Henryk M. Broder / 25.11.2009 / 08:41 / 0 / Seite ausdrucken

Von Gaza nach Pune und nicht zurück

Ich hab da mal eine Idee, wie man das soziale Klima und die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik schlagartig verbessern und nebenbei den Nahostkonflikt lösen könnte.

Millionen von Indern leben in Slums. Ohne Wasser, ohne Strom, ohne sanitäre Anlagen, in Holzverschlägen und Wellblechhütten. Weil wir ein paar Filme aus Indien gesehen haben („Slumdog Millionaire“), meinen wir zu wissen, wie es in den Slums aussieht. Wir wissen gar nichts. So wie wir keine Ahnung haben, wie es auf dem Mond aussieht, obwohl wir die vielen NASA-Satellitenbilder gesehen haben.

Meine Idee basiert auf den „Reality-Shows“, die im deutschen Fernsehen laufen, z.B. „Dschungelcamp“. Es sind natürlich nur bedingt „Reality-Shows“, denn die Teilnehmer sind Promis der C,D und E-Klasse wie Peter Bond, Julia Siegel und Nico Schwanz, die nur „Ich bin ein Star, holt mich her raus!“ rufen müssen, um den „Dschungel“ wieder verlassen zu können.

Die Reality-Show, die mir vorschwebt, würde heißen: „Lasst mich rein! Ich mach alles!“ Zehntausend Sozialhilfe-Empfänger, die sich natürlich freiwillig gemeldet haben, weil sie der sozialen Kälte der Bundesrepublik entfliehen möchten, werden nach Indien geflogen und bekommen eine Hütte in einem der Slums in Pune,  die nicht ganz so schlimm sind wie die in Mumbai oder Kalkutta, wo Günter Grass gelebt hat.  Einige deutsche TV-Teams fliegen mit, um täglich über das Schicksal der neuen Slumbewohner zu berichten, so wie auf RTL, SAT1 und VOX ständig über deutsche Auswanderer in der Türkei, in Thailand und auf Mallorca berichtet wird.

Ich wette meine signierten Originale von Manfred Deix, dass innerhalb von höchstens zwei Wochen das Jammern und Klagen über die soziale Kälte in der Bundesrepublik verstummen würde und dass die Sozialhilfeempfänger anfangen würden, Dankesbriefe und Blumen an Angela Merkel zu schicken. Als flankierende Maßnahme dazu müsste man etwa 100.000 Inder in die Bundesrepublik holen, jedem 1.000 Euro Startkapital geben und sie in den „sozialen Brennpunkten“ ansiedeln. Mit dieser Anschubfinanzierung von nur hundert Millionen Euro würde man es den Indern ermöglichen, kleine Geschäfte und Werkstätten aufzumachen und so eine Binnennachfrage schaffen, die die Wirtschaft nachhaltig ankurbeln würde. Auch darüber sollten RTL, SAT 1 und VOX täglich berichten, dann würde es nicht lange dauern. bis auch der Ministerpräsident von NRW „Inder statt Kinder“ rufen würde und alle allein erziehenden Mütter der Bundesrepublik sich nichts sehnlicher als einen indischen Mann wünschen würden.

Aber das ist noch nicht alles. Zugleich sollten etwa 10.000 Palästinenser aus dem total überfüllten Gaza-Streifen ihre Häuser mit zehn Tausend Indern aus einem Slum bei Pune tauschen. Es würde keine zwei Wochen dauern und die Palästinenser würden für ihr „Right of Return“ demonstrieren, was freilich nichts nutzen würde, weil über ihre Demos weder die „Times of India“ noch der „weltspiegel“ der ARD oder das „auslandsjournal“ des ZDF berichten würden. Umgekehrt würden sich die Inder in Gaza über ihre Lebensbedingungen vor Freude nicht mehr einkriegen, Arabisch lernen und die marode Wirtschaft innerhalb von ein paar Monaten sanieren. Das würde zum einen den Palästinensern zugute kommen und zum anderen die Israelis veranlassen, die Blockade von Gaza aufzugeben. Denn die Inder würden nicht nur für ökonomischen Aufschwung sondern auch für innere Sicherheit sorgen. Und so hätten alles was von: Die Palästinenser, die Inder und die Israelis.
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