von daher einfach nicht angemessen. Griechenlands Schulden, bzw. deren Rückzahlung, werden hinter vorgehaltener Hand sowieso schon abgeschrieben, aber die ANSPRUCHSHALTUNG der Griechen, die wird keineswegs nur in Deutschland als unverschämt empfunden. Ich empfehle dazu den Essay von Leon de Winter im “Spiegel” 20/2010: “Zurück zur EWG Ein Plädoyer für die Abschaffung des Euro” ...wo Leon de Winter u.a. auf genau diese griechische Anspruchshaltung eingeht. Also sehe ich beim besten Willen NICHT, wo Jakob Augstein - dem es übrigens freisteht, sein nicht unerhebliches Privatvermögen ganz oder teilweise an Griechenland zu spenden - “Recht” haben sollte.

Michael Haimerl / 30.01.2015

Also wenn man das was die Griechen bisher taten als Sparen bezeichnet, dann verliert der Begriff seine Bedeutung. Mal wieder die deutsche Kriegsschuld heranzuziehen kann man Augstein nicht übel nehmen, der braucht halt seine Tricks um zu überleben.

Dirk Ahlbrecht / 30.01.2015

Kommen Sie, Herr Broder. Augstein beleuchtet doch lediglich den halben Kuchen und um dann zu behaupten diese Hälfte sei der ganze. Die an der Griechenland-Krise beteiligten Staaten und Organisationen haben Fehler gemacht. Die EU unter Führung Deutschlands im Verbund mit IWF und Weltbank auf der einen Seite; und die Griechen auf der anderen. Und keine der beiden Seiten hat sich, gleich aus welchen Gründen, getraut, das Richtige zu tun. Griechenland schon vor Zeiten aus dem Euro zu entlassen und in diesem Zusammenhang den Griechen auch Schulden zu erlassen (größtenteils) bzw. zu stunden, damit die Griechen mit einer an die griechische Wirtschaftsleistung angepassten Währung wieder auf die Beine kommen. Ein solcher Schritt hätte allerdings Frau Merkel in Deutschland möglicherweise das Amt gekostet; und weshalb er unterblieb. Nun steht allerdings viel mehr auf dem Spiel. Und da hat Augstein natürlich Recht.

Günther Pages / 30.01.2015

Sehr geehrter Herr Broder, woher nehmen Sie den Sachverstand her ? mfG Günther Pages

Andreas Pramesberger / 30.01.2015

Sehr geehrter Herr Broder, nein, Herr Augstein hat, wie fast immer, nicht recht. Denn immer, wenn die Linken - vorgeblich -  irgendetwas “retten” sollen, in dem Fall sogar nicht weniger als den Kapitalismus, wird übersehen, dass es linke Umverteilungspolitik war, durch die sich Griechenland in Schulden stürzen konnte. Bevor also die neue griechische Regierung den Kapitalismus in der EU rettet, wäre ich dafür, ihn erst mal einzuführen. Wer nach marktwirtschaftlichen, und nicht nach ideologischen Regeln handelt, würde keine Milliardenkredite an ein notorisch bankrottes Land vergeben. Wer nach marktwirtschaftlichen, und nicht nach planwirtschaftlichen Regeln handelt, hätte auch gar nicht die Verfügungsgewalt darüber und auch gar nicht die Möglichkeit, andere, sprich den Steuerzahler, dafür haften zu lassen. Das alles ging nicht nur in der ehem. Sowjetunion, es geht auch in der EU, wo die Nomenklatura, von niemandem gewählt und auch niemandem Rechenschaft schuldig, nach Lust und Laune die Notenpresse anwirft und Schulden der Allgemeinheit umhängt. Mit freundlichen Grüßen Andreas Pramesberger

Thorsten Haupts / 30.01.2015

Ach, Augstein hat recht? Leiden inzwischen alle unter Gedächtnisschwund? Zu den Fakten: 1) Es gab bereits einen erheblichen Schuldenschnitt, vor gerade einmal 3 Jahren. Schon vergessen? 2) Es gab ausser Kürzung von Sozialleistungen absolut keine nennenswerte Reform der griechischen Steuer- und Wirtschaftspolitik. Ebenso vergessen? Und jetzt also noch einmal einen Schuldenschnitt, damit die Griechen genug Luft bekommen, sich wieder auf 170% der Wirtschaftsleistung zu verschulden und bis dahin weiterzumachen, wie bisher? Warum sagen wir dann nicht gleich die Wahrheit - dass ein halten Griechenlands innerhalb der Eurozone und der EU bedeutet, das Land jährlich mit einer zweistelligen Milliardensumme zu stützen, damit dessen Politiker ihre Betrugs- und Klientelpolitik fröhlich weitertreiben können? Oder ist das zu ehrlich für den deutschen Michel, der das vieleicht nicht mögen könnte? Denn die zweistellige Milliardensumme pro jahr würde ganz wesentlich aus Deutschland kommen müssen. Gruss, Thorsten Haupts

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