Der Kampf zwischen den diversen Akteuren der Porsche-VW-Schlacht geht erkennbar in die letzten Runden. Doch – was kann man denn schon noch zweifelsfrei erkennen bei dieser Auseinandersetzung, die an Clankriege in fernen Ländern erinnert? Nun gut, unsere Teilnehmer hier sind besser angezogen. Aber ein ähnlicher, männlicher Wahn herrscht allerorten.
Sehr bezeichnend, dass Ministerpräsident Wulff vor kurzem zum Häuptling „Offenes Wort“ ernannt wurde – von den Veranstaltern der Bad Segeberger Karl-May-Festspiele. Die müssen es ja wissen. Eher gepasst hätte wohl: „Der mit dem Fuchs tanzt“, denn als solcher sieht sich sicherlich Ex-VW-Chef Piech, der sein Lebenswerk mit einer wiedervereinigten Volks-Porsche-Wagen-Firma krönen möchte: Alles unter einem Dach. Und der Vertrieb in Österreich weiter fest in Piech-Hand. „Wie viele Steaks kann ich am Tag essen?“, fragte einst Michael Bloomberg, als er über die Auswirkungen seines Reichtums gefragt wurde. Darum aber geht es erkennbar nicht. Es geht um Phantasien, um Macht, um „besser-sein-als der-da“. Um 18 gegen 12 Zylinder. Um Nachruhm. Darum muss sich momentan Häuptling Wulff weniger sorgen als um die Industriefirmen in Niedersachsen, von denen fast 50 staatliche Beteiligung aufweisen und hin und wieder auch mal verteidigt werden müssen. Aber gegen seinen Kollegen Oettinger in Stuttgart hat er einige Totems gewonnen – der hat seine Wigwams nicht ordentlich bewacht. Daher instrumentalisiert man nun alles was man hat, darunter den Arbeiterführer Hück aus Stuttgart-Zuffenhausen, der mit dem Cayenne in die Schlacht fahren würde, ließe man ihn denn. Klingt doch fast wie „Cheyenne“, oder? So kann er nur – ohnmächtige – Wut artikulieren angesichts der Niedertracht aus Niedersachsen. Derweil munitionieren die Schlachtenlenker jeweils die naheliegenden Medien, die dann, je nach Standort, schon den Rücktritt des einstigen Porsche-Retters Wiedeking verkünden, oder auch die Tatsache, dass der rettende Scheich aus dem Morgenland vor der Tür stehe – und zwar vor der in Zuffenhausen. Mit sieben Milliarden in der Tasche seines Gewandes. Für Porsche. Das walte Manitou! Wollen wir doch mal sehen, und zwar bei den Aufsichtsratssitzungen von VW und Porsche – beide am 23. Juli. In Stuttgart. Da soll Unterhäuptling Oettinger zur Niederlage noch die Schmach hinzugefügt bekommen. Vielleicht, ganz vielleicht, haben die Krieger des Ferdinand Piech, seinerseits nicht für diplomatische Feinheit bekannt, den Bogen etwas überspannt und sowieso die falschen Pfeile aufgelegt. Dem Stuttgarter wird noch etwas einfallen. Und Piech-Vetter Wolfgang Porsche mit seinem erzürnten Wiedeking wohl auch, der den Vorsitz seiner angeschlagenen Investmentbank mit angeschlossener Autowerkstatt nicht aufgeben will. Vetternwirtschaft, wohin man blickt, mit ganz neuem Unterton.
Gottlob, die Show geht weiter! Und das nächste Mal befassen wir uns dann mit dem Niedergang einer traditionsreichen Familie von Autoherstellern, denen der Fanatismus den Blick auf das verstellt hat, was not tut: gute Produkte bauen. Ruft den Medizinmann!