Das ist fabelhaft, aber dennoch Metaphysik: “Denn wenn unser Leben tatsächlich vorhersehbar und berechenbar wäre, würde das ja bedeuten, dass die Zukunft feststeht. Wenn aber die Zukunft feststeht ist, wo ist dann die Freiheit?” Wenn in der unbelebten Natur die Entropie stetig zunimmt und in den organisierten intelligenten Systemen ab, dann gibt es rein hypothetisch in der Zukunft lokale Punkte maximaler Organisation, wo es nicht mehr weiter geht. Freiheit dann = Null. Ausweg: Die Systeme machen Fehler, die Strukturen zerstören sich selbst, um mit neuen Anfangsbedingungen unter der unbarmherzigen Knechtschaft der Thermodynamik von vorn zu beginnen. Sisyphos lässt grüßen! Man kann die Zukunft derzeit zwar nicht komplex genug vorausberechnen, aber es gibt immer Leute, die zutreffende Vorhersagen machen. Das ist ein Auswahlproblem, keine Frage der Mathematik. Dass es auch kein Glaubwürdigkeitsproblem ist, sieht man beispielsweise an den Vorhersagen der Begründer des Christentums. Je perfekter die Gegenwart schon ist, um so weniger wird sich in der Zukunft verändern. Insofern ist Ihre These als Überschrift ein gelungenes Produkt aus einer sehr unfertigen Zeit.
Ich freue mich aufs Buch. Am Samstag kommt es. Hoffentlich ist wirklich genung Atomstrom vorhanden um die Windräder anzutreiben. Ich lese nämlich nur mit naturstrombefeuerten Licht.
Ein Genuss, dies zu lesen. Ich habe mich prächtig amüsiert. Der etwas schräge Humor trifft genau die Synapsen meines Hirns, die mir mein Leben lebenswert machen. Ich als Techniker wünschte mir schon, dass Herr Ebert mit seiner leichten Art uns den Stress der Gegenwart nehmen könnte. Aaaber….. leider gibt es da einen Haken. Die “technische Zukunft” ist etwas anderes als die gesellschaftliche oder politische Zukunft. Ich vermute, dass sich seinerzeit nicht wenige Zeitgenossen bei Göbbels Rede im Sportpalast (“Wollt ihr den totalen Krieg?”) schon darüber im Klaren waren, wie die Zukunft aussehen wird. Was ich damit sagen will: Die - wahrscheinlich richtige - Erkenntnis Eberts nimmt uns nicht die Mühe und Arbeit ab, die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen mit Sorge zu beobachten und zu versuchen, diese mit Aktivitäten unterschiedlichster Art in eine wünschenswerte Richtung (selbst hier hauen wir uns mitunter die Köpfe ein, diese zu definieren) zu lenken. Mal ehrlich: Wenn wir die technischen Fortschritte der letzten 50 Jahre mit denen der Gesellschaftlichen vergleichen, welche schneiden da besser ab? Haben wir die Kriminalität in den Griff bekommen? Können wir heute unsere Häuser unverschlossen halten? Ist die Bevölkerung mündiger geworden? Werden wir besser informiert? Warum muss es überhaupt die Achse geben? Gehen wir respektvoller miteinander um? Haben wir die Arbeitslosigkeit in den Griff bekommen? Leben wir die Freiheit, die die Väter des Grundgesetzes sich vorstellten? (Demokratie, Meinungsfreiheit…) Um die “technische Zukunft” mache ich mir eigentlich wenig Sorgen. Wenn wir in Deutschland die Gentechnik ablehnen, Kernkraft (Spaltung und Fusion) nicht wollen und zukünftige Forscher nur noch auf Mittelmaß schulisch bilden, dann werden dies halt andere Länder übernehmen. Aber wo landen wir gesellschaftlich? Dies ist meine Sorge!
Da könnte man schon mal fragen, zu was eine jährlich Nobelpreisträgertagung mit Diskussionen über Zukunftstrends nütze ist, außer als gesellschaftliches und PR-Ereignis. Um heute einen Nobelpreis zu erhalten, muss man sehr viel Glück haben und auf einen winzigkleinen Ausschnitt eines Fachgebietes fokussiert sein. In der Realität wird dann jemand, der sich sein Forscherleben lang z.B. mit dem Signalaustausch zwischen Körperzellen befasst hat, nach seiner Meinung - “als Nobelpreisträger” - z.B. zum Klimathema gefragt. Würde der Interviewer seinen Nachbarn fragen, wäre die Wahrscheinlichkeit einer sinnvollen Aussage kaum größer.
...und über die Vergangenheit gibt es auch nicht nur eine Meinung. Der Blick in die Zukunft ist getrübt und der Blick in die Vergangenheit ist verstellt - immer von unseren eigenen Vorstellungen und Erfahrungen. Menschlich eben! Danke für diesen humorigen Artikel als kleinen Tritt vor´s Schienbein der Bescheidwisser, Experten und Welterklärer und gegen mein eigenes… Thomas Schade
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